Chartae Cthulhiana

02.04.2019 von Marcus Pohlmann

Chartae Cthulhiana

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Erscheinungsdatum: 30.10.2018

Sprache: Deutsch

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Kommerziell erhältliche Abenteuer für das Cthulhu-Rollenspiel, besonders die heimischen Veröffentlichungen von Pegasus Press, sind in der Regel detailliert und umfassend ausgestaltet. Dennoch kommt es immer wieder vor, dass der Spielleiter kurzfristig auf zusätzliche Entwicklungen innerhalb der Spielrunde reagieren muss. Hier sollen die Chartae Cthuliana Abhilfe schaffen – eine Kartensammlung mit verschiedenen thematischen Schwerpunkten.

Was steckt drin?

In der Schachtel liegen vier Decks mit unterschiedlicher Kartenanzahl. Die achtseitige Anleitung gibt dem Spielleiter einige Hinweise zur Verwendung der Karten an die Hand und liefert Erläuterungen zu den Angaben.
„Das Deck der ausgefallenen Personen“ umfasst 72 Karten mit Nichtspielercharakteren aus den 1920er Jahren. Auf der Vorderseite findet sich ein Porträtfoto der Person sowie der Name. Die Rückseite ist den regulären Spielwerten vorbehalten. Zusätzlich finden sich hier weitere Informationen, beispielsweise Hintergründe und Motivationen, wichtige Besitztümer oder die Beziehung zu anderen Personen. Die Bandbreite reicht hier von Archäologe und Altertumsforscher über Domina und Musikerin bis hin zu Clown und Spionin.

Die Decks für den Spielleiter

Die Decks für den Spielleiter

Nur eine Karte weniger hat „Das Deck der Waffen und Artefakte“ – allerdings sind die meisten Karten hier doppelt vertreten. Bei diesem Deck zeigt die Vorderseite den jeweiligen Gegenstand, meist grade im Einsatz. Die Rückseite enthält die spielrelevanten Angaben, unter anderem auch die typische Epoche und die Kosten. Darüber hinaus sind noch, falls vorhanden, die Sonderregeln für den Gegenstand aufgeführt, sowie einige allgemeine Informationen über Ursprung und Einsatzgebiete. Klassische Waffen wie die Elefantenbüchse oder die Tommy Gun sind in dem Deck ebenso vorhanden wie moderne Ausrüstungsgegenstände, beispielsweise eine AK-47 oder Pfefferspray. Einige außerirdische oder okkulte Artefakte finden sich ebenfalls unter den Karten, so der Nebelprojektor der Mi-Go oder das Karotis-Gift der Schlangenmenschen.

„Das Deck der Phobien“ mit seinen 51 Karten umfasst nicht nur die erwähnten Geisteskrankheiten, sondern teilt sich in drei Bereiche auf. Karten für Anfälle von Wahnsinn und Zwangsstörungen vervollständigen das Deck. Auch hier wird die jeweilige Störung durch eine Illustration auf der Kartenvorderseite veranschaulicht. Die Texte auf der Rückseite unterscheiden sich dagegen zwischen den Untergruppen der Karten. Phobien und Zwangsstörungen liefern eine Zustandsbeschreibung, Spielauswirkungen und Heilansätze. „Typische“ Investigatorenerkrankungen wie Xenophobie oder Pyromanie sind hier ebenso aufgeführt, wie exotischere Störungen, beispielsweise Amenomanie oder Odontophobie. Die Anfälle von Wahnsinn geben dagegen eine aktuelle Beschreibung der Situation und beeinflussen direkt das Verhalten eines Charakters. Dies reicht vom einfachen Ohnmachtsanfall bis hin zu gewalttätigen Ausbrüchen.

Jeder hat so seine Vorlieben

Jeder hat so seine Vorlieben

Das vierte und mit 46 Karten kleinste Deck trägt den schönen Titel „Das Deck der unerfreulichen Ereignisse“. Auf der Vorderseite illustriert eine Zeichnung das Ereignis, während der Text auf der Rückseite inhaltlich darauf eingeht. Während der verdorbene Tintenfisch im Restaurant oder Alpträume einfach nur unangenehm sind, können ein Raubüberfall oder der Brand im Hotel schon gravierendere Auswirkungen auf den Charakter haben. Die Todesszene schließlich lässt wenig Interpretationsspielraum.

Wie werden die Karten genutzt?

Es gibt für den Spielleiter im Verlauf eines Abenteuers mehrere Möglichkeiten die Karten zu nutzen. Beispielsweise lassen sich schnell weitere Nichtspielercharaktere oder Ausrüstungsgegenstände improvisieren. Durch die Karten ist zudem eine „geheime“ Kommunikation mit einzelnen Spielern möglich, so das der Rest der Runde über bestimmte Entwicklungen im Unklaren bleibt. Schließlich lassen sich die verschiedenen Decks als Inspirationsquelle oder Hilfestellung für ein eigenes Abenteuer nutzen.

Sind die Karten nützlich?

Mir hat es besonders das Deck mit den Personen angetan. Es gibt praktisch für jede Gelegenheit einen passenden NPC, der sich außerdem nach Bedarf noch modifizieren lässt. Grade wenn die Spieler vom vorgegebenen Abenteuerpfad abweichen, spart dies Zeit und unterbricht nicht den Spielfluss. Auch die Anfälle von Wahnsinn haben sich als ausgesprochen nützlich erwiesen, kann der Spielleiter einen Spieler doch so unauffällig auf eine Veränderung seiner Psyche hinweisen. Die restlichen Karten des Decks dienen eher der Zusammenfassung von Geisteskrankheiten und haben, zumindest in meiner Runde, keinen großen direkten Einfluss.

Die Ereignisse kommen bei mir eher beim Entwurf eines neuen Abenteuers zum Tragen – und werden entsprechend in die Handlung eingebaut. Direkt im Spielgeschehen empfinde ich sie dagegen meist als unpassend. Ausnahmen wie beispielsweise die Besessenheit oder Visionen können dagegen durchaus nützlich sein. Als reine Nachschlage-Kartei dient mir schließlich das Waffendeck. Alle Angaben finde ich auch verteilt auf verschiedene Regelwerke – einzig die Suche entfällt. In diesem Deck hätte ich mir einen Verzicht auf die zahlreichen doppelten Einträge gewünscht – stattdessen lieber einige Mythos-Bücher.

Killer-Clown und Femme Fatale

Killer-Clown und Femme Fatale

So grundverschieden wie der Inhalt, so ist auch die Aufmachung der vier Decks. Die Personen-Karten werden mit zeitgenössischen Fotografien bebildert. Für die restlichen Decks haben verschiedene Illustratoren ihre Werke beigesteuert. Die Phobien nutzen einen comicartigen Stil mit schraffierten Buntstiftzeichnungen – sehr passend, teils auch mit hintersinnigem Humor gezeichnet. Die Ereignisse sind dagegen deutlich finsterer gehalten, treffen aber die jeweilige Thematik sehr gut. Der Stil der Illustrationen des Waffen-Decks ist dagegen eher schwammig, ohne scharfe, klare Konturen. Die eigentlichen Waffen sind zudem häufig nur schwer zu erkennen und treten in den Hintergrund. Für mich, sowohl inhaltlich wie optisch, das schwächste der vier Decks.
Wie gewohnt liefern Pegasus Press auf ihrer Homepage einen detaillierten Blick auf die Box.

Die Chartae Cthuliana sind zwar nicht zwingend für eine Rollenspielrunde nötig – erleichtern dem Spielleiter jedoch durchaus die Arbeit.

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