Kategorie: Rollenspiel
Autor: Alexander Schiffke, Andreas Melhorn, Dominic Hladek, Katja Tiltmann, u.a.
Zeichner: Kim Schneider, Mark Freier, Nora Back, Sarah Maus
Entwickler: Chaosium
Verlag / Publisher: Pegasus Press
Genre: Historisch, Horror
Serie: H.P. Lovecrafts Cthulhu
Erscheinungsdatum: 15.06.2024
Sprache: Deutsch
Besondere Gegenstände, die unerklärliche Kräfte haben, gehören praktisch bei jedem Rollenspiel-System zur Grundausstattung. Während die meisten Spiele recht großzügig damit umgehen, ist Cthulhu alleine schon aufgrund seiner Verwurzelung im historischen Hintergrund in dieser Hinsicht deutlich knauseriger. Dennoch haben sich im Laufe der Jahrzehnte unzählige Dinge mit merkwürdigen Fähigkeiten angesammelt, die einen technischen, mystischen oder außerirdischen Ursprung haben. Grund genug für Pegasus Press diesen Gegenständen mit Artefakte einen gut 160 Seiten starken Band zu widmen. Dieses Vorgehen hat sich für den Verlag bereits mit Bänden über Zaubersprüche, Monster, Charaktere oder Mythos-Bücher bewährt.
Um was geht es?
Die Autoren haben in dem Hardcover-Band gut 200 Artefakte zusammengetragen. Diese haben ihren Ursprung in den unzähligen Abenteuern und Quellenbüchern, die sowohl Pegasus Press (bzw. deren Vorgänger) oder Chaosium in den letzten 40 Jahren veröffentlicht haben. Auch einige Gegenstände die H. P. Lovecraft selbst und andere Mythos-Autoren erwähnten, haben den Weg in das Buch gefunden.
Den Anfang bildet jedoch mit „Der Artefakt-Generator“ ein Kapitel, in dem der Spielleiter eine ganze Reihe von Tabellen zur Verfügung gestellt bekommt. Diese dienen dazu schnell und unkompliziert eigene Gegenstände zu kreieren. Hier gibt es die Möglichkeit Dinge wie Art des Artefaktes, Erscheinungsbild, Herkunft, Vorbesitzer und Effekte zufällig (oder gezielt) zu bestimmen. Mit dem „Bratapfel des Todes“ erhält der Leser dann auch ein Beispiel zur Anwendung der Tabellen.
Erst dann folgt die Auflistung der eigentlichen Relikte. Diese hat immer das gleiche Schema, wobei sich der Umfang der Beschreibung teils deutlich unterscheidet. Neben der Bezeichnung enthält der Eintrag Anmerkungen zu Aussehen, Herkunft und anderen wichtigen Angaben. Daran schließen sich die übernatürlichen Fähigkeiten an, über die das Artefakt verfügt. Hier finden sich die regelregelevanten Teile, aber auch die Auswirkungen des Gegenstandes im Spielverlauf. Gelegentlich wird der Text durch Tabellen oder Einschübe ergänzt, die weitere Informationen für den Spielleiter enthalten. Hin und wieder wird die Beschreibung zudem durch eine Illustration aufgelockert.
So vielfältig wie das Ursprungsmaterial sind auch die Artefakte selbst. So gibt es beispielsweise die „Scheibe des Walakea“, die in Schatten über Innsmouth kurz erwähnt wird, den „Schwarzen Stein“, ein zentrales Element in der gleichnamigen Geschichte von Robert E. Howard oder den „Silberschlüssel“, der gleich in mehreren Stories eine Rolle spielt. Aber nicht nur literarische Vorbilder sind in dem Band zu finden, sondern auch die „Flöte von Dhol“ aus einem Abenteuer der Cthuloiden Welten oder der „Messingkopf“ aus Die Auktion (den es interessanterweise als digitales Prop gibt).
Wie beim Cthulhu-Rollenspiel üblich, so bedeutet der Besitz eines Artefaktes nicht (nur), dass die Charaktere über gewaltige Macht verfügen, sondern das damit meist auch unangenehme Nebenwirkungen einhergehen. Neben dem allgegenwärtigen Verlust der geistigen Stabilität zieht man die Aufmerksamkeit von Kultisten oder Mythos-Kreaturen auf sich, erfährt Dinge, die besser verborgen blieben oder wird schlicht ausgelöscht.
Gehört der Band in die Sammlung?
Ich bin, zugegebenermaßen, ein großer Fan solcher Sammelbände – auch Artefakte bildet hier keine Ausnahme. Das Buch dient als gelungenes Nachschlagewerk für obskure Gegenstände jeglicher Art. Mehrmals musste ich nostalgisch an die Gelegenheiten denken, in denen mein Charakter eines der hier aufgelisteten Relikte in der Hand hatte – und die direkt ins Verderben geführt haben. Alleine dafür hat sich für mich die Anschaffung bereits gelohnt. Natürlich liefert der Band dem ambitionierten Spielleiter zahlreiche Möglichkeiten, diese Dinge in seine eigenen Abenteuer einzubauen oder sie gar als Ausgangssituation für Szenarien zu nutzen. In diesem Rahmen sind auch die Tabellen zur Kreation von Artefakten ein nettes Gimmick – das bereitszum Einsatz kam.
Über Layout und Gestaltung lässt sich nichts Negatives sagen. Pegasus Press liefern hier wieder eine gewohnt hochwertige Arbeit ab. Die Prägung auf dem Umschlag und das Lesebändchen gehören bei den Hardcover-Publikationen des Verlags mittlerweile zum Standard. Die Illustrationen schwanken im Detailgrad teils deutlich – wobei mein Highlight wieder einmal das Titelbild von Mark Freier ist. Der einzige Kritikpunkt bei diesem sonst rundweg gelungenen Band sind die fehlenden Quellenangaben. Bei dem einen oder anderen Artefakt hätte ich schon gerne gewusst, in welcher Veröffentlichung es seinen Ursprung hat.
Wie üblich stellen Pegasus Spiele auf ihrer Homepage mehr Informationen zu dem Band bereit. Im hauseigenen Online-Shop gibt es zudem die Möglichkeit, dass Buch als digitale Variante zu erwerben.
Mit Artefakte liefert der Verlag einen Streifzug durch die merkwürdigen, wunderbaren, tödlichen und obskuren Gegenstände, die der Cthulhu-Mythos zu bieten hat.