Ausrüstungskompendium

06.08.2014 von Marcus Pohlmann

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Erscheinungsdatum: 01.07.2014

Sprache: Deutsch

Ich weiß auch nicht, woher die Fixierung von Rollenspielern auf Ausrüstung, magische Gegenstände und Schätze kommt. Fest steht jedoch, dass es wohl kein Spielsystem, unabhängig vom Genre, gibt, bei dem keine exzessiven Listen mit Gegenständen vorhanden sind. Auch das Fantasy-Rollenspiel Pathfinder macht hier selbstverständlich keine Ausnahme und so überrascht es wenig, dass Ulisses Spiele mit dem Ausrüstungskompendium einen mächtigen Band herausbringt, der sich nur auf dieses Thema konzentriert.

Das Quellenbuch ist mit seinen knapp über 400 Seiten sehr umfangreich ausgefallen und teilt sich in insgesamt sechs Kapitel auf, die von einem knapp 50seitigen Anhang abgerundet werden. Der Aufbau der Kapitel ist dabei weitgehend identisch, so widmen sich die ersten Seiten den regeltechnischen Informationen, beispielsweise der Auswirkung auf bestimmte Fähigkeiten oder die Verwendung besonderer Materialien zur Herstellung der Gegenstände, danach folgt eine Tabelle, in der alle Objekte mit ihren Spielwerten zusammengefasst sind. Im eigentlichen Hauptteil des Kapitels werden dann die Gegenstände, häufig mit Bild, mal mehr mal weniger ausführlich vorstellt.
Das erste Kapitel widmet sich den, für den ambitionierten Abenteurer, wahrscheinlich wichtigsten Gegenstände, nämlich Waffen und Rüstungen. Hier finden sich viele normale Dinge, angefangen bei der einfachen Lederrüstung oder der Holzkeule bis hin zu solchen Exoten wie dem Klar, einem aus einem Tierschädel hergestellten Schild oder dem goblinoiden Hundsschnitter, einem modifizierten Säbel. Auffällig ist dabei die Anzahl der Ausrüstungsgegenstände, die ihren Ursprung im asiatischen, besonders im japanischen Raum haben. Abgerundet wird dieses Kapitel noch mit einigen Schwarzpulverwaffen, eher ungewöhnlich für ein Fantasy-Setting.
Mit der ganz alltäglichen Ausrüstung befasst sich das zweite Kapitel. Hier listen die Autoren Gegenstände des täglichen Bedarfs, Werkzeug, Lebensmittel und Kleidung auf. Sogar verschiedene Dienstleistungen, Haus- und Nutztiere sowie Transportmöglichkeiten haben in diesem Kapitel ihren Platz gefunden. Die Bandbreite reicht dabei von der einfachen Fackel, über das Glas mit Blutegeln zum Aderlass bis hin zu Apfelschnaps und Kaffee für den gestressten Abenteurer. Der zweite Teil dieses Kapitels steht ganz im Zeichen der Alchemie und der Leser bekommt hier eine Übersicht der alchimistischen Hilfsmittel und Zutaten.
Im dritten Kapitel geht es schließlich um magische Waffen und Rüstungen, eines der Grundelemente jedes Fantasy-Rollenspiels. Hier weicht der Aufbau etwas von den vorangegangenen Kapitel ab, zuerst werden die Zaubereffekte vorgestellt, die in den Gegenständen gebunden sein können. Daneben gibt es auch einzigartige Waffen, Schilde und Rüstungen aufgelistet, deren Effekte sich nicht durch einen einfachen Zauber beschreiben lassen. Als Beispiel sei hier der Festungsschild genannt, der seinen Träger fast hermetisch vor Angriffen schützt sowie die Sense der Leere, die getroffenen Kreaturen Lebenskraft (im Sinne von Erfahrungsstufen) entzieht.
Vor allem die magiekundigen Charaktere kommen im folgenden Kapitel „Ringe, Zauberstecken, Zauberzepter“ auf ihre Kosten. Hier gibt es eine gewaltige Bandbreite an magischen Utensilien, die ihrem Träger eine fast unbegrenzte Vielzahl von Eigenschaften gewähren können, sei es nun die Fähigkeit mit Tieren zu kommunizieren, Festungsmauern einzureißen oder über Wasser zu schreiten.
Das fünfte Kapitel „Wundersame Gegenstände“ listet allerlei magische Ausrüstung auf, die in den anderen Kategorien fehl am Platz wären. So findet der Leser hier Brillen, Gürtel, Schuhwerk und andere Kleidungs- und Schmuckstücke, die sich durch besondere Eigenschaften auszeichnen. Zudem wird hier allerlei Obskures, beispielsweise Weihrauchstäbchen oder der allseits beliebte Nimmervolle Beutel, vorgestellt.
Im letzten Kapitel geht es um die wohl begehrtesten und mächtigsten Gegenstände derer ein Abenteuer im Laufe seiner Karriere habhaft werden kann: Artefakte. Um jedes dieser, teils unscheinbaren, Stücke können sich ganze Kampagnen drehen und ein Spielleiter sollte sich gut überlegen Objekte mit solch gewaltiger Machtfülle seinen Spielern in die Hand zu geben. Etwas weniger spielbestimmend, aber ähnlich schwer zu beschaffen sind die beiden anderen Kategorien von Gegenständen die ebenfalls in diesem Kapitel vorgestellt werden. Dabei handelt es sich um intelligente und verfluchte Objekte, wobei auch hier viel Potential zum Rollenspiel geboten wird, beispielsweise wenn sich ein Singendes Schwert auch nicht im finstersten Verlies davon abhalten lässt ein fröhliches Liedchen zu trällern oder ein Angriffslustiger Besen seinen Benutzer verprügelt.
Im Anschluss an dieses Kapitel finden sich verschiedene Tabellen, die es dem Spielleiter ermöglichen, Schatzhorte auszuarbeiten aber auch eigene Gegenstände zu erschaffen. Die letzten Seiten nimmt der Index für sich in Anspruch, in dem sich alle Gegenstände alphabetisch geordnet wieder finden.

Ich bin, zugegebenermaßen, ein großer Freund von solchen Ausrüstungsbüchern, wie Ulisses Spiele es hier vorlegt. Zum einen ergeben sich so für den Spieler ungleich mehr Möglichkeiten seinen Charakter exakt nach seinen Vorstellungen auszustatten, zum anderen gibt es dem Spielleiter die Möglichkeit seine Kampagne viel detaillierter zu gestalten. Davon abgesehen können einige der vorgestellten Gegenstände auch durchaus als Aufhänger für verschiedene Abenteuer dienen. Die Autoren geben mit dem Ausrüstungskompendium dem Leser ein wichtiges Werkzeug an die Hand um tiefer in die Spielwelt einzutauchen. Viele der Gegenstände lassen sich zudem unabhängig vom jeweiligen Hintergrund in praktisch jedes Fantasy-Setting einbauen.
So gut mir der der Inhalt des Bandes auch gefällt, so wenig bin ich mit der Aufteilung glücklich. So finden sich beispielsweise die Rüstungen im Kapitel „Waffen und Rüstungen“ während die Helme und Mäntel unter „Wundersame Gegenstände“ gelistet werden. Auch habe ich meine Schwierigkeiten mich mit Feuer-/Schwarzpulverwaffen in einem Fantasy-Spielsystem anzufreunden.
Die Aufmachung ist dagegen wieder recht gut gelungen, das Layout übersichtlich und gut lesbar und die Illustrationen der Gegenstände sehr nett anzuschauen. Auch die Tabellen und der Index im Anhang sind für den Leser recht nützlich und erleichtern dem Spielleiter die Orientierung ungemein.

Dieser Erweiterungs-Band für das Pathfinder-Rollenspiel ist zwar nicht unbedingt überlebensnotwendig, für engagierte Spieler und Spielleiter führt dennoch kaum ein Weg an dem Buch vorbei.

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