Fïx8:Sëd8 – The Inevitable Relapse

12.02.2022 von Marcus Pohlmann

Fïx8:Sëd8 - The Inevitable Relapse

Musiker:

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Laufzeit: 60 Minuten

Tracklist:
01 - Enigma
02 - Prognosis
03 - Human Harvest
04 - Tremors (feat. eMKe)
05 - Unknown to Virtue
06 - The Inevitable Relapse
07 - Meltdown
08 - Pale Light Shadow
09 - Chlorine Clear Tears
10 - Metabolite

Erscheinungsdatum: 22.01.2021

Sprache: Englisch

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Vor ziemlich genau einem Jahr haben Fïx8:Sëd8 mit The Inevitable Relapse ihr bereits fünftes Album veröffentlicht. Fast ebenso lange rotiert die CD auch in meinem Player. Allerdings konnte ich mich nicht zu einer Rezension aufraffen. Mittlerweile ist schon der Nachfolger in Arbeit – für mich also höchste Zeit, mich intensiver mit der Scheibe auseinanderzusetzen. Für die Veröffentlichung ist erneut das Label Dependent verantwortlich, auf dem bereits die beiden Vorgänger erschienen sind.

Was steckt drin?

Neben einer rein digitalen Version (beispielsweise HIER) gibt es das fünfte Album von Martin Sane alias Fïx8:Sëd8 auch als limitierte Artbook-Edition mit Remixen aller Tracks. Dieser Rezension liegt allerdings die reguläre Veröffentlichung auf CD zugrunde. Neben dem eigentlichen Tonträger mit zehn Stücken ist noch ein 16seitiges Booklet enthalten.

Was wird gespielt?

Mit „Enigma“ beginnt der musikalische Streifzug durch die Abgründe geistiger Umnachtung. Das Intro des knapp über 7 Minuten langen Stückes besteht aus dem gesampelten Vortrag eines Wissenschaftlers über die Patienten einer Nervenheilanstalt. Daran schließt sich ein Interview mit einer Patientin an. Die Musik besteht in erster Linie aus einem Klangteppich, der zuerst nur sehr dezent im Hintergrund zu hören ist. Erst zur Hälfte des Tracks stellt sich ein klarer Rhythmus ein. Und zum ersten Mal kommt die Stimme von Martin Sane aus den Boxen – wenn auch stark verzerrt. Gegen Ende wird schließlich die Befragung der Patienten nach den „Stimmen“ fortgesetzt.

Ein stilistischer Bruch vollzieht sich bei „Tremors“. Hier wird auf gesampelte Dialoge verzichtet und auch die verzerrten Vocals fehlen komplett. Stattdessen übernimmt eMKe (Emese Árvai-Illés) von Black Nail Cabaret den Gesang. Das Stück präsentiert sich ungewöhnlich poppig – mit einer gefälligen Melodie und einem sehr tanzbaren Rhythmus. Der Track hebt sich deutlich von den restlichen Stücken ab – gehört aber für mich eindeutig zu den Highlights des Albums. Wer jetzt neugierig geworden ist, kann sich den dazugehörigen Video HIER anschauen.

Der Titeltrack „The Inevitable Relapse“ beginnt sehr dezent mit einer kleinen Melodie. Auch hier sind im Intro die beinahe obligatorischen Dialoge zu hören. Während die Beats sich allmählich weiter in den Vordergrund drängen setzen auch die eigentlichen Vocals ein. Diese sind relativ wenig elektronisch verfremdet und stellenweise fast klar. Der Rhythmus zieht sich dabei beständig und recht fordernd durch die sieben Minuten. Nicht übermäßig schnell, lädt der Track durchaus zum Kopfnicken ein. Insgesamt bekommt der Hörer hier ein eingängiges Stück auf die Ohren, das zudem mit einer schönen „spooky“ Atmosphäre aufwarten kann.

Langsam und schleppend kommt „Pale Light Shadow“ durch die Boxen. Gleichbleibende, dennoch abwechslungsreiche Beat-Folgen ziehen sich durch das komplette Stück. Zur Hälfte kommt dann etwas mehr Schwung in den Track. Der Rhythmus wird aggressiver, auch die Vocals gewinnen an Druck. Kurz darauf wird das Tempo wieder komplett herausgenommen, nur um gegen Ende leicht anzuziehen. Auffällig sind die nur wenigen Dialog-Fetzen, die eingearbeitet sind.

„Metabolite“, der letzte, und mit siebeneinhalb Minuten auch längste Track, präsentiert sich eingängig und melodisch. Die Vocals wechseln zwischen Gesang und Sprache – beides mehr oder minder verzerrt. Auch hier ist der Rhythmus eher behäbig, aber intensiv. Gegen Ende klingt das Stück sehr locker aus, die Musik plätschert praktisch vor sich hin. Wie auch schon zu Beginn des Albums sind es auch hier wieder die gesampelten Texte, die im Vordergrund stehen. Ein ungewöhnlich ruhiger und beruhigter Schlusspunkt dieser durchweg gelungenen Veröffentlichung.

Gehört die CD in den Player?

Auf der Facebook-Seite bezeichnen sich Fïx8:Sëd8 selbst als „oldschool dark-electro-project“. Damit verbindet sich, zumindest für mich, eine gewisse Erwartungshaltung an die Musik. Und The Inevitable Relapse erfüllt diesen Anspruch auch sehr souverän. Das Tempo ist nicht übermäßig hoch, meist sogar, nach meinem Empfinden, langsam. Dafür legt Martin Sane mehr Wert auf eine düstere, beklemmende, teils auch aggressive Atmosphäre. Sowohl Soundlandschaften, die zahlreichen Samples als auch die verzerrten Vocals mit den teils morbiden Texten passen sehr gut in dieses Bild. Selbst wenn „Tremors“ ein wenig aus dem Rahmen fällt, tut dies der Qualität des Albums keinerlei Abbruch – eher das Gegenteil ist der Fall. Zumal das Stück auch für Konsumenten „normaler“ Musik sehr hörenswert ist. „Prognosis“ zeigt dagegen den eher typischen Sound. Insgesamt legt der Wiesbadener hier ein sehr rundes, in sich geschlossenes Album vor, das nach mehrmaligem Hören nichts von seiner Intensität verliert.

Beim ungewöhnlich umfangreichen Booklet stehen für mich nicht die Texte der einzelnen Stücke im Vordergrund. Passend zur Musik und zur thematischen Ausrichtung von Fïx8:Sëd8 erwartet den Betrachter eine recht verstörende Kombination aus Illustrationen (Anastase Kyriakos) und Fotografien (Sanan Jafan). Der morbide Stil mag nicht jedermanns Geschmack treffen, aber für mich ergänzt er die Musik hervorragend. Was im Booklet nicht erwähnt wird, mich jedoch interessiert, wären die Quellen der Sprach-Samples. Zumindest bei einem Dialog bin ich mir sicher, ihn aus einem Film zu kennen…

Fïx8:Sëd8 auf dem E-Tropolis 2021

Fïx8:Sëd8 auf dem E-Tropolis 2021

Wer Gelegenheit hat, die Band live zu sehen, wird feststellen, dass sie das Konzept auch auf der Bühne konsequent fortsetzen.

Informationen über Fïx8:Sëd8 gibt es auf der Homepage des Labels Dependent. Daneben hat die Band noch eine Bandcamp– sowie eine Facebook-Präsenz. Hier lassen sich außerdem die bereits erschienenen Tonträger käuflich erwerben.

 

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