Torturetekk – Nightfall

06.03.2021 von Marcus Pohlmann

Torturetekk - Nightfall

Musiker:

Label:

Genre: , , ,

Laufzeit: 67 Minuten

Tracklist:
01 - Luna
02 - Love Lies Lost
03 - Deliverance
04 - Win Your Love
05 - Alpha One
06 - Nightfall
07 - In My Dreams
08 - Closer
09 - Falling For You
10 - Win Your Love (Club Mix)
11 - Wide Open Spaces
12 - Sweet Dreams
13 - ???
14 - ???

Erscheinungsdatum: 31.10.2020

Sprache: Englisch

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Der eine oder die andere dürfte sich an die Band Athamay erinnern. Die vier Musiker lieferten Mitte der 1990er Jahre eine sehr hörbare Mischung aus Dark Wave und Synthie Pop ab, die sie mit Fetisch- und BDSM-Thematik verknüpften. Nach langer Funkstille gab es Ende letzten Jahres ein erneutes Lebenszeichen. Diesmal jedoch von Torturetekk – ursprünglich eines von mehreren Nebenprojekten. Veröffentlicht wird Nightfall, das Debüt des Trios, über das Label von Sean May – Midian Studios.

Was steckt drin?

Es ist gar nicht so einfach, an eine physische Kopie von Nightfall zu kommen. Die CD im Digi-Pack ist auf lediglich 300 Exemplare limitiert und ausschließlich über Bandcamp zu erwerben. Dafür bekommt der Hörer vier Bonustracks geboten – von denen allerdings nur zwei gelistet sind. Die digitale Version des Albums ist ebenfalls auf dieser Plattform erhältlich, verfügt aber nur über zehn Tracks.

Was wird gespielt?

Der Opener „Luna“ beginnt mit einigen Samples und einem sehr gradlinigen Rhythmus. Dies kombinieren die Musiker mit gefälligen Synthie-Beats und ruhigen Passagen. Die Vocals wirken, trotz Halleffekten, sehr fragil und zart. Damit bilden sie einen interessanten Kontrast zur eher treibenden Musik des Stückes. Das dazugehörige Video kann man sich HIER anschauen.

Ein stampfender, schneller Beat mit eingestreuten Melodien bildet die Basis von „Deliverance“. Die Vocals, hier eher gesprochen als gesungen, dienen eher als schmückendes Beiwerk. Wie bereits seine Vorgänger zielt der Track eindeutig auf die Tanzfläche ab – und dürfte dort seinen Zweck erfüllen. Für mich das eingängigste Stück des Albums, und am ehesten vergleichbar mit der ursprünglichen Band.

„Alpha One“ beginnt wieder mit einigen Samples, die dann jedoch schnell der Soundkulisse weichen. Der Track präsentiert sich nicht ganz so aggressiv und treibend, sondern setzt mehr, besonders im ersten Teil, auf melodische Strukturen. Die Vocals von Lisa J sind nicht übermäßig abwechslungsreich und bestehen im Prinzip nur aus vier, sich wiederholenden, Sätzen. Allerdings ergänzen sich Gesang und Musik hier so gut, wie bei keinem anderen Stück des Albums. Für mich eines der Highlights auf der CD.

Beim Titeltrack „Nightfall“ ist anfangs die Musik stark gedämpft und kaum wahrnehmbar. Der Gesang steht hier eindeutig im Vordergrund. Auch hier arbeiten Torturetekk viel mit Hall und mehrstimmigen Gesangsspuren. Rhythmus, Tempowechsel und auch die Melodie wissen durchaus zu gefallen. Auffällig ist dabei, dass Musik und Vocals nur selten eine Art Verbindung haben, meist laufen sie einfach nebeneinander her.

Etwas rhythmischer und schneller präsentiert sich „Falling For You“, allerdings ohne den Druck, der die meisten anderen Stücke ausgezeichnet hat. Grade der Refrain schrammt hart an der Grenze zum Kitsch vorbei und würde zu einem beliebigen Eurodance-Track passen. Nach mehrmaligem Hören kann ich mich nicht wirklich damit anfreunden – da helfen auch die gesampelten Passagen gegen Ende nicht mehr.

Der letzte (gelistete) Track ist das immer wieder gerne gecoverte „Sweet Dreams“. Der Gesang hat erstaunliche Ähnlichkeit mit der großartigen Annie Lennox. Die Musik orientiert sich ebenfalls stark am Original. Neue, innovative Impulse geben Torturetekk dem Stück nicht mit. Eher klingt es wie eine aufpolierte und leicht modernisierte Variante. Insgesamt nicht schlecht, bleibt aber hinter den Möglichkeiten der Band zurück.

Bei den anderen drei Bonustracks handelt es sich um Remixe regulärer Stücke auf dem Album. Hier liegt der Fokus darauf, diese weiter für den Tanzflächeneinsatz zu optimieren – was soweit auch funktioniert.

Gehört die CD in den Player?

Nightfall bietet dem geneigten Hörer eine Mischung unterschiedlicher elektronischer Musikstile. Cyber Goth, Dark Wave und Synthie Pop stehen gleichberechtigt neben Elementen aus Eurobeat, House oder Techno. Industrial oder EBM, wie auf dem Cover angekündigt, findet dagegen nur ganz zaghaft in Ansätzen statt. Während das Album an sich keine klare Linie erkennen lässt, ist den Tracks jedoch gemein, dass sie durchweg für den Tanzflächeneinsatz geeignet sind. Dies dürfte meiner Einschätzung nach recht gut funktionieren – obwohl kein Stück dabei ist, dass das Zeug zum richtigen Clubhit hat.

Das Album profitiert eindeutig von mehreren Hördurchgängen. Beim ersten oder zweiten Mal klingen die meisten Tracks recht beliebig. Erst beim erneuten (und intensiven) Hören gibt es einige interessante, spannende Facetten zu entdecken. Die Videos zu den Stücken, beispielsweise dieses HIER, machen einen sehr professionellen, ansprechenden Eindruck, selbst wenn sich mir der Zusammenhang zu Text oder Musik nicht direkt erschließt. Aber für eine kleine, relativ unbekannte Band, ist dies durchaus eine beachtliche Leistung.
Das Design des Digi-Packs macht auf mich einen eher semiprofessionellen Eindruck. Die Bilder der Cyber-Goth-Dame sind gelungen und hübsch anzuschauen, ebenso wie das Bandlogo. Dafür machen die Tracklist und die Danksagungen den Eindruck, als wären sie hastig in einer Textverarbeitung erstellt worden – einschließlich Schreibfehlern und fehlenden Angaben.
Wie meist bei elektronischer Musik ist die Produktion sauber, klar und aufgeräumt. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob das gelegentliche Ungleichgewicht zwischen Musik und Gesang so gewollt ist.

Leider verfügen weder Torturetekk noch Midian Studios über eine eigene Homepage. Mehr Informationen zur Band gibt es allerdings über Facebook oder Bandcamp. Bei Letzterem lässt sich zudem das Album ordern, außerdem werden andere Projekte der beteiligten Musiker vorgestellt.

Mit Nightfall liefert die Band ein Debüt, das in erster Linie auf den Clubeinsatz ausgerichtet ist. Das bekommen sie recht gut hin – aber es bleibt sicherlich noch Entwicklungsspielraum.

2 Gedanken zu “Torturetekk – Nightfall”

  1. LisaJ sagt:

    Hi Marcus,
    I’m sorry, I don’t speak German. Forgive me.
    I have found this review today. I’m Lisa J, the lyrics and vocals form this album.
    I wanted to get in touch to say THANK YOU for this honest and real review. I am so grateful that you took the time to listen to each track and echo our own thoughts on its strengths and flaws.
    We recorded remotely /Sean made the tracks first, I did lyrics and vocals after – recorded on a basic interface on Cubasis in 2 days.
    This is my favourite review – I don’t like “favour” reviews from people who haven’t had time to listen. You clearly know what you’re talking about.
    I just wanted to say thank you.
    We have just recorded a second album. I hope you would listen to this as well. (Same detail with track first/lyrics after – recording remotely) but we’d really appreciate your feedback on that too!

    All the very best. Thank you again. Lisa xx

    Thank you.
    Lisa J xx

    1. Hi Lisa!
      Thanks for your feedback – I’m flattered…

      You took your time making this album – so it’s only fair I’m taking my time listening to it! 😉

      Once I’ve cleared my backlog, I’ll give „Tomb Raver“ a spin!

      Cheers, Marcus

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