Musiker: Kari Rueslåtten
Label: Ora Fonogram, Rough Trade, Spindelsinn Recordings
Genre: Alternative, Folk, Pop
Laufzeit: 42 Minuten
Tracklist:
01 - Believer
02 - Chasing Rivers
03 - Spellbound
04 - Gone
05 - The Harbour
06 - As Evening Falls
07 - Saviour
08 - Music You Should Hear
09 - The Parting (Shine A Light)
10 - Silence Is The Only Sound
Erscheinungsdatum: 25.08.2017
Sprache: Englisch
Vor gut 20 Jahren entdeckte ich im CD-Regal einer Freundin zwei Alben die sie mir sehr ans Herz legte (Danke dafür Alex!). Dabei handelte es sich um Solomaterial von Kari Rueslåtten, die ich davor lediglich als Ex-Sängerin der norwegischen Metal-Band The 3rd and the Mortal kannte. Diese Alben waren dagegen eher dem Folk-Genre zuzuordnen und für mich ein eher ungewohntes, aber beeindruckendes Hörerlebnis. Irgendwann verlor ich die Musik der Dame jedoch komplett aus dem Blick – andere Bands zogen meine Aufmerksamkeit auf sich. Dies änderte sich erst im vorletzten Jahr, als Frau Rueslåtten mit neuem Material im Gepäck auf einer kleinen Deutschland-Tour auch in Frankfurt Station machte. Nun legt sie mit Silence Is The Only Sound ihr mittlerweile achtes Solo-Album vor, das von Rough Trade vertrieben wird.
Die Gitarre beim Opener „Believer“ kann einen leichten Country-Einschlag nicht verleugnen; auch Schlagzeug und Bass reihen sich hier nahtlos in dieses Genre ein. Über allem liegt jedoch die klare Stimme von Frau Rueslåtten, die hier eine Art Glaubensbekenntnis abliefert. Eine durchaus eingängige Nummer, bei der vor allem die Gesangspassagen überzeugen können. „Spellbound“ könnte dem einen oder anderen Hörer vielleicht bekannt vorkommen, handelt es sich dabei doch um eine neue, diesmal in englisch gesungene, Version von „Spindelsinn“ vom Debüt-Album. Für mich eines der schwungvollsten Stücke auf dem Album, lässt es doch jede Melancholie vermissen und bietet sogar einen optimistischen Ausblick. Das Schlagzeug bildet hier die Grundlage und liefert einen durchgängigen Rhythmus, während Gitarre und Keyboard gelegentliche Akzente setzen. Die Musik passt hervorragend dazu und präsentiert sich ungewöhnlich eingängig und gegen Ende hin sogar druckvoll. Einen eigenen Eindruck kann sich der Hörer HIER machen. Mit einem schleppenden, elektronischen Beat startet „The Harbour“, der jedoch bald von langsam gespielten Gitarrenakkorden etwas in den Hintergrund gedrängt werden. Punktuell wird das Stück noch von Schlagzeug und Keyboard ergänzt, doch kommen diese beiden Instrumente nur vereinzelt zum Einsatz. Die Vocals wirken dabei zerbrechlich und tieftraurig, hinterlassen aber gleichzeitig einen verträumten Eindruck. Auch nach mehrmaligem Hören für mich einer der schönsten Track auf dem Album. Die Percussion übernimmt bei „As Evening Falls“ einen herausragenden Part, auch die Gitarre ist stellenweise ungewöhnlich rockig gespielt. Eines der persönlicheren Stücke, dass sich mit dem Verlust des Vaters auseinander setzt, verliert es sich jedoch nicht in Traurigkeit. Stattdessen stehen eher positive Emotionen und Erinnerungen im Vordergrund – eine schöne, berührende und sehr intensive Nummer. Eine merkwürdige Kombination aus bedrohlichen, elektronischen Klanggebilden, einem monotonen Trommelrhythmus und akustischer Gitarre liefert „Music You Should Hear“. Ähnlich seltsam wie die Musik ist auch der Gesang: Teilweise spricht Frau Rueslåtten mit melodischer, aber fragiler Stimme, dann wieder schraubt sich der Gesang in die Höhe. Zumindest ich empfinde die Nummer als etwas beklemmend, aber auf der anderen Seite wunderschön und sehr entspannend. Alles in allem ein sehr ungewöhnliches und interessantes Stück Musik und einer meiner Lieblingstracks. Mit über sechs Minuten Laufzeit ist „Silence Is The Only Sound“ das längste Stücke auf dem Album. Hier kann die Sängerin noch einmal alle Facetten ihrer großartigen Stimme zeigen, während sich die Musik dabei weitgehend auf dezente Keyboard-Untermalung beschränkt. Erst gegen Ende hin wechselt die Gewichtung und Gitarre, Schlagzeug und Bass übernehmen die Führung, während sich der Gesang nur noch auf den Refrain beschränkt. Eine ruhige, entspannte Nummer, die sehr schön alles zusammenfasst, was dieses Album ausmacht.
Der Titel Silence Is The Only Sound fasst eigentlich sehr gut den Inhalt des Albums zusammen. Die spärlich eingesetzte, dezente musikalische Untermalung dient in erster Linie als Fundament für den Gesang. Dennoch gibt es häufig längere Instrumentalpassagen, welche die ruhige Atmosphäre weiter betonen. Viele der Texte wirken dabei sehr persönlich, häufig traurig und verletzlich, gelegentlich aber auch optimistisch oder gar ausgelassen. Dies zusammengenommen bietet die das nahezu perfekte Umfeld für die Stimme von Kari Rueslåtten. Dabei klingt sie mal spröde, zerbrechlich und melancholisch, dann wieder kraftvoll, energiegeladen oder verträumt – gerne auch im Wechsel kurz hintereinander. Sicherlich lässt sich das Album sehr gut als ruhige Hintergrundbeschallung nutzen, aber eigentlich sollte es bewußt und konzentriert gehört werden. Erst dann gelingt es den Stücken ihre volle Wirkung zu entfalten und den Hörer mit auf eine Reise zu nehmen.
Das Digi-Pack kommt mit enem kleinen Booklet, dass die Texte und die obligatorischen Produktionshinweise enthält. Die Produktion ist extrem sauber ausgefallen und die einzelnen Instrumente lassen sich sehr gut auseinander halten. Aber vor allem kommt dies der Stimme zugute – eine vernünftige Anlage vorausgesetzt lässt sich hier jede Feinheit des Gesangs heraushören. Und erst so kann der Hörer die facettenreiche Stimme von Kari Rueslåtten richtig wertschätzen.
Wer sich von den Live-Qualitäten von Frau Rueslåtten überzeugen möchte, hat im Herbst eine der seltenen Gelegenheiten dies zu tun – beispielsweise im Frankfurter Das Bett.
Kari Rueslåtten beweist auf ihrem neuen Album, dass es gar nicht viel braucht um dem Hörer ein intensives Erlebnis zu bescheren.