Sally Dige – Hard To Please

10.04.2016 von Marcus Pohlmann

Musiker:

Label: ,

Genre: ,

Laufzeit: 33 Minuten

Tracklist:
01 – Hard To Please
02 – Immaculate Deception
03 – So Far Away
04 – Doppelgänger
05 – Losing You (Album Version)
06 – Your Girl
07 – A Certain Beauty
08 – Dance Of Delusion

Erscheinungsdatum: 12.06.2015

Sprache: Englisch

Eher zufällig bin ich bei einem Konzertbesuch auf Sally Dige aufmerksam geworden, die vor kurzem im Vorprogramm von Lebanon Hanover in Darmstadt zu hören war. Nach der Beteiligung an verschiedenen Kunst-Projekten legt die in Berlin lebenden Kanadierin mit Hard To Please nun ihr Debütalbum vor. Die CD mit ihren acht Tracks kommt im Pappschuber und wird vom kleinen Glasgower Label Night School Records veröffentlicht.

Der Opener „Hard To Please“ bietet klassischen, emotionslosen Synthie-Pop/New Wave, wie er Mitte der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts, vor allem in Großbritannien, gespielt wurde. Dazu passen die, teils mehrfach übereinander gemixten, Vocals die Frau Dige mal sehr fragil, dann aber wieder recht energisch zeigen. In eine ähnliche Richtung geht das folgende „Immaculate Deception“: eine sehr eingängige Melodie, abwechselnd gesungene und gesprochene Passagen, längere Instrumentalpassagen und dabei sehr tanzbar. Der Hörer kann vor seinem inneren Auge quasi den wabernden Kunstnebel sehen, der von harten weißen und blauen Lichtern notdürftig erhellt wird; eine großartige Retro-Nummer, bei der ich mich (fast) wieder jung fühle. „Doppelgänger“ orientiert sich dagegen am Disco-Sound dieser Zeit: dominierende Beats, spärlich eingestreute Melodie-Parts und ein Gesangsstil der sich deutlich von den vorangegangenen Tracks unterscheidet machen das Stück für mich zur eingängigsten Nummer des Albums. Immer noch sehr elektronisch präsentiert sich „Your Girl“, allerdings wird die Instrumentierung durch Bass und Schlagzeug etwas aufgelockert, was dem Stück einen etwas wärmeren, organischen Anstrich verleiht. Dazu passen die Vocals, die stellenweise eine schon fast ätherische Qualität besitzen, was durch Hall und mehrstimmigen Gesang nochmals verstärkt wird. Sehr entschleunigt endet das Album dann nach wenig mehr als einer halben Stunde mit „Dance Of Delusion“. Obwohl auch hier wieder die elektronischen Sounds dominieren präsentiert sich das Stück ungewöhnlich warm, aber auch melancholisch, ein sehr passender Abschluss für ein leider doch viel zu kurz geratenes Debüt.

Sally Dige legt hier ein Album vor, das musikalisch sehr gut auch vor 30 oder gar 35 Jahren hätte erscheinen können; entsprechend drängen sich einige Vergleiche mit Bands aus dieser Ära geradezu auf. Während Gesangsstil und Stimme stellenweise eine frappierende Ähnlichkeit mit Claudia Brücken von Propaganda haben und standen bei den Synthie-Melodien die frühen Depeche Mode Pate. Allerdings erstrecken sich die Einflüsse der 80er Jahre noch viel tiefer und der aufmerksame Hörer kann Stunden damit zubringen, die unterschiedlichsten Referenzen zu entdecken. Dabei gelingt es Frau Dige recht gut diese unüberhörbaren Einflüsse zu etwas Eigenständigem zu verarbeiten und dem Album eine individuelle Note zu geben. Sehr gut bekommt den Stücken der punktuellen Einsatz von Gitarre, Bass und Schlagzeug, was den kühlen elektronischen Sound etwas auflockert und der Musik etwas das Artifizielle nimmt. Textlich dreht sich praktisch das ganze Album um gescheiterte Beziehungen, Selbstreflexion und Einsamkeit. Eigentlich der richtige Soundtrack um in Weltschmerz zu versinken, wäre da nicht die Musik, bei der der Hörer kaum still sitzen bleiben kann und die mindestens zum rhythmischen Kopfnicken zwingt.
Über die Produktion des Albums lässt sich nichts Negatives sagen; die Sounds kommen klar und knackig aus der Box, allerdings hätten die spärlichen Gitarrenparts durchaus etwas dominanter sein können. Die CD kommt mit einem kleinen Booklet, das bis auf die Texte und Produktionsinformationen keine weiteren Informationen zur Künstlerin enthält. Die Covergestaltung hat Frau Dige selbst übernommen und folgt auch hier stilistisch den Einflüssen der 80er Jahre.

Wer unterkühlte elektronische Klänge, Retro-Sound und abwechslungsreiche weibliche Vocals schätzt wird von Hard To Please sicherlich nicht enttäuscht werden.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert