
Kategorie: Kartenspiel
Autor: Joe Hout
Zeichner: Jan Bintakies
Verlag / Publisher: Amigo
Genre: Familienspiel, Strategie
Spieleranzahl: 2 bis 6 Spieler
Altersempfehlung: ab 10 Jahren
Spieldauer: ca. 30 Minuten
Erscheinungsdatum: 03.10.2024
Sprache: Deutsch
Wer im vergangenen September das Amigo Spielefest in Dietzenbach besucht hat, hatte im Keller das Gefühl in einen verwunschenen Wald einzutauchen. Allerlei fantastische Requisiten und ein gut gelauntes (wenn auch etwas heiseres) Rotkäppchen sorgten für die richtige Stimmung bei der Vorstellung des neuen Stichspiels von Amigo Spiele. Bis zu sechs Spieler schicken sich bei 3 Chapters an, die Bevölkerung des Märchenwaldes auf ihre Seite zu bringen und damit möglichst viele Punkte zu kassieren.
Was steckt drin?
In Zentrum des Spielgeschehens stehen die 50 Karten, auf denen mythologische oder märchenhafte Wesen zu sehen sind. Diese enthalten verschiedene Informationen, so den Kartenwert von „1“ bis „50“, den Namen der Kreatur und eine großformatige Illustration derselben. Hinzu kommen die Symbole für ein oder mehrere Attribute, beispielsweise Bösewicht, Kind, Zauber oder Krone. Schließlich verfügen einige der Märchenwesen noch über besondere Fähigkeiten oder Bedingungen, die sich im Spielverlauf auswirken. Außerdem finden sich in der Schachtel zahlreiche Papp-Marker, aufgeteilt in drei unterschiedliche Kategorien: Kristalle, Herzen und Sterne. Die Anleitung findet im 24seitigen Regelheft Platz.
Wie wird’s gespielt?
Um eine Partie vorzubereiten, erhält jeder Spieler acht Karten – die restlichen kommen zurück in die Schachtel. Die Marker werden gut erreichbar bereitgelegt.
Nun beginnt die erste Spielphase bzw. das erste „Chapter“. Dabei wählt jeder eine der ihm zugeteilten Karten aus und legt diese verdeckt vor sich ab. Anschließend gibt er die verbliebenen Karten im Uhrzeigersinn an seinen Sitznachbarn weiter. Dies wird so lange fortgesetzt, bis jeder sieben Karten vor sich liegen hat – die achte Karte kommt aus dem Spiel.
Nach dieser Draft-Runde folgt die zweite Phase der Partie. In dieser werden sieben Stichrunden gespielt, wobei jeweils die höchste Karte gewinnt. Dafür erhält der ausspielende Spieler direkt einen Stern-Marker, der am Ende zwei Siegpunkte wert ist. Nun nehmen sie die eben gespielten Karten zurück und legen sie offen vor sich ab. Etwaige Sondereffekte der Kreatur für diese Phase kommen nun zum Einsatz. So erhält beispielsweise Schneewittchen für jedes Zwergen-Attribut im Stich einen Herz-Marker. Sollte dagegen Captain Hook zusammen mit Peter Pan in der gleichen Runde ausgespielt werden, bekommt er als Belohnung zwei Kristalle. Anschließend folgt die nächste Stich-Runde.
Das letzte der drei Chapter beginnt, wenn die Spieler sieben Karten offen vor sich ausliegen haben. Nun erfolgt die Auswertung mit der Ermittlung der Siegpunkte. Auch hier greifen wieder die Effekte mancher Karten. So bekommt der friedliche Zwerg zwei Sterne, wenn sein Spieler keinen einzigen Stich gewonnen hat oder die Sterne des tapferen Zwergs sind einen Punkt mehr wert. Sind alle zusätzlichen Marker verteilt, addieren die Spieler ihre Gesamtpunkte auf. Dabei gibt es für einen Stern zwei, für ein Herz einen und für zwei Kristalle einen Punkt.
Der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt die Partie. Sollte es einen Gleichstand geben, entscheidet die höchste ausliegende Karte.
In der Variante zu dritt gibt es lediglich eine Anpassung im Draft-Mechanismus. Bei nur zwei Spieler werden noch zwei weitere „Mitspieler“ simuliert. Dadurch ergeben sich vor allem Änderungen in den ersten beiden Phasen.
Kann das Spiel was?
Es war, zugegebenermaßen, die Optik und die tolle Präsentation, die mich auf 3 Chapters aufmerksam gemacht hat. Und nach mehreren Probepartien kann ich sagen, dass das Spiel nicht enttäuscht hat. Die Mischung aus Draft- und Stichspiel funktioniert vor allem bei größeren Spielerzahlen sehr gut. Beide Phasen haben ihre Besonderheiten und legen den Grundstein für zahlreiche Siegpunkte. Die Belohnungen bestimmter Kartenkombinationen, beispielsweise Hänsel und Gretel oder Drache und Prinzessin sind ausgesprochen verlockend. Allerdings hat sich in den Testrunden gezeigt, dass es nur selten gelingt, damit zu punkten. Aber nicht nur die Auswahl der eigenen Karten ist wichtig, auch der Zeitpunkt ihres Einsatzes ist entscheidend. Hier kommt es nicht nur drauf an, selbst Punkte zu machen, sondern natürlich auch den Mitspielern diese zu versagen. Sorgfältige Planung wird zwar häufig belohnt, aber der Zufall spielt eine nicht unerhebliche Rolle. Es ist nicht unbedingt wichtig, Stiche zu gewinnen – Punkte bekommt man auch auf anderen Wegen. Insgesamt läuft die Partie ausgeglichener, je mehr Karten und Spieler involviert sind – so zumindest mein Eindruck. Die Variante zu zweit funktioniert ebenfalls recht gut, jedoch ist der Zufallsfaktor hier deutlich höher.
Wie schon erwähnt haben die Illustrationen der Karten sehr viel zu meinem Interesse am Spiel beigetragen. Zeichner Jan Bintakies bleibt seinem comichaften Stil treu, schafft es aber, den klassischen Märchenmotiven lustige Aspekte hinzuzufügen. So beispielsweise die Prinzessin mit dem riesigen Zweihänder, der popelnde Troll oder eine Alice im Drogenrausch. Auch sonst gibt es an der Gestaltung des Spielmaterials und der Anleitung nichts auszusetzen. Einer meiner Mitspieler lobte die große Schrift im Regelheft, mir gefallen dagegen die ausführlichen Beschreibungen der Abläufe und Karten sehr gut.
Amigo Spiele stellen auf ihrer Homepage die Anleitungen in deutscher und englischer Sprache bereit. Außerdem gibt es hier weitere Informationen zum Spiel und einen kleinen Trailer.
3 Chapters kombiniert sehr gelungen Draft- und Stichspielmechaniken mit liebevoller Grafik und einem unterhaltsamen Gesamtkonzept.