Oberer Totpunkt – Totentanz

24.08.2022 von Marcus Pohlmann

Oberer Totpunkt - Totentanz

Musiker:

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Laufzeit: 68 Minuten

Tracklist:
01 - Oberer Totpunkt
02 - Totentanz
03 - Dia de los Muertos
04 - Scharlachroter Schnee
05 - Liebeleid
06 - Jetzt oder nie
07 - Zeit verfliegt
08 - Mitten ins Herz
09 - Tänzer im Regen
10 - Auf der dunklen Seite des Mondes
11 - Dystopia
12 - Fake Leben
13 - Die Krieger
14 - Rot, Schwarz, Herz / Rien ne va plus
15 - Unterer Totpunkt

Erscheinungsdatum: 25.03.2022

Sprache: Deutsch

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Oberer Totpunkt, die musikalische Kooperation von Bettina Bormann und Michael Krüger, hat es in den gut 15 Jahren ihres Bestehens auf immerhin 6 Alben gebracht. Das fraglos erfolgreichste davon ist, das bereits im Frühjahr veröffentlichte, Totentanz. Selbst jetzt hält es sich immer noch wacker in den Deutschen Alternative Charts. Thematisch setzt sich jede Veröffentlichung des Hamburger Duos mit einem bestimmten Schwerpunkt auseinander. In diesem Falle geht es, laut Homepage der Band, um die inneren Dämonen. Erschienen ist das Album, wie auch seine Vorgänger auf Bruno Kramms Danse Macabre-Label.

Was steckt drin?

Das Album gibt es in rein digitaler Form als Download über die gängigen Plattformen. Freunde physikalischer Tonträger können auf eine CD in Form eines Digi-Pack zurückgreifen. Darin ist auch ein 12seitiger Booklet mit den Texten und Produktionsinformationen enthalten.

Was wird gespielt?

Schon das Intro „Oberer Totpunkt“ macht dem Hörer klar, wohin die Reise geht. Eingängige Beats, elektronische Melodien, dazu Gitarrenriffs als Kontrastpunkt – darüber die zumeist gesprochenen Vocals von Bettina Bormann.

„Totentanz“, der Titeltrack des Albums, folgt dann auch gleich konsequent diesem Schema. Das Schlagwerk hält einen ebenso einfachen wie gängigen Rhythmus, der über weite Strecken alleine steht. Ein sich wiederholender Gitarrenakkord bricht dabei die etwas Struktur auf, während das Keyboard im Hintergrund dezente Effekte liefert. Über diesem musikalischen Grundgerüst liegt der Sprechgesang, der das mittelalterliche Motiv eben jenes Totentanzes aufgreift. Der Refrain unterteilt den Track dabei in gut hörbare Teile und bietet gleichermaßen einen Kontrast zum Rest.

Bei „Jetzt oder nie“ steht die Elektronik eindeutig im Vordergrund. Der monotone, pulsierende Beat dominiert das Stück deutlich, die einfache Melodie ist dagegen im Hintergrund kaum wahrnehmbar. Der Hörer kann praktisch nicht anders, als im Rhythmus mit zu nicken. Der Text wird dabei gesprochen, ohne einen wirklichen Zusammenhang mit der Musik herzustellen. Einzig im Refrain gehen die beiden eine gewisse Verbindung ein.

„Mitten ins Herz“ hebt sich deutlich von den restlichen Tracks ab. Rhythmische Beats, Gitarrenriffs und Melodien sucht der Hörer hier vergebens. Stattdessen erzählt Frau Bormann eine Geschichte aus ihrer Jugend, untermalt lediglich von dezentem Keyboard-Geklimper. Damit setzt die Band, passend zur Mitte des Albums einen ungewöhnlichen, nachdenklichen Ruhepunkt. Für mich eines der eindringlichsten und persönlichsten Stücke dieses Silberlings.

Während ansonsten die elektronische Seite der Musik auf Totentanz überwiegt, setzt „Dystopia“ in erster Linie auf Gitarre, Bass und Schlagzeug. Das Stück ist ungewöhnlich langsam und hat im Mittelteil einige „Löcher“ – kurze Abschnitte, in denen nichts zu hören ist. Ich vermute mal, dass dies so gewollt ist – trotzdem irritiert es ein wenig. Andererseits erzählt Frau Bormann hier von einer eher verstörenden Zukunftsvision, was dieses Stilmittel dann wieder rechtfertigt.

Dagegen orientiert sich „Die Krieger“ wieder an gängigen Klangmuster. Gradlinige, schnelle, harte Beats geben die Struktur für die Synthie-Klänge vor. Zusammen mit den abgehackt wirkenden Textzeilen ergibt sich der Eindruck eines klassischen, schnörkellosen EBM-Stückes. Tempo und Intensität steigern dabei sich zum Ende hin – damit sich der Track geradezu für die Tanzfläche an.

Gehört die CD in den Player?

Auf Totentanz nehmen Oberer Totpunkt eine Handvoll Stilmittel und vermischen diese immer wieder aufs Neue. Das Endergebnis ist erstaunlich abwechslungsreich, häufig tanzbar und liefert außerdem sehr eindrückliche Texte. Sicherlich kein Album für den alltäglichen Zwischendurch-Konsum – aber durchgängig spannend, ungewöhnlich und mit einem gewissen Anspruch an den Hörer. Das sich für diese Art von Musik (zurecht) genügend Interessenten finden, beweist die hohe, lang anhaltende Platzierung in den Indie-Charts.
Bei zwei, drei Tracks kommen mir die Übergänge sehr abrupt vor, grade so, als wäre beim Abmischen etwas verloren gegangen. Davon abgesehen ist die Produktion sehr sauber und klar. Besonders mit Kopfhörer entdeckt der Hörer immer wieder kleine Details, die durch die dominierenden Beats in den Hintergrund geraten sind. Etwas überrascht war ich zudem von einer Angabe, die ich schon seit Jahren nicht mehr gesehen habe: Beats per minute.
Im Booklet finden sich neben den Texten der einzelnen Stücke auch eine Auflistung der Beteiligten. Einige sehr atmosphärische Fotos unterstreichen das Thema des Albums.

Wer sich einen Überblick über das Album (und auch dessen Vorgänger) verschaffen möchte, hat auf dem YouTube-Kanal von Oberer Totpunkt dazu die Möglichkeit. Weitere Informationen, beispielsweise Konzert-Termine oder Videos gibt es auf der Band-Homepage. Eine weitere Anlaufstelle ist die Webpräsenz des Labels Danse Macabre.

Mit Totentanz legt die Band ein anspruchsvolles, gleichzeitig tanzbares Album vor, das zudem mit tollen Texten punkten kann.

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