Kategorie: Brettspiel, Kartenspiel, Würfelspiel
Genre: Familienspiel, Fantasy, Kinderspiel, Partyspiel, Strategie
Veranstaltungsdatum: 07.09.2024 bis 08.09.2024
Veranstaltungsort: https://www.dietzenbach.de/capitol »
In seiner langen Geschichte hat das Amigo Spielefest schon an einigen unterschiedlichen Orten Station gemacht – beispielsweise Rothenburg ob der Tauber und Braunfels (seinerzeit als Fantasy-Spielfest), Kassel, Mainz oder Köln. Die letzten beiden Jahren hat man sich entschlossen einfach zu Hause zu bleiben und die Veranstaltung im Dietzenbacher Capitol auszurichten.
Eigentlich hatte ich vorgehabt, bereits am Samstag zur Deutschen Wizard-Meisterschaft vor Ort zu sein. Aber leider hat das zeitlich ganz und gar nicht hingehauen. Also schwinge ich mich am frühen Sonntag Morgen auf die Straße.
Dank einer, im Navi, falsch eingegebenen Postleitzahl, stehe ich kurz vor 10 Uhr mitten in Offenbach in einem Wohngebiet. Hier mögen viele Dinge vonstattengehen – Brettspiele sind es sicherlich nicht. Weitere zehn Minuten später bin ich dann tatsächlich an der richtigen Adresse in Dietzenbach gelandet. Der Parkplatz vor der Halle ist zwar nicht ausgestorben, aber es herrscht auch kein Gedränge.
Nachdem ich mir einen kleinen Überblick verschafft habe, folgt ein kurzer Marschplan. Schminken und die Hüpfburg lasse ich erstmal links liegen, ebenso wie den Shop und die Turniere. Bei Amigo gehört es schon fast zur Tradition, die Neuheiten bereits wenige Wochen vor der SPIEL in Essen zu veröffentlichen. Und so sind hier zahlreiche Spiele zu sehen, die praktisch druckfrisch aus der Fabrik kommen. Da die Erklärteams aktuell nicht viel zu tun haben, nutze ich die Gelegenheit und lasse mir fast alle Spiele erklären oder wage gar eine Testrunde.
Die Neuheiten
Ich beginne meinen Rundgang im Keller. Hier befinden sich – etwas undankbar gelegen – eine Handvoll Spieltische. Besonders neugierig bin ich auf 3 Chapters, ein märchenhaftes Stichkartenspiel. Ich setze mich mit einem netten, wenn auch heiseren, Rotkäppchen an den Tisch und lasse mir die Abläufe und Spielhintergründe erklären. Die kurze Demo-Runde macht auf jeden Fall Lust auf mehr und auch die schicke Grafik weiß zu gefallen.
Meine nächste Station befindet sich ein paar Schritte weiter. Bereits fünf Jahren hat L.A.M.A. von Dr. Reiner Knizia auf dem Buckel. Nach einer Würfel-Variante und einer Party-Edition veröffentlicht der Verlag mit L.A.M.A.Kadabra weiteren Zuwachs. Hier wird das Grundkonzept aufgegriffen und um einige willkommene Interaktionen zwischen den Spielern erweitert. Dem ersten Eindruck nach, tut dies dem Ablauf sehr gut.
Eigentlich will ich einen kurzen Abstecher vor die Tür machen, doch der Wind ist mittlerweile so stark geworden, dass es die Aufsteller umweht. Auch die beiden verwaisten Hüpfburgen schwanken bedenklich, so dass sie in aller Eile abgebaut werden. Der einsetzende Starkregen treibt mich dann vollends zurück in den Schutz der Halle.
Ulisses Spiele haben leider ihre Anwesenheit kurzfristig krankheitsbedingt absagen müssen. Damit entfällt ein kompletter Programmpunkt, den ich eigentlich fest eingeplant hatte. Doch immerhin ist die neue Wizard-Ausgabe fertig geworden. Diese steht ganz im Zeichen des 40sten Jubiläums von Das Schwarze Auge, wohl dem bekanntesten deutschsprachigen Rollenspiel. Neben frischen Illustrationen gibt es auch eine Sonderkarte, die ein wenig Einfluss auf den Spielverlauf nimmt. Außer den Zeichnungen fällt hier vor allem die schicke Verpackung ins Auge, die einen sehr wertigen Eindruck macht. Eine ähnliche Schachtel kommt, nebenbei erwähnt, auch bei den Jubiläumsausgaben von Saboteur sowie 6 nimmt! und dem neuen 3 Chapters zum Einsatz.
Eine weitere Neuheit ist das diebische Würfelspiel Beutezug. Hier versuchen die Spieler Karten zu erbeuten, in dem sie einen Würfelpool nutzen. Neue Karten ermöglichen dabei die Modifikation von Würfen oder geben andere Boni. Ebenfalls ein interessantes Spiel, dass gut in das Verlagskonzept passt.
Nach einer kurzen Erklärung und Zuschauen bei einer Testrunde muss ich sagen, dass Burger Slam wohl eher nichts für mich ist. Burger aus verschiedenen Zutaten zusammenbauen klingt noch einigermaßen machbar, aber die schnellen Abläufe überlasse ich dann gerne jüngeren Spielern. Das Gleiche gilt auch für die neue Serie von Malspielen Pick a Pen.
Lieber werfe ich noch einen Blick auf die beiden Kartenspiele No Thanks! und Combo Up. Das erstere gefällt mir mit seinen taktischen Überlegungen und dem flüssigen Spielverlauf recht gut, während beim letzteren (eine überarbeitete Neuauflage hiervon) der Funke nicht wirklich überspringen will.
Im Hauptsaal sind in der ganzen Zeit zahlreiche Turniere im Gange. Bei SET, Saboteur, Bohnanza – Das Duell und 6 nimmt! wird jeweils um den Titel des Deutschen Meisters gerungen. Darüber hinaus gibt es ein Qualifikationsturnier für die Wizard-Meisterschaft im nächsten Jahr. Meine Zeiten als Turnierspieler liegen lange hinter mir, dennoch lasse ich es mir nicht nehmen, an den Tischen vorbei zu schlendern. Hier wird doch teilweise auf einem ganz anderen Niveau gespielt, als bei den heimischen Runden. Vor allem bei SET finde ich die Geschwindigkeit erschreckend, in der die Spieler die verschiedenen Karten-Trios erkennen.
Und sonst?
Zum Abschluß schaue ich mir die Auslagen des kleinen Shops an, der zusammen mit der Spieleausleihe, in einer Nebenhalle seinen Platz gefunden hat. Neben den Neuheiten und Klassikern des Verlags finden sich hier auch einige Spiele, die ich nicht so einfach beim Dealer meines Vertrauens bekommen. Vor allem eine Bohnanza-Ausgabe mit neuen Artworks, deren Verkaufserlös einer Stiftung zugutekommt, hat es mir angetan. Ähnlich geht es mir mit Dahlias, der Bohnanza-Version für den US-amerikanischen Markt, bei der statt Bohnen Blumen angebaut und gehandelt werden müssen. Nachdem ich auch hier ein bisschen Geld gelassen habe, drehe ich eine abschließenden Runde und unterhalte mich mit einigen Besuchern und Mitgliedern des Demo-Teams.
Schließlich lässt der Regen soweit nach, dass ich es halbwegs trocken über den Parkplatz zu meinem Wagen schaffe und mich wieder auf den Heimweg mache.
Alles in allem hat der Verlag hier eine sehr schöne, familiäre Veranstaltung auf die Beine gestellt, die ich als gelungenes „Warm-Up“ für die SPIEL in drei Wochen empfinde. Der Besucherandrang am Sonntag hielt sich insgesamt in einem überschaubaren Rahmen, was sicherlich auch zu einem Gutteil dem wirklich miserablen Wetter geschuldet war. Am Vortag muss doch deutlich mehr Gedränge geherrscht haben.
Die offizielle Nachlese zur Veranstaltung gibt es auf der Homepage von Amigo. Dort gibt es auch eine Übersicht zu den Turnieren und mehr Bilder.