Seventh Son

11.03.2015 von Joanna Müller-Lenz

Seventh Son

Kategorie:

Darsteller: , ,

Regie:

Filmstudio: ,

Genre:

Serie:

FSK: 12

Laufzeit: 102 Minuten

Erscheinungsdatum: 12.03.2015

Sprache: Deutsch

Ich gehe gern ins Kino, wirklich sehr gern! Leider hatte ich in diesem Jahr bisher nicht die Gelegenheit, sodass der dritte Teil vom Hobbit im Dezember mein letzter Grund für einen Kinobesuch war. Nachdem ich aber vor einigen Wochen den Trailer zu Seventh Son sah, war mir klar, dass es bald wieder soweit ist und so hat es mich tatsächlich letztes Wochenende in die örtliche Traumfabrik gezogen.
Warum ich diesen Beitrag erst jetzt schreibe? Nicht, weil ich keine Zeit gefunden hätte, nein, ich habe einfach ein paar Tage gebraucht um zu verdauen, was sich da auf der Leinwand abgespielt hatte. Selten hatte ich so ein gemischtes Gefühl nach einem Film. Gefiel er mir nun oder nicht? Irgendwie beides, wobei es mir aber schwer fiel zu benennen, warum es so war. Daher also habe ich einfach ein paar Nächte drüber geschlafen.
Nun bin ich mir immer noch nicht sicher, habe aber für mich herausgefunden, dass man diesen Film tatsächlich aus zwei Blickwinkeln betrachten kann und auch sollte. Das Ergebnis beider Sichtweisen ist jedoch recht ähnlich.

Master Gregory und sein neuer Schüler Tom Ward. © Universal Pictures

Master Gregory und sein neuer Schüler Tom Ward.
© Universal Pictures

Fangen wir doch mal mit dem ersten Blickwinkel an, nämlich dem desjenigen, der die Spook-Reihe von Joseph Delaney nicht kennt:
Der Spook (Jeff Bridges) ist ein Hexenjäger, der gerade seinen Schüler verloren hat und einen neuen sucht. Da dieser Berufszweig gefährlich und mit der Mystik stark verwoben ist, muss der Schüler bestimmte Voraussetzungen erfüllen: er muss der siebte Sohne eines siebten Sohns sein. Seine Suche hat endlich ein Ende, als er auf den Jungen Thomas Ward (Ben Barnes) trifft, der diese Voraussetzungen erfüllt, doch ihm ist gleich eine schwere Bürde auferlegt worden: Sein Vorgänger wurde von der bösen Hexe Mutter Malkin (Julianne Moore) getötet und nun liegt es an ihm diesen zu rächen.
So wird der Junge nun zum Hexenjäger ausgebildet um sich der großen Prüfung zu stellen, wofür andere jedoch 10 Jahre Zeit haben, muss er in nur einer Woche bewältigen, denn tatsächlich gibt es bald eine Mondkonstellation, bei der Mutter Malkin unbesiegbar wird, sie muss also vorher sterben.

Schön und gut, das klingt doch eigentlich nach einer brauchbaren Geschichte, die jedoch leider einige Lücken aufweist. Beim Zuschauen selbst fällt das kaum auf, das Tempo ist stimmig und die Kulisse ist wirklich atemberaubend. Mehr hatte der Film aber irgendwie nicht zu bieten. Eben wegen dem Tempo sind die Charaktere sehr blass ausgefallen, da half auch keine Starbesetzung. Warum nun wer der Figuren so reagiert, wie er reagiert hat, bleibt unklar. Und natürlich ist das Ganze mit einer kleinen Liebesgeschichte mittendrin versehen, schließlich ist es ein Film, der auf einem Kinder- und Jugendbuch basiert.

des Geisterjägers, die Buchvorlage zum Film von cbj

Spook – Der Schüler des Geisterjägers, die Buchvorlage zum Film
© cbj

Und genau hier beginnt die zweite Sichtweise, nämlich die desjenigen, der das Buch kennt:
Die Rede ist von Joseph Delaneys Spook-Reihe. Dieses Buch, zumindest der erste Band, fiel mir vor vielen Jahren in die Hände, als es frisch erschienen war. Ich kann mich an die Handlung ehrlich gesagt gar nicht mehr so wirklich erinnern, aber ich weiß noch, dass ich es für das empfohlene Lesealter ab 10 Jahren unglaublich gruselig fand. Es las sich gut und schnell, sodass die 288 Seiten innerhalb von wenigen Stunden verschlungen waren. Und ich weiß auch noch, dass der Aspekt der Fantasy gar nicht so im Vordergrund stand, es war mehr Horror darin. Dennoch ist mir aufgefallen, dass es Unstimmigkeiten gab, den alleine der Titel verrät schon, dass es sich beim Spook nicht um einen Hexenjäger, sondern um einen Geisterjäger handelt.
Bevor ich nochmal zum Buch greifen wollte, habe ich erst Wikipedia befragt, was dort denn über den Film steht. Tom Ward soll 14 Jahre alt sein. Selbst mit viel Blauäugigkeit lässt sich bei Ben Barnes kein junger Bursche entdecken, der Schauspieler ist einfach viel zu alt dafür. Also griff ich doch nochmal zum Buch und schon die ersten Seiten haben mir verraten, dass der Film eigentlich eine ganz andere Geschichte erzählt: Tom Ward wird dort im Alter von 13 Jahren zum Schüler des Spook und soll zunächst eine Probezeit von einem Monat bestehen. Dabei trifft er auf reichlich gruselige Gestalten und erlebt Dinge, die jedes Kind in Todesstarre versetzen würden. Eher schlecht als recht besteht er seine Prüfungen, dabei passiert ihm aber wohl ein Missgeschick und er befreit versehentlich die böse Hexe Mutter Malkin, gegen die er sich schließlich behaupten muss.

Der Film erzählt diese Geschichte in einem völlig anderen Tempo, das passiert oft, insbesondere, wenn die Vorlage ein dickes Werk ist, das in 90 Minuten verpackt werden soll, aber in diesem Fall hier ist das nicht gegeben, schließlich sprechen wir von einem Kinderbuch mit keinen 300 Seiten. Der Hobbit ist ungefähr das Gegenteil davon, da wurde auch ein Kinderbuch als Vorlage genommen (zwar mit etwas mehr Fülle, aber nicht viel) und es entstanden drei Filme, für die ein wenig hinzugedichtet werden musste, damit die Zuschauer nicht durch die Langwierigkeit auf ihren Plätzen einschlafen.

Hier wurde also eine wirklich hervorragende Vorlage in ein Drehbuch umgewandelt, das nicht nur eine komplett verfälschte Geschichte erzählt, sondern auch noch in einem ganz anderen Subgenre spielt. Schlimmer noch fand ich die humoristischen Einlagen, die zum Lachen einladen sollten, es wirkte viel zu künstlich und gar nicht passend zum Rest. Wie sehr hatte ich mir erhofft nach dem Kinobesuch ein ähnliches schauriges Gefühl zu haben wie nach der Lektüre! Doch statt Grusel gab es Action, statt mehr Horror mehr Fantasy und statt einer Runden Sache, die auch Erwachsene erfreut eine kitschige Liebesgeschichte, die darauf verweisen soll, dass nicht alles nur schwarz und weiß ist. Nun überlege ich noch, ob ich mir den Film tatsächlich auch als DVD in die Sammlung stelle, der Vollständigkeit halber, aber da bin ich noch nicht so sicher. Zugegeben, so schlecht war der Film jetzt auch wieder nicht, besonders nicht für die Zielgruppe, aber gut genug um nochmal Geld dafür auszugeben ohne ihn nochmal sehen zu wollen? Ich weiß nicht recht…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert