Musiker: Hante.
Label: Synth Religion
Genre: Alternative, Darkwave, Gothic
Laufzeit: 56 Minuten
Tracklist:
01 - Tomorrow Is A New Day
02 - Wild Animal
03 - Unknown
04 - Serre-Moi Encore
05 - Nobody’s Watching
06 - Waiting For A Hurricane
07 - Respect
08 - No Tenderness
09 - Silence the Voices
10 - The Moon Song
11 - Never Over
12 - I Don’t Need A Hero
13 - Wild Animal - Drumless Version
Erscheinungsdatum: 18.01.2019
Sprache: Deutsch
Wie der Name bereits vermuten lässt, hat sich das kleine französische Label Synth Religion der elektronischen Musik verschrieben. Recht prominent ist im noch überschaubaren Katalog des Labels Hélène de Thoury vertreten, sowohl mit Minuit Machine, aber besonders mit ihrem Ein-Frau-Projekt Hante.. Vor kurzem hat sie unter diesem Namen bereits ihre fünftes Album Fierce veröffentlicht und grade die letzten Konzerte der dazugehörige Release-Tour gespielt. Für dieses Projekt schreibt sie nicht nur Musik und Texte, sondern produziert, programmiert und singt auch noch.
Was steckt drin?
Im sehr dunkel gehaltenen Digi-Pack liegt neben dem Album auch noch ein doppelseitiges Infoblatt. Die Vorderseite ist einem Bild der Künstlerin und dem Albumtitel vorbehalten. Auf der Rückseite finden sich schließlich die Lyrics der Stücke.
Was wird gespielt?
Der Opener „Tomorrow Is A New Day“ beginnt mit einer unaufdringlichen Melodie, die sich fast unverändert durch einen Großteil des Stückes zieht. Erst später setzen Rhythmus und Beats ein, die dann im Vordergrund stehen. Nach gut der Hälfte des Tracks kommt schließlich auch noch Gesang hinzu, während sich die Musik weiter zurücknimmt. Der verstärkte Halleffekt bei den Vocals, wechselt zwischen dramatisch und bedrohlich. Ein gutes, aber kein herausragendes Stück, liefert es aber immerhin schon einige typische Elemente.
Mit einem etwas unterkühlten Intro startet „Unknown“. Erst nach gut einer halben Minute gruppieren sich trockene, eingängige Beats und ein atmosphärischer Klangteppich um den mehrstimmigen Gesang. Für die Vocals hat sich Hante. mit der Isländerin Sólveig Matthildur Verstärkung geholt, was im Zusammenspiel hervorragend funktioniert. Vielleicht nicht unbedingt ein Lied mit „Ohrwurmqualitäten“, trotzdem hat es auf mich einen nachhaltigen Eindruck gemacht.
Gleich zwei Gäste, Marble Slave und Fragrance steuern bei „Nobody’s Watching“ ihre Parts bei. Waren die vorherigen Stücke von einer eher kühlen, düsteren Atmosphäre geprägt, so bekommt der Hörer diesmal luftig-lockeren Synthie-Pop geboten. Auch hier liegt auf dem Rhythmus ein größeres Augenmerk als auf den Melodien. Beides ordnet sich jedoch dem Gesang unter – vor allem das Zusammenspiel von männlicher und weiblicher Stimme im Refrain sticht dabei heraus. Die Songstruktur wirkt insgesamt sehr harmonisch und eingängig.
Das sie es auch versteht, tanzbare Stücke zu schreiben, beweist Hante. mit „Respect“, dem kürzesten Track des Albums. Ungewöhnlich schwungvoll und poppig kommt die Musik aus den Boxen – der Gesang ist dabei eigentlich nur schmückendes Beiwerk. Die Melodie ist prägnant und zieht sich komplett durch, die Beats liefern dagegen eine Struktur und geben den nötigen Kick für die Tanzfläche. Sicherlich eines der Highlights des Albums – auch wenn der Stil sich sehr deutlich vom Rest abhebt.
Wieder zurück zu unterkühlten, eher getragenen Klängen geht es mit „Silence The Voices“. Der mehrstimmig bearbeitete Gesang hat beinahe ätherische Qualitäten und harmoniert sehr schön mit der Synthie-Melodie. Was mich jedoch ein wenig irritiert (und das Stück etwas abwertet) sind die stakkatoartigen Drum-Attacken die dieses Zusammenspiel unterbrechen. Hier würde ich mir tatsächlich einen entsprechenden Remix wünschen.
Der offiziell letzte Track des Albums, „Never Over“, erinnert stellenweise an Computerspiel-Soundtracks aus den frühen 1990ern. Erst später kommen komplexere Klangstrukturen und Drums hinzu. Eine interessante Kombination, aber es ist der ungewöhnlich klare, unverfremdete Gesang, der für mich den eigentlichen Reiz dieses Stückes ausmacht. Ein wunderschöner und sehr passender Abschluss für dieses Album, allerdings schließen sich noch zwei weitere Tracks an.
Mit dem Bonustrack „Wild Animal – Drumless Version“ ist dann aber wirklich Schluss. Der Kontrast zum regulären Track ist schon erstaunlich – hier tritt der Gesang viel stärker in den Vordergrund. Auch das elektronische Klangkonstrukt kommt deutlich besser zur Geltung. Dabei bemerkt der Hörer Passagen, die zuvor vom Schlagzeug verdeckt wurden. Zwar nur Kleinigkeiten, aber im Ganzen haben sie doch einen erstaunlichen Effekt. Die häufig wiederholten Worte „Wild Animal“ entwickeln teils hypnotische Qualitäten – der Kontrast zwischen klarem und verfremdeten Gesang unterstreicht dies zusätzlich. Im direkten Vergleich ziehe ich diese Version vor – wobei beide Stücke sehr unterschiedlich funktionieren.
Gehört die CD in den Player?
Mir fällt es bei Fierce schwer, ein Stück besonders hervorzuheben. Hélène de Thoury liefert hier 13 Tracks ab, die ein relativ breites Spektrum der elektronischen Musik abdecken – und jeder einzelne kann dabei für sich bestehen. Waren die Lieder der vorangegangenen Alben fast ausschließlich im Cold Wave-Genre einzuordnen, versucht Hante. hier einen weiten musikalischen Bogen zu schlagen. Zusammen mit den Gastmusikern gelingt ihr dies auch sehr gut.
Das Endergebnis ist ein abwechslungsreiches, spannendes Album, das als Ganzes für den Hörer funktioniert. Je nach Stimmung ist es auch möglich, einzelne Passagen herauszupicken. Müsste ich mich entscheiden, würde ich wahrscheinlich „Unkown“ und „Serre-Moi Encore“ als meine beiden Favoriten wählen. Glücklicherweise muss ich das aber nicht – und höre mir lieber das komplette Album an.
Die Produktion ist, wie eigentlich immer bei elektronischer Musik, sehr sauber, klar und aufgeräumt. Beim mehrmaligen, aufmerksamen Hören treten teils erstaunlich viele ineinander verschachtelte Parts zutage – es lohnt sich also durchaus zum Kopfhörer zu greifen. Sehr charmant finde ich schließlich den sehr deutlichen französischen Akzent, der trotz elektronischer Verfremdung häufig hörbar ist.
Die Gestaltung des Digi-Pack (natürlich auch von Frau de Thoury selbst) ist recht düster gehalten und setzt auf verfremdete Fotos und abstrakte Strukturen – ein wenig wie die dazugehörige Musik. Neben den Texten und den üblichen Produktionsinformationen finden sich ansonsten keine weiteren Information im Booklet.
Diese gibt es stattdessen auf der Seite von Synth Religion. Und beispielsweise HIER kann sich der interessierte Hörer sein eigenes Urteil bilden.
Hante. liefert mit Fierce eine ausgewogene aber spannende Mischung, die das ganze breite Spektrum zwischen Synthie-Pop und Cold Wave abgedeckt.