Musiker: The Busters
Genre: Reggae, Rocksteady, Ska
Veranstaltungsdatum: 14.01.2016
Veranstaltungsort: Alte Schmelze »
Mit Ska, Reggae oder Rocksteady verbindet man eigentlich Sommer, Sonne, Sonnenschein, Strand und kühle Getränke mit Schirmchen drin; tatsächlich finden die meisten Ska-Konzerte in meiner Umgebung (zumindest kommt es mir so vor) aber im Herbst oder Winter bei nasskaltem Wetter in kleinen bis mittelgroßen Hallen statt. In dieses Schema passt dann auch, dass eine der dienstältesten deutschen Ska-Bands, The Busters, im Rahmen ihrer „Busting, Blasting, Everlasting“-Tour an einem stürmischen, kalten und verregneten Donnerstag Anfang Januar in der Alten Schmelze in Wiesbaden Station machen.
Schon um 20 Uhr öffnen sich die Türen der Location und die ersten Besucher huschen auf der Flucht vor dem eisigen Nieselregen ins Foyer der kleinen Halle. Hier hat man die Gelegenheit sich mit Platten, Shirts und allerlei anderem Merchandise einzudecken. Auch das Thekenpersonal hat gut zu tun, da die Warterei auf die Band doch durstig zu machen scheint.
Schließlich betritt kurz nach 21 Uhr Gitarrist Alex Lützke die spärlich ausgeleuchtete Bühne, setzt sich auf den einzelnen, verloren wirkenden Stuhl und beginnt akribisch ein kleines Fußbänkchen aufzubauen um dann im Anschluss auf der akustischen Gitarre eine ziemlich großartige Version von „Stairway To Heaven“ zu spielen. Nach diesem, etwas unerwarteten, Auftritt entern nach und nach auch die restlichen zehn Musiker die Bühne und leiten nahezu übergangslos „Mickey Mouse In Moscow“ vom 1988er Debütalbum Ruder Than Rude ein. Das Publikum dankt es der Band mit ausgelassenem Tanzen, wobei immer noch ein respektvoller Abstand zur Bühne gehalten wird. Erst nach wiederholter Aufforderung von Sänger Ron Marsman verschiebt sich der gesamte Innenraum ein paar Meter in Richtung der Band.
In den folgenden zwei Stunden bieten The Busters eine sehr breit gefächerte Auswahl aus ihrer nun fast 30jährigen Bandgeschichte. Frühe Stücke wie „Rude Vibrations“, „Whiskey ‚til I drop“ oder „No risk, no fun“ wechseln sich mit Cover-Versionen, beispielsweise „Revolution Rock“ von The Clash oder dem aus einer Kooperation mit Farin Urlaub entstandenen „Liebe macht blind“, ab. Dazu kommen natürlich auch immer wieder Stücke des aktuellen Albums Supersonic Eskalator, die ebenfalls recht gut vom Publikum angenommen werden. Besonders zu „Summernight“ und „Hangin‘ out with the Boys“ wird wild getanzt und gefeiert, leider verzichtet die Band auf „Evil Eve“, mein Lieblingsstück auf dem Album (was absolut gar nichts mit dem Video zu tun hat).
Natürlich dominieren die beiden Sänger Ron Marsman und Ritchie Alexander aka Dr. Ring Ding die Bühne, wechseln sich beim Gesang ab, ergänzen sich, wagen sich an das eine oder andere Duett und interagieren mit dem Publikum. Dennoch lassen sie ihren Mitmusikern genug Raum um sich mit teils spektakulären Solos ebenfalls in Szene zu setzen. Tatsächlich übernimmt Organist Markus Schramhauser gegen Ende des Konzertes sogar Akkordeon und Mikrofon und führt den Rest der Band durch eine völlig überdrehte Version von „Ca plane pour moi“, für mich wohl das Highlight des Konzertes. Bei den Zugaben darf schließlich „Dead Or Alive“ nicht fehlen, eigentlich DAS Stück, das die Band ausmacht. Schließlich gibt es zum Ausklang, nach mehr als zwei Stunden schweißtreibender Show, mit „Enjoy Yourself“ von den Specials den passenden Schlusspunkt zu einem grandiosen Konzert.
Ob es nun am bescheidenen Wetter lag oder ob die Ankündigung des Konzertes vielleicht etwas untergegangen ist weiß ich nicht, doch leider kam nur relativ wenig Publikum an diesem Abend in die Alte Schmelze. Die Halle war zwar nicht wirklich leer, aber doppelt so viele Leute hätten sicherlich auch Platz gefunden. Immerhin hatte man genug Raum um ausgelassen zu tanzen und wild zu feiern, was angesichts der treibenden Musik auch durchaus angebracht war. The Busters haben sich glücklicherweise von der recht spärlichen Besucherzahl nicht aus der Fassung bringen lassen und ein großartiges Set gespielt. Die ausgewogene Mischung aus neuem Material, liebgewonnenen Klassikern und der einen oder anderen Coverversion, kam beim Publikum augenscheinlich gut an. Die beiden Frontmänner (und natürlich auch der Rest der Band) verstehen ihr Handwerk und haben nicht einfach nur ihr Set runtergespielt, sondern die Besucher immer wieder eingebunden, einschließlich einem kleinen Seitenhieb auf die benachbarte rheinland-pfälzische Landeshauptstadt. Auch technisch gab es bei diesem Konzert nichts zu meckern; die nicht aufdringliche, aber effektive und stimmige Lichtshow passte ebenso zu diesem gelungenen Auftritt wie der gut abgemischte, aber vielleicht einen Tick zu laute, Ton, wobei es hin und wieder zwischen den beiden Sängern ein gewisses Ungleichgewicht gab. Auch die Organisation von Theke, Einlass und Garderobe verdient ein Lob, haben sie doch einen soliden und sehr gut organisierten Job gemacht.
Ein rundum gelungener, toller Konzertabend, bei dem nur das Klingeln des Weckers am nächsten Morgen um fünf Uhr etwas gestört hat.