Farin Urlaub Racing Team – Faszination Weltraum

17.02.2016 von Marcus Pohlmann

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Laufzeit: 51 Minuten

Tracklist:
01 – Mein Lied
02 – Dynamit
03 – Was die Welt jetzt braucht
04 – Herz? Verloren
05 – AWG
06 – Heute tanzen
07 – iDisco
08 – Find Dich gut
09 – Keine Angst
10 – Fan
11 – Newton hatte recht
12 – Das Traurigste
13 – 3000
14 – Sommer
15 – Immer dabei

Erscheinungsdatum: 14.10.2014

Sprache: Deutsch

Farin Urlaub, hauptberuflich Sänger und Gitarrist der besten Band der Welt (aus Berlin), nutzt die längeren Pausen zwischen den Touren und Plattenveröffentlichungen von Die Ärzte immer gerne für sein zweites Bandprojekt. So liefert er in unregelmäßigen Abständen mit seinem neunköpfigen Farin Urlaub Racing Team alle paar Jahre ein neues Album ab, und legt mit Faszination Weltraum das mittlerweile vierte Studioalbum vor. Wie auch schon die Vorgänger, so erscheint dieser Silberling auf Völker hört die Tonträger, einem Ableger von Universal Music.

Direkt beim Opener „Mein Lied“ bekommt der Hörer sägende Gitarren und ein rücksichtslos knüppelndes Schlagzeug um die Ohren geschlagen. Der Text ist dagegen eher locker-leicht und völlig belanglos, was durchaus so gewollt ist und wieder mit dem obligatorischen Augenzwinkern dargeboten wird. Eher radikale Architekturkritik mit Anleitung zur Abhilfe wird in „Dynamit“ geübt, Auch hier dominieren ein recht einfacher gehaltener Beat und die Gitarre, diesmal aber mit einem deutlich psychedelischen Einfluss. Die ersten Takte der Single „Herz? Verloren“ könnten aus einem beliebigen James Bond-Soundtrack stammen, die Bläser-Sektion kommt hier zum ersten Mal ernsthaft zum Einsatz und ergänzt die zahlreichen Tempowechsel der restlichen Instrumente sehr passend. Auch der Text um einen Mann mit Hormonproblemen und der eingängige Refrain sorgen dafür, dass das Stück im Gedächtnis bleibt. Ebenfalls als Single ist „AWG“ erschienen und kommt deutlich poppiger daher als die vorherigen Stücke. Die Gitarre, von einem Solo abgesehen, tritt hier deutlich in den Hintergrund und macht viel Platz für Bläser und Keyboard, nur das Schlagzeug behält seinen Rhythmus bei. Natürlich darf auch eine Ska-Nummer auf Faszination Weltraum nicht fehlen. Neben einem höchst anspruchsvollen Text bietet „Heute tanzen“ alle Stilmittel des traditionellen Ska, allerdings wirken die Growls im Mittelteil des Stücks etwas deplatziert. „iDisco“ bringt wieder einen Stilwechsel und überrascht mit einer Flamenco-Gitarre und einem Text, in dem Farin Urlaub meine Meinung zu vielen Mitmenschen sehr treffend auf den Punkt bringt. Auch der nächste Track, „Find Dich gut“ wechselt wieder musikalisch in eine völlig andere Richtung und geht tatsächlich als Easy-Listening-Nummer durch, komplett mit Congas und „Schalala“-Refrain. Ein ausgesprochen skurriles Stück, dass sich jedoch nach mehrmaligem Hören hartnäckig im Ohr festsetzt. Die folgenden Stücke ziehen das Tempo wieder mal mehr, mal minder deutlich an und werden von Schlagzeug und Gitarre dominiert. Mit „Das Traurigste“ hat es sogar ein (fast) lupenreine Ballade auf das Album geschafft, die von den Nachwehen einer gescheiterten Beziehung erzählt. Vor allem die Streicher geben dem, mit Abstand längsten, Stück einen ausgesprochen melancholischen Unterton und auch der Gesang unterscheidet sich deutlich von den bisherigen Tracks. Nach diesem langsamen Intermezzo nimmt die Band wieder mehr Fahrt auf und rockt die nächsten beiden Stücke in gewohnter Manier. Schließlich setzt das eher nachdenkliche „Immer dabei“ einen durchaus passenden Schlusspunkt unter ein rundum gelungenes Album.

Über mangelnde musikalische Abwechslung kann sich der Hörer auf dem Album sicherlich nicht beschweren. Das Farin Urlaub Racing Team mischt auf seinem jüngsten Tonträger fröhlich Rock, Pop, Punk, Ska und viele weitere musikalische Stilrichtungen durcheinander und schafft es dabei aber immer frisch und originell zu klingen. Auch textlich deckt Farin Urlaub eine große Bandbreite an Themen ab, und schlägt dabei einen Bogen von intimen Beziehungsproblemen über den Zustand der Gesellschaft bis hin zu elementaren Lebensweisheiten. Dabei findet er manchmal philosophische und nachdenkliche Töne, zuweilen kommen die Texte auch böse und sarkastisch daher, aber immer charmant und mit einem gewissen Augenzwinkern. Das Album hat eigentlich keine wirklich schwachen Tracks, entsprechend schwer fällt es mir dann auch einen Favoriten zu finden; müsste ich mich entscheiden, wären es jedoch wahrscheinlich „Newton hatte Recht“ oder „iDisco“.
Das Album kommt im schicken Digi-Pack mit umfangreichen Booklet daher, wobei die zahlreichen Bilder sich nicht, wie der Titel vielleicht vermuten lassen würde, mit dem Thema Weltraum befassen, sondern die Bandmitglieder in voller Football-Montur zeigt. Neben den erwähnten Fotos enthält das Booklet zudem die üblichen Danksagungen und Produktionsnachweise sowie die kompletten Texte der Stücke.

Der Band gelingt hier eine Platte die sich gleichermaßen zum bewussten Hören, als Hintergrunduntermalung oder, zumindest stellenweise, für die nächste Party eignet.

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