Mine – Das Ziel ist im Weg

22.05.2016 von Marcus Pohlmann

Mine - Das Ziel ist im Weg

Musiker:

Label:

Genre: ,

Laufzeit: 36 Minuten

Tracklist:
01 – Anker
02 – Essig auf Zucker
03 – Katzen
04 – Pusteblumenfeld
05 – Rot
06 – Hinterher
07 – Findelkind
08 – Zuvielleicht
09 – Der fliehende Robert
10 – Das Ziel ist im Weg

Erscheinungsdatum: 15.04.2016

Sprache: Deutsch

Vor kurzem hat die Wahl-Mainzerin und Multinstrumentalistin Jasmin Stocker unter ihrem Künstlernamen Mine nach dem selbstbetitelten Debüt schon ihr zweites Album abgeliefert. Auf der dazugehörigen Release-Tour für Das Ziel ist im Weg machte sie dabei auch in Wiesbaden Station, wo ich, eher zufällig, auch im Publikum stehen durfte. Danach kam ich nicht umhin mir den Silberling, der vom kleinen Mannheimer Label Pennywine Records veröffentlicht wird, in meine Sammlung aufzunehmen.

Der Opener „Anker“ mutet durch die Verwendung der Orgelklänge, der Streicher und des Chors schon fast sakral an. Dem gegenüber stehen die dominanten Drums, mal energisch, mal schleppend, die dem Stück seine Struktur verleihen. Ein gelungener Einstieg in das Album und für mich, auch nach mehrmaligem Hören, einer der stärksten Tracks. Eingeleitet wird „Essig auf Zucker“ von einem kleinen Sample und der schon bekannten Orgel. Die teils gerappten Vocals, die Hip-Hop-Beats des Schlagzeugs und das Scratching geben zwar den Ton an, doch finden sich mehrere andere Elemente in dem Stück, die für Spannung sorgen. Sehr schön gelungen ist dabei beispielsweise der Choral gegen Ende des Tracks. „Katzen“, ein Stück über Individualität, ist die erste Single-Veröffentlichung des Albums und wird von einer kühlen, elektronischen Instrumentierung geprägt. Erst gegen Ende treten rockige Gitarrenriffs in den Vordergrund, die sich doch deutlich von den anderen Elementen unterscheiden. Extrem entschleunigt fließt „Rot“ aus den Boxen; spröder, melancholischer Gesang trifft dabei auf minimalste Instrumentierung. Mit knapp über zwei Minuten das kürzeste Stück des Albums, aber für mich das mit der intensivsten Wirkung. Dagegen ist „Hinterher“ mit seiner locker-leichten Gitarrenmelodie eine sehr entspannte Pop-Nummer. Auch der Einsatz von Schlagzeug und Geige, sowie die Vocals über die Suche nach dem Glück machen das Stück wohl zum zugänglichsten Track auf Das Ziel ist im Weg. Komplett auf Elektronik setzt dagegen „Zuvielleicht“ und könnte durchaus als Trip-Hop-Nummer durchgehen. Sehr entspannte, langsame Keyboardpassagen, schleppende Beats und ein beinahe hypnotischer Refrain der sich im Ohr festsetzt liefern ein weiteres musikalisches Highlight. Für das letzte Stück auf dem Album, den Titeltrack „Das Ziel ist im Weg“, holt sich Mine Verstärkung durch den Rapper Fatoni. Auch hier wird wieder auf reine Elektronik gesetzt, aber diesmal gelingt es der Musikerin nicht wirklich, die unterschiedlichen Zutaten zu einer funktionierenden Einheit zu mischen. Ob es nun an den penetranten Hand-Claps, an den Rap-Passagen oder an etwas anderem liegt kann ich nicht sagen, aber es funktioniert einfach nicht. Nach einem wirklich gelungenen Album fällt dieser letzte Track doch deutlich ab.

Das Ziel ist im Weg funktioniert für mich auf zwei unterschiedliche Weisen: So kann das Album sehr schön als Hintergrundbeschallung laufen, ist dabei gefällig und stört nicht. Seine wirklichen Stärken zeigen sich aber erst beim zweiten oder dritten Durchlauf, vorzugsweise mit Kopfhörer. Hier lassen sich dann die zahlreichen Ebenen erkennen die Mine in ihren Stücken angelegt hat. Die Arrangements sind teilweise extrem reduziert, dann wieder hochkomplex, aber nie langweilig. Trip-Hop-Beats treffen auf poppige Melodien, angereichert mit elektronischen Elementen und garniert mit klassischen Instrumenten und Chören. Eine sehr ungewöhnliche Mischung, die auf diesem Album hervorragend funktioniert und die zu den versponnenen, häufig mit Assoziationen und Bildern arbeitenden, Texten passt. Die Balance zwischen Instrumenten und Gesang ist hervorragend und ändert sich ständig entsprechend der Stimmungen der einzelnen Lieder. Durch kleine Effekte wie beispielsweise eine Klingel, Loops oder Hintergrundrauschen bekommt fast jedes Stück noch eine besondere Komponente, die allerdings erst beim aufmerksamen Hören richtig zur Geltung kommen.
Das Digi-Pack kommt mit edel aufgemachter Heißtfolienprägung und enthält außerdem ein kleines Booklet mit sämtlichen Texten, Produktionshinweisen sowie einigen Fotos. Auch die Produktion ist sehr sauber und klar, vielleicht ein klein wenig zu geschliffen.

Mine legt ein sehr vielschichtiges, stimmiges und spannendes Album vor, dass sich wohltuend von der eher belanglosen deutschen Popmusik abhebt.

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