!distain – Anthology 1992-2010

13.04.2010 von Marcus Pohlmann

!distain - Anthology 1992-2010

Musiker:

Label: ,

Genre: , ,

Laufzeit: 150 Minuten

Tracklist:
01 Dance In Heaven
02 Strange Affection
03 Confession
04 Conversation Overkill
05 Remote Control
06 I Beg For You
07 Promises
08 Tears Of Joy (Radio Mix)
09 Goddess of Spring
10 America (Radio Edit)
11 Sex’n’Cross (Single Edit)
12 The City
13 SynthPopGirl
14 Mandragore
15 Love Machine
16 Hole In The Moon
17 Dunkle Zeit
18 Confession

01 Reincarnation
02 1618-1648
03 The City II
04 Conversation Overkill 2009
05 Comming Down (Different Version)
06 Perfect Moment (Demo)
07 Hurt
08 Eines Tages
09 I Want You
10 Phantom Lover (Demo)
11 Together (Demo)
12 Time (Demo)
13 Another Day (Demo)
14 At the Gates

Videoclips
01 Mandragore
02 Conversation Overkill
03 Tears of Joy
04 Whispering Love

Erscheinungsdatum: 15.01.2010

Sprache: Englisch

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Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass mir !distain oder distain!, wie die Band bis 2003 hieß, trotz ihres langen Bestehens bisher unbekannt war. Auch bei Besuchen in einschlägigen Club ist mir die Musik nie wirklich aufgefallen. Umso erstaunter war ich bei der Sichtung des Rezensionsexemplars, dass dies schon der siebte Longplayer ist, den die Band in ihrer mittlerweile 18jährigen Geschichte veröffentlicht.

Das Digi-Pack wartet neben den beiden CDs mit stimmigen Fotos und dezentem Artwork auf. Das umfangreiche Booklet enthält Kommentare zu vielen Songs, die sich meist um Inhalt oder Entstehung der betreffenden Lieder drehen. Dazu kommen zahlreiche Bildern aus verschiedenen Phasen der Bandgeschichte. Auch an eine Diskographie und eine Übersicht der Soloprojekte der Bandmitglieder wurde gedacht.
Die erste CD gewährt einen recht umfangreichen Einblick in die bisherigen Veröffentlichungen von !distain. Natürlich finden sich hier auch alle Tracks die bisher als Single auf den Markt gebracht wurden, aber auch für herausragende oder besonders charakteristische Titel findet sich auf dieser CD ein Platz. Das luftig-leichte „Dance In Heaven“, die erste Veröffentlichung der Band, leitet nur folgerichtig diese CD ein. Typischer 90er Jahre Synthiepop wird hier mit einer gefälligen Melodie und eingängigem Gesang kombiniert und ergibt so ein durchaus beachtliches Debüt. Diese Leichtigkeit findet sich auch in dem viel später entstandenen „SynthPopGirl“ wieder, das allerdings nicht ganz so viel Hitpotential aufweist. Einen ersten Höhepunkt schließlich erreicht das Album mit „Conversation Overkill“. Nicht mehr ganz so luftig, aber nicht weniger fesselnd baut sich hier ein Klangteppich auf, der den Zuhörer fesseln kann und sich auch für die Tanzfläche eignet. Während die meisten Stücke eher langsam daher kommen, so wird die Geschwindigkeit bei „Promises“ gehörig angezogen und weist einen sogar treibenden Beat auf. Interessant zu erwähnen sind hier vielleicht auch noch die Walgesänge im Intro des Stückes. In eine ähnliche Richtung geht ebenfalls „Dunkle Zeit“, eine Kooperation mit Elektrostaub. Vornehmlich auf die Tanzflächen der Clubs abzielend kann dieser Titel durch einen mitreißenden Rhythmus, eine eingängige Melodie und den gefälligen Gesang überzeugen. Die anderen Stücke der CD bewegen sich irgendwo zwischen den Polen Elektro und Synthiepop und kombinieren die Elemente dieser Musikrichtungen gekonnt mit der charismatischen Stimme des Sängers Alexander Braun, gelegentlichen Samples und Gastkünstlern. Sehr interessant ist für den Hörer die chronologische Anordnung der Songs auf der CD. So ist man in der Lage sich ein recht gutes Bild über die Entwicklung der Band zu machen. Gelegentliche Tempowechsel sorgen für ausreichende Abwechslung beim Hören und die hintergründigen, gelegentlich schon zynischen Texte erschließen sich erst nach mehrmaligem Konsum der CD.
Die zweite CD legt den Schwerpunkt auf unveröffentlichtes Material, Demo-Tracks und einige Videoclips. Erwartet man nach der ersten CD nichts Böses, so wird man von „Reincarnation“, einem schrecklich weichgespülten Synthie-Pop-Stück, überrollt. Einzig der leicht ironische Text rettet den Track vor dem völligen Versinken im Kitsch. Glücklicherweise wird dieser Aussetzer durch das folgende „1618-1648“ wieder ausgebügelt. Eher melancholisch und nicht tanzbar, erzählt es die Geschichte eines Soldaten der in seine zerstörte Heimat zurückkehrt. Einer der Höhepunkte der zweiten CD ist wahrscheinlich „The City II“ das in weiten Teilen von der Gastsängerin Tania Murray getragen wird und durchaus Ohrwurmqualitäten hat. Während sich die meisten Songs sich eher im niedrigen Tempobereich bewegen wird die Geschwindigkeit bei „Eines Tages“ ein ganzes Stück angezogen. Der verzerrte Gesang ist zwar gewöhnungsbedürftig, tut der Tanzflächentauglichkeit aber keinen Abbruch und verleitet zum Mitwippen. Viele der Tracks waren als Demos gedacht und so finden sich einige sehr ungewöhnlich Soundexperimente, die so gar nicht zum übrigen Schaffen von !distain passen wollen. Ein Paradebeispiel hierfür ist „Phantom Lover“ das mit einer Sopranisten, bösartigem Gesang, einem passenden Text und interessanten Klangcollagen aufwarten kann. Eine erneute Kooperation mit Tania Murray bildet bei „At the Gates“ schließlich den würdigen Abschluss dieser Zusammenstellung. Ein eingängiger Klangteppich bildet hier das optimale Fundament für die schon fast hypnotischen Vocals. Neben den 14 Tracks finden sich auf dieser CD auch noch vier Videos. Während „Mandragore“ und „Tears of Joy“ eher wie nachträglich aufgebesserte Fanproduktionen wirken, können die beiden anderen durchaus unterhalten. Die Clips zu „Whispering Love“ und „Conversation Overkill“ wirken wesentlich professioneller und ästhetisch anspruchsvoller.

Wie oft bei solchen Zusammenstellungen fällt es schwer sich eine abschließende Meinung zu bilden. Zu unterschiedlich sind die Stücke, eingängige Tanzflächenfüller stehen neben belanglosen Popsongs die wiederum von melancholischen Synthieballaden abgelöst werden. Letzten Endes überwiegen allerdings die guten Stücke und geben einen recht kompakten Überblick über das Schaffen von !distain in den letzten zwei Jahrzehnten. Die liebevolle Ausstattung des Digipacks und die Videos tragen ebenfalls dazu bei, diese CD durchaus zu einer lohnenden Anschaffung zu machen. Freunde von Sythiepop, vermischt mit anderen elektronischen Elementen, werden sicherlich hier das eine oder andere Schmuckstück finden. Auch über die Produktion der Tracks muss man keine großen Worte verlieren. Hier wurde professionell und sauber gearbeitet immer darauf bedacht Musik und Gesang gleichberechtigt nebeneinander wirken zu lassen.

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