Kategorie: Brettspiel
Autor: Corey Konieczka, Tony Fanchi
Zeichner: Aleksander Karcz, Guillaume Ducos, Jokubas Uogintas, Joshua Cairos, Mark Molnar, Robert Laskey, Romana Kendelic, Tiziano Baracchi
Entwickler: Fantasy Flight Games
Verlag / Publisher: Asmodee, Fantasy Flight Games
Genre: Historisch, Horror, Kooperativ
Serie: Arkham Horror
Spieleranzahl: 3 bis 6 Spieler
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
Spieldauer: 120 bis 240 Minuten
Erscheinungsdatum: 14.10.2021
Sprache: Deutsch
Der jüngste Ableger der Arkham Horror Files weicht ein wenig vom üblichen Schema der Veröffentlichungen (beispielsweise dieser HIER) ab. Zum einen spielt Abgrundtief nicht in Neu-England, sondern auf hoher See. Außerdem ist die Handlung im Jahr 1913 angesiedelt und nicht in den 1920er Jahren. Von diesen beiden Dingen abgesehen, bringt das Spiel alles mit, was man vor dem cthuloiden Hintergrund erwarten kann: Kultisten, Mythos-Kreaturen, magische Artefakte und lauernden Wahnsinn. Ort der Handlung ist der Ozeandampfer S.S. Atlantica, der grade auf dem Weg nach New York ist. Merkwürdige Dinge gehen an Bord vor und es liegt an den Spielern, das Schiff sicher in den Hafen zu geleiten. Erschienen ist das (größtenteils) kooperative Spiel, wie der Rest der Serie, bei Fantasy Flight Games. Die Portierung für den heimischen Markt liegt auch diesmal wieder in den Händen von Asmodee.
Was steckt drin?
Im Zentrum des Spiels befindet sich der große Spielplan. Dieser zeigt den Grundriss der S.S. Atlantica, aufgeteilt in verschiedene Bereiche, beispielsweise den Kesselraum, die Messe oder die Brücke. Um das Schiff herum befindet sich das Meer und „Die Tiefe“, ein Spielfeldteil, in dem sich merkwürdige, schuppige Kreaturen tummeln. Daneben gibt es vier Skalen für die Ressourcen der Spieler: Brennstoff, Nahrung, Geistige Gesundheit und Seelen. Außerdem gibt es auf dem Spielbrett Raum für die beiden Fortschrittsleisten und Ablageflächen für Karten. Von diesen gibt es verschiedene Arten im Spiel – der Großteil wird von den Fertigkeitskarten eingenommen. Die teilen sich wiederum in sechs Untergruppen auf, so gibt es unter anderem Wissen, Stärke oder Wille. Jede dieser Karten verfügt über einen Zahlenwert und eine hilfreiche oder hindernde weitere Funktion. Gegenstandskarten erleichtern den Charakteren das Überleben, während Talent- und Zauberkarten einzigartige Fähigkeiten darstellen.
Mythoskarten sind dagegen Aufgaben, die einzelne Spieler oder aber die ganze Gruppe erfüllen muss. Etappenziele, Schadenskarten, Titel und Loyalitätskarten kommen bei den verschiedenen Spielmechaniken zum Einsatz. Übersichtsbögen geben einen Überblick über den Rundenverlauf. Für jeden Charakter gibt es sowohl einen Bogen mit Angaben zu Hintergrund und Fähigkeiten, als auch einen Aufsteller, um die Position auf dem Schiff zu markieren. Pappmarker für Passagiere und Verräter gehören ebenso zum Spielumfang wie ein achtseitiger Würfel.
Schließlich gibt es noch 22 Kunststofffiguren. Bei 20 davon handelt es sich um Tiefe Wesen im identischen Design, die im Spielverlauf versuchen das Schiff zu entern. Außerdem sind Vater Dagon und Mutter Hydra dabei, um ihre Kinder zu unterstützen.
Die Regeln finden der 28seitigen Spielanleitung ihren Platz, während das Referenzhandbuch detaillierte Erklärungen zu spezifischen Abläufen und Effekten liefert.
Wie wird’s gespielt?
Vor Beginn der Ozeanreise muss zuerst der Spielplan mit Karten und Markern bestückt werden. Die jeweilige Zusammenstellung der Kartendecks und die Positionen des restlichen Spielmaterials werden in der Anleitung erklärt. So startet die Partie beispielsweise mit zwei Tiefen Wesen, die sich bereits an Bord befinden. Ein wichtiges Element der Spielmechanik ist dabei der Chaosstapel, der zufällige Fertigkeitskarten enthält.
Ist das Schiff bereit, zieht jeder Spieler einen Charakter und nimmt sich neben dem dazugehörigen Marker auch die passenden Talente und Ausrüstungsgegenstände. Auch die Startposition ist auf dem Bogen vermerkt. Zwei Spieler übernehmen zusätzliche Aufgaben – die des Kapitäns und der Buchwächterin. Schließlich zieht jeder eine Loyalitätskarte, die er vor seinen Mitspielern geheim halten muss. Je nach Spieleranzahl ist können sich unter den Charakteren bis zu zwei Hybriden und ein Kultist der Großen Alten befinden.
Nun sind die Vorbereitungen abgeschlossen und die S.S. Atlantica kann endlich in See stechen. Gespielt wird dabei in Runden, wobei jede in vier Phasen unterteilt ist. Im ersten Schritt zieht der Spieler entsprechend den Angaben auf seinem Charakterbogen Fertigkeitskarten. Diese kann er entweder im eigenen Zug, oder in dem eines Mitspielers nutzen. Anschließend kann der Spieler zwei Aktionen ausführen – beispielsweise sich auf ein beliebiges Feld des Schiffes bewegen oder mittels eines Würfelwurfes ein Tiefes Wesen attackieren. Der Spieler kann auch die Fähigkeit des Schifffeldes nutzen, auf dem er sich grade befindet oder eine seiner eigenen Fähigkeiten einsetzen.
Sind beide Aktionen ausgeführt, zieht der Spieler eine Mythos-Karte. Diese stellt zum einen eine Herausforderung für alle (oder nur einen) Charaktere dar. Dabei kann es sich um einfache Entscheidungen handeln, beispielsweise die Lebensmittel zu rationieren. Dann gibt es wiederum Krisen, in denen die Spieler Karten ablegen müssen, um einen bestimmten Wert zu erreichen. Dabei steuert jeder (auch potentielle Hybriden und Kultisten) Karten zur Erfüllung bei. Außerdem kommen zwei zusätzliche Karten vom Chaosstapel hinzu. Je nachdem wie gut die Erfüllung der Aufgabe gelingt, hat dies Auswirkungen auf Charaktere und Schiff. Bei den meisten der Mythos-Karten bewegen sich zudem die Tiefen Wesen und sorgen für Probleme, indem sie Charaktere oder Passagiere angreifen oder das Schiff beschädigen. Gelegentlich werden auch die Marker auf den beiden Fortschrittsleisten bewegt.
In letzten Schritt legt jeder Spieler überschüssige Handkarten ab, außerdem wird der Marker des aktiven Spielers weiter gereicht.
Gespielt wird so lange, bis eine von mehreren Bedingungen eintritt. Das Schiff schafft es, den sicheren Hafen zu erreichen – in diesem Fall gewinnen die Spieler der menschlichen Charaktere. Sinkt dagegen eine der vier Ressourcen auf Null, wird das Schiff zu stark beschädigt oder von Tiefen Wesen überrannt endet die Fahrt mit dem Sieg der Hybriden – sollten sich welche davon unter den Spielern befinden.
Kann das Spiel was?
Die Spieler haben bei Abgrundtief alle Hände voll damit zu tun, dass Schiff in den Hafen zu steuern und die Tiefen Wesen am Entern zu hindern. Wie bei allen Spielen der Arkham Horror Files sind die Herausforderungen groß und nur durch die Zusammenarbeit der Charaktere zu bewältigen. Der oder die Verräter und das Chaos-Deck sorgen hier jedoch für zusätzlich Probleme. Die Spieler stehen praktisch ab der ersten Runde unter Druck und müssen sich meist für das geringere von mehreren Übeln entscheiden. Vor allem diese Stimmung auf einem, dem Untergang geweihten, Schiff ist sehr gelungen umgesetzt. Die Spielmechaniken sind einfach, allerdings gibt es viele Kleinigkeiten zu beachten und vorzubereiten, was Zeit und Geduld erfordert. Bei der Spieldauer gibt es große Unterschiede, wobei jede Partie anders verläuft. Bei den bisherigen Spielen waren wir jedoch mindestens zwei Stunden, manchmal auch länger beschäftigt. Die Anzahl der Spieler hat dabei nur wenig Einfluss.
Die Aufmachung ist, wie nicht anders von der Reihe gewohnt, ausgesprochen gelungen. Die Illustrationen treffen sehr gut die cthuloide Grundstimmung und berücksichtigen viele Elemente des Settings. Die Regelerklärungen in den beiden Heften sind umfassend, erfordern aber recht viel Zeit um sie komplett zu lesen und zu verstehen. Selbst dann kommt es anfangs im Spielverlauf immer wieder vor, dass nachgeschlagen werden muss. Qualitativ gibt es nichts auszusetzen. Sowohl die gedruckten Komponenten als auch die Kunststoff-Miniaturen machen einen sehr guten, hochwertigen Eindruck.
Mehr Informationen zum Spiel (und zum Rest der Serie) findet sich auf der Homepage von Asmodee. Dort lassen sich außerdem sowohl Referenzhandbuch als auch Spielanleitung herunterladen. Mit dem Trailer kann man sich schon einmal auf das Spiel einstimmen. Wer die englische Version bevorzugt, wird auf der Seite von Fantasy Flight Games fündig.
Spieler, die sich gerne gegen die übermächtigen Bedrohungen des Cthulhu-Mythos stemmen, kommen mit Abgrundtief voll auf ihre Kosten.