Chapeau – Claque [klak]

28.06.2015 von Marcus Pohlmann

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Laufzeit: 38 Minuten

Tracklist:
01 – Der hinterlistige Heinrich
02 – Die Schnecken
03 – Ein frohes Ereignis
04 – Fipps, der Affe, am Klavier
05 – Die Fliege
06 – Der Maulwurf
07 – Der Philosoph
08 – Der Frosch
09 – Hans Huckebein – Streiche und Tod
10 – Fink und Frosch
11 – Erster Streich

Erscheinungsdatum: 01.05.2015

Sprache: Deutsch

Auch über 100 Jahre nach seinem Tod sind die Werke von Wilhelm Busch noch in vielen Haushalten zu finden und es gibt praktisch niemanden, der noch nichts von Max & Moritz oder der frommen Helene gehört hat. Daneben hat der Urvater des Comics jedoch auch zahlreiche andere, häufig illustrierte, Gedichte und Geschichten geschrieben, die nur wenig bekannt sind. Die Stendaler Band Chapeau hat sich für ihr Debüt Claque [klak] einige dieser Stücke herausgepickt und musikalisch aufbereitet. Veröffentlicht wird das Digi-Pack von Prosodia Records, die sich in erster Linie auf Bands aus dem Folk-Genre spezialisiert haben.

„Der hinterlistige Heinrich“ eröffnet das Album mit einer Gänsejagd. Nach einem anfänglichen Erfolg verläuft diese jedoch nicht ganz so wie geplant und der Junge wird von den Gänsen verfolgt, gebissen und schließlich in einen Schornstein geworfen. Diese kleine, böse Geschichte wird hauptsächlich mit Klavier und Schlagzeug begleitet, und legt ein beachtliches Tempo vor. Sehr spannend ist bei diesem (und bei den meisten anderen Stücken auf dem Silberling), der stimmliche Kontrast zwischen Tabi Harzer und Max Heckel, die den Text mal abwechselnd, mal gemeinsam vortragen. Der Tod seiner Frau ist für Herr Sauerbrot „Ein freudiges Ereignis“, das es ihm ermöglicht, endlich sein Leben nach Belieben zu gestalten. Doch wie so häufig bei Wilhelm Busch nimmt die Geschichte eine unerwartete Wendung und am Ende ist es Herr Sauerbrot, der tot auf dem Boden liegt. Gitarre, Klavier und Schlagzeug sorgen für locker-leichte Untermalung und sowohl der eingängige Refrain wie auch eine gerappte Textpassage machen das Stück zu einem meiner Favoriten. Vom Kampf zwischen einem passionierten Gärtner und einem wühlenden Nagetier erzählt das Lied „Der Maulwurf“, das mit dem bekannten Zitat endet „Denn hinderlich, wie überall, ist hier der eigne Todesfall.“ Schon fast rockig präsentiert sich das Intro des Stücks, wozu auch die eher gesprochenen Vocals von Max Heckel passen und das prominent eingesetzt Schlagzeug beiträgt. Auch „Der Philosoph“, das längste Stück auf Claque [klak] beginnt mit viel Percussion, die aber bald gegenüber dem Klavier in den Hintergrund tritt. Im Gegensatz zu vielen anderen Liedern wird das Tempo hier stark zurückgefahren und auch der abwechselnde Gesang wird auf den Refrain reduziert. Der Text über den misanthropischen Denker stimmt eher nachdenklich und dämpft die ausgelassene Stimmung der bisherigen Stücke ein wenig. Trotzdem (oder vielleicht grade deswegen) für mich das beste Stück des Albums und der Beweis, dass die Band auch ernste Themen beherrscht. In gewohnter Art geht es dann mit „Der Frosch“ weiter, bei dem die titelgebende Amphibie gegen zwei gefräßige Enten um sein Leben kämpfen muss. Während der Text den Zuhörer zum Schmunzeln bringt, zwingt die Musik förmlich zum Mitwippen. Neben Klavier und Schlagzeug sind es hier vor allem Banjo und Bass die dem Stück seine besondere Note geben. Auf einem Album mit Texten von Wilhelm Busch dürfen natürlich Max & Moritz nicht fehlen und so endet das Album mit dem „Ersten Streich“ der bekannten Übeltäter. In diesem sorgen sie dafür, dass die Hühner der Witwe Bolte präpariertes Brot fressen und elendig verenden. Hier komprimiert die Band noch einmal alles, was sie vorher präsentiert habt und was dieses Album auszeichnet: Schlagzeug, Klavier, Gitarre, eingängiger Refrain, schnelle sowie langsame Passagen und wechselnder Gesang. Vielleicht nicht der beste Track auf der CD, aber sicherlich derjenige, der den besten Überblick über die Musik von Chapeau bietet.

Musikalisch bietet das Trio eine ausgewogene Mischung aus poppigen Melodien, klassischen Klängen, Country-Anleihen, Folk und noch einigen Einflüssen mehr. Das alles ist sehr ansprechend instrumentiert und mit hörbar viel Spaß an der Sache vorgetragen. Nicht unbedingt der Soundtrack für die nächste ausgelassen Party, aber Musik, die sich sowohl nebenbei als auch bewusst sehr gut hören lässt. Für mich ist jedoch der spannendsten Aspekt des Albums der Gesang: Auf der einen Seite Max Heckel, mit eher rauer Stimme und mehr oder minder ausgeprägtem Berliner Zungenschlag, auf der anderen Seite Tabi Harzer mit klaren, akzentfreien Vocals. Diese Mischung funktioniert hervorragend und bringt den Stücken Spannung und Abwechslung. Die ursprünglichen Texte von Wilhelm Busch wurden teilweise direkt so übernommen, gelegentlich aber noch von der Band bearbeitet und finden sich im Booklet der CD. Dort gibt es neben den üblichen Produktionsinformationen auch noch eine kleine Enzyklopädie über Kopfbedeckungen, die um das Jahr 1900 in Mode waren.

Ein tolles Album, dass einem der bekanntesten deutschen Dichter, Zeichner und Humoristen huldigt und auf eine Fortsetzung hoffen lässt; Stoff genug hat Wilhelm Busch sicherlich geliefert.

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