Are You The Cultist?

23.08.2017 von Marcus Pohlmann

Are You The Cultist? - Party Edition

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Spieleranzahl: 8 bis 24 Spieler

Altersempfehlung: ab 14 Jahren

Erscheinungsdatum: 20.09.2016

Sprache: Englisch

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Dem spieleaffinen Leser sollte das Konzept von Are You the Cultist? hinlänglich bekannt sein: In einer größeren Spielrunde gibt es zwei (oder auch mehr) Gruppen, die sich gegenseitig auslöschen wollen. Dabei ist sowohl die Identität der Spieler als auch ihre Gruppenzugehörigkeit zu Beginn völlig unklar. Wurde die Spielidee bereits mit Mafiosi, Werwölfen oder Vampiren umgesetzt, siedeln Wildfire ihr Spiel nun in einem einsamen Herrenhaus in den 1920er Jahren an. Thematisch bedient sich das Spiel am Cthulhu-Mythos des Schriftstellers H.P Lovecraft und bietet den Spielern dazu passende Rollen an. Die vorliegende „Party Edition“ ist für bis zu 24 Spieler ausgelegt, während die „Intrigue Edition“ für höchstens acht Spieler gedacht ist.

In der kleinen Schachtel, deren Design einem Buch nachempfunden ist, finden sich neben der 32seitigen Anleitung die Karten für die Charaktere. Für jeden Charakter gibt es eine Karte mit einer großformatigen schwarz-weiß Illustration, seiner Rolle und der Zugehörigkeit zu einer Gruppe (Investigatoren, Kultisten oder Freimaurer). Dazu gehört außerdem eine oder mehrere Karten mit Aktionen, die entweder in der Tag- oder der Nacht-Phase eingesetzt werden können. Vervollständigt wird das Spielmaterial durch sechs „Restless Spirit“-Karten, mit denen sich schon ausgeschiedene Spieler weiter am Spiel beteiligen können, sowie acht „Insanity“-Karten. Diese können den Spielern im Verlauf Geisteskrankheiten bescheren, so dass sie beispielsweise nicht mehr an den Diskussionen teilnehmen, bestimmte Aktionen nicht mehr nutzen oder niemanden mehr töten können.
Was die Charaktere angeht, so arbeitet sich der Autor durch den reichhaltigen Lovecraft-Fundus. So zählt die Stimme des Gangsters bei Abstimmungen über Exekutionen doppelt, sollte er dagegen selbst getötet werden, reißt er einen weiteren Charakter mit ins Verderben. Das Medium kann mit den Geistern der bereits verstorbenen Charaktere kommunizieren, der Hexenmeister kann einen anderen Spieler mit Wahnsinn schlagen und der Privatdetektiv hat die Möglichkeit, eigentlich geheime Abstimmungen zu bespitzeln.
Entsprechend der Spieleranzahl stehen nur bestimmte Charaktere zur Verfügung, so sollte beispielsweise der Nekromant erst bei der vollen Spieleranzahl eingesetzt werden. Zur Spielvorbereitung wird ein Moderator/Spielleiter bestimmt, der den späteren Ablauf koordiniert und dafür sorgt, dass alles seine Richtigkeit hat. Die Spieler bekommen nun ihre Charaktere sowie die dazugehörigen Aktionskarten und die erste Runde beginnt.

Eine Runde teilt sich in vier Phasen auf, die nacheinander von den Spielern unter Anleitung des Spielleiters abgearbeitet werden. Die Runde beginnt mit „Light of Dawn“ – hier verkündet der Moderator welche Spieler in der Nacht den feigen Anschlägen der Kultisten zum Opfer gefallen sind. Rolle und Gruppenzugehörigkeit der Verstorbenen werden dabei allerdings nicht bekannt gegeben. Nun ist es an der Zeit Zwietracht zwischen den Spielern zu säen und Anschuldigungen zu äußern. Schließlich können die Spieler sich entscheiden die Tag-Aktion ihres Charakters zu nutzen – dafür schließen die Spieler die Augen und halten die Karte mit der entsprechende Aktion vor sich, damit der Spielleiter sich diese merken kann. „Daybreak“ ist die zweite Phase – hier verkündet der Spielleiter welche Aktionen durchgeführt werden. Auf diese Weise bekommen die Spieler zumindest einen Eindruck davon, welche Charaktere überhaupt im Spiel sind. Außerdem wird es Zeit (hoffentlich) einen Kultisten zu exekutieren. In dieser Phase haben die Spieler Zeit, untereinander zu diskutieren, Verdächtigungen zu äußern oder auch Zwietracht zu säen. Ist die Diskussion beendet schließen die Spieler die Augen und stimmen in zwei Durchgängen über das Ziel der Exekution ab – anschließend scheiden der oder die Spieler aus der Runde aus. Ähnlich wie zu Beginn des Tages können die Spieler in der „Twilight“-Phase ihre Aktionen für die Nacht festlegen, sollten sie über solche verfügen. Und schließlich suchen sich die Kultisten in „Night Falls“ ein Opfer aus, dass sie in dieser Nacht umbringen. Dafür schließen wieder alle Spieler die Augen, nur die Kultisten öffnen sie und verständigen (nonverbal) sich auf das Ziel ihres Anschlags.
Danach endet die Runde und ein neuer Tag mit seinen vier Phasen bricht an. Dieser Ablauf setzt sich so lange fort, bis entweder alle Kultisten oder alle Investigatoren getötet wurden.

Wie praktisch alle Spiele in denen nicht klar ist, auf welcher Seite die Spieler stehen so lebt auch Are You the Cultist? von der Interaktion. Hier können die Spieler nach Herzenslust mutmaßen, verdächtigen, denunzieren und bluffen. Natürlich ist dieses Konzept nicht neu und entsprechend gibt es eine große Auswahl mit unterschiedlichsten Themen. Auch Lovecraft und seine Schöpfungen mussten schon mehrfach als Hintergrund in diesem Genre herhalten. Allerdings ist es dem Autor hier gelungen, den cthuloiden Hintergrund sehr stimmig umzusetzen. Die Charaktere und deren Fähigkeiten könnten durchaus aus den Romanvorlagen oder dem Rollenspielbereich kommen und ermöglichen es den Spieler recht gut, sich mit ihrer Rolle zu identifizieren. Der Spielablauf ist dabei recht simpel gehalten, einzig für den Moderator ergibt sich ein gewisser Arbeitsaufwand durch den Einsatz der verschiedenen Aktionen. Ob das Spiel jedoch tatsächlich Spaß macht, ist zu einem großen Teil von den Spielern selbst abhängig. Zum einen wird eine entsprechend große Gruppe benötigt, zwölf Spieler sollten es mindestens sein, mehr sind jedoch besser. Zum anderen müssen sich die Spieler auch noch auf diese Art von Spiel einlassen können – letzten Endes handelt es sich hier um ein sehr kommunikatives Spiel, das von der Interaktion zwischen den Spielern lebt. Eine Spieldauer einzuschätzen gestaltet sich ausgesprochen schwierig; ist dies doch sehr stark von der Spieleranzahl und deren Diskussionsfreudigkeit abhängig.
Die Aufmachung ist durchweg gelungen und trägt viel zur Spielatmosphäre bei. Die Illustrationen sind sehr schön und stellen die Charaktere passend dar. Die Regel- und Kartentexte sind grade eben noch einigermaßen lesbar, es sollte aber schon auf ausreichende Beleuchtung am Spieltisch geachtet werden.

Freunde von kommunikativen Spielen und einem leichten Faible für den Cthulhu-Mythos können bei Are You the Cultist? eigentlich nicht viel falsch machen.

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