Kontrast – Programm

14.11.2022 von Marcus Pohlmann

Kontrast - Programm

Musiker:

Label:

Genre: , ,

Laufzeit: 150 Minuten

Tracklist:
CD 01
01 - Freiheit? (Duett mit Ivi)
02 - Amerika
03 - Tod... Find' ich gut!
04 - Einheitsschritt
05 - Der Formulator
06 - Klang der Zukunft
07 - Leben vor dem Tod
08 - Gedanken
09 - Todeskünstler
10 - Die Maschine
11 - Leben vor dem Tod (Reprise)
12 - Nico (1997)
13 - It's More Fun To Kontrast (2000)
14 - Freiheit? (Duett mit Ivi, futuristisch gepoppt) (2002)
15 - Tod... Find' ich gut! (Version 2002)
16 - Einheitsschritt (Einheizmix) (1995)

CD 02
01 - Leben vor dem Tod (Version 2022)
02 - Tod... Find' ich gut! (Version 2022)
03 - Freiheit? (Duett mit Nebelgeist) (Version 2022)
04 - Die Maschine (Version 2022)
05 - Todeskünstler (lange Version)
06 - Der Formulator (2007)
07 - Amerika (Elektro Heinrich Remix)
08 - Einheitsschritt (ISECS-Version)
09 - The Mising Link
10 - Klang der Zukunft (Version 1999)
11 - Deutsches Land (Version 1999)
12 - Queen Of The Night
13 - The Missing Link (Klaus Stolle Version)
14 - Einheitsschritt (Klaus Stolle Version)
15 - Freiheit? (Massiv In Mensch-Mix)
16 - Tod... Find' ich gut! (Massiv in Mensch-Remix)

Erscheinungsdatum: 21.10.2022

Sprache: Deutsch

Bei Amazon bestellen

Ziemlich genau 20 Jahre ist es her, dass mit Programm das Debüt-Album der elektronischen Tanzkapelle Kontrast erschienen ist. Zuvor hatte die Band bereits mit einigen Singles in einschlägigen Kreisen auf sich aufmerksam gemacht. Auch die folgenden, raren, Veröffentlichungen fanden ihre Hörerschaft. In jüngster Zeit ist das Quartett wieder etwas aktiver geworden. Neben neuem Material fällt darunter auch die Wiederveröffentlichung des, lange vergriffenen, ersten Albums. Die Programm Deluxe-Edition 2022 wurde durch ein Crowdfunding ermöglicht und vom Danse Macabre-Label im regulären Handel vertrieben.

Was steckt drin?

Das Album der Niedersachsen gibt es im Digi-Pack mit zwei CDs. Als Crowdfunding-Unterstützer gab es zudem acht weitere Tracks in digitaler Form. Außerdem gibt es Programm auf den einschlägigen Streaming-Plattformen.

Was wird gespielt?

Der Hörer bekommt hier die elf ursprünglichen Tracks – außerdem vier Neuaufnahmen der Stücke. Auf beiden CDs gibt es zudem zahlreiche Raritäten. Dabei handelt es sich in erster Linie um Archivfunde und Remixe, die bis in die 1990er Jahre zurückreichen.
Mit dem Opener „Freiheit?“ haben sich Kontrast am Mikrofon Verstärkung durch Sängerin Ivi geholt. Die kleine Trennungsgeschichte kommt ungewöhnlich melodisch und dezent aus den Boxen. Ich für meinen Teil finde den Text ein wenig kitschig, die Musik zu beliebig und „weichgespült“. Sowohl die Neuaufnahme als auch der Remix sind ein klein etwas gelungener – dennoch bleibt es für mich das schwächste Stück auf dem Album.
Viel besser gefällt mir dagegen „Tod… Find‘ ich gut!“ – das in immerhin vier Versionen vorliegt. Roberto Lindner wirft hier einen ironischen Blick auf die Neue Deutsche Todeskunst und ihre „dramatischen“ Texte. Hier fällt es mir schwer, einen Favoriten zu finden. Wenn ich mich entscheiden müsste wäre es der Remix von Massiv in Mensch, der einfach ein Stück druckvoller und tanzbarer aus den Boxen kommt.
Ein weiterer Klassiker, und ich vermute das bekannteste Stück, ist der „Einheitsschritt“. Auch davon sind vier verschiedene Aufnahmen vorhanden – die älteste von 1994. Damals noch unter dem Bandnamen ISECS auf einem Sampler veröffentlicht, greift das Stück sämtliche gängigen Grufti-Klischees auf. Dabei eignet es sich Dank des treibenden Beats und des charakteristischen Gesangs hervorragend für eben jene Grufti-Tanzflächen.
Bei „Leben vor dem Tod“ schrammt die Band nur knapp am gleichen Pathos vorbei, über den sie sich zuvor noch lustig gemacht haben. Dank eines intelligenten Textes funktioniert das Stück dennoch, ohne peinlich zu wirken. Die musikalische Untermalung ist dabei eher zurückgenommen und lässt den Vocals viel Raum. Der Track liegt in zwei Aufnahmen vor – 2002 und 2022. Mir persönlich gefällt die aktuelle Version besser, wobei ich die Zitat-Samples des Originals vermisse.
Mit „Nico“ haben Kontrast ein Stück von 1997 aus dem Archiv gesucht. Dabei handelt es sich um eine Art Liebeserklärung an die früh verstorbene Sängerin Christa Päffgen. Das Intro wirkt recht düster und beklemmend, was durchaus passend zum Thema ist. Der Track wird durch die Beats getragen und dominiert, verfügt aber zwischendurch über hübsche, einfache Melodien.
Eines der raren englischen Stücke aus der Anfangsphase der Band ist „Queen of the Night“. Nicht nur die Sprache ist hier ungewöhnlich, sondern auch der Verzicht auf elektronische Hilfsmittel. Das Lied kommt alleine mit Piano (bzw. Keyboard) und Gesang aus – ist aber glücklicherweise weit von einer kitschigen Ballade entfernt.
„Missing Link“ ist die früheste Aufnahme des Albums (und der Band) – immerhin schon 30 Jahre alt. Dennoch hört man dem Stück sein Alter in keiner Weise an. Hier trifft minimalistische, beatlastige Elektronik auf einen Text, der nur aus Schlagworten besteht. Die Mischung funktioniert für mich sehr gut und gehört tatsächlich zu meinen Lieblingen auf Programm.

Gehört die CD in den Player?

Die meisten Stücke des ursprünglichen Albums sind erstaunlich gut gealtert. Die Mischung aus Rhythmus und Tempo eignet sich immer noch sehr gut für die Tanzfläche. Die vier Neuaufnahmen behalten diesen Charakter weitgehend bei, drehen jedoch ein wenig an den richtigen Stellschrauben. Die Tracks klingen ein druckvoller und frischer – wobei es mir tatsächlich schwerfällt, dem einen oder anderen Vorrang zu geben. Mit den Zusatztracks bekommt der interessierte Hörer zum einen nur noch extrem schwer (oder gar nicht) erhältliche Stücke. Das ermöglicht einen Überblick über die Entwicklung der Band – vom Schul-Projekt bis zum heutigen Stand. Wie man auf der Homepage nachlesen kann, handelt es sich bei Kontrast um eine elektronische Tanzkapelle. Und genau das bekommt der Hörer bei den meisten Stücken auch geboten: elektronische, tanzbare Musik! Für mich stehen allerdings die Texte im Vordergrund. Mal wirft die Band einen ironischen Blick auf die Eigenheiten und Klischees der Szene, mal präsentieren sie sich nachdenklich und kritisch – jedoch immer mit einem Augenzwinkern.
Das Booklet umfasst in erster Linie einen Rückblick auf die Entstehungsgeschichte von Kontrast mit vielen Fotos. Daneben gibt es eine Auflistung der Beteiligten – sowohl beim Album aus dem Jahr 2002 wie auch der aktuellen Veröffentlichung.

Das Album (und natürlich dessen Vorgänger) gibt es auf der bandeigenen Homepage. Hier gibt es außerdem noch weitere Informationen, Merchandise und einen Überblick über die raren Live-Auftritte. Wer einen Blick auf die Label-Homepage von Danse Macabre werfen möchte, kann das HIER tun.

Auch nach 20 Jahren ist Programm immer noch ein durchweg hörenswertes Album. Das zusätzliche Material ist dann das Sahnehäubchen (mit Kirsche)!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert