
Kategorie: Spielfilm
Darsteller: Eric Stoltz, Jean-Hugues Anglade, Julie Delpy
Regie: Roger Avary
Filmstudio: Davis-Films, Live Entertainment
Genre: Heist Movie
FSK: 18
Laufzeit: 96 Minuten
Erscheinungsdatum: 19.08.1993
Sprache: Deutsch
Nach Tarantinos Reservoir Dogs (1992) wurden die Leinwände der ganzen Welt in den 1990er Jahren geflutet mit hochstilisierten, bewusst brutal inszenierten Crime-Filmen. Ziel bei amerikanischen Filmen wie True Romance (1993) von Tony Scott, Lock, Stock and Two Smoking Barrels (1998) von Guy Ritchie oder skandinavischen Vertretern wie In China essen sie Hunde (1999), ist stets „Coolness“ beim Verbrechertum, am besten gewürzt mit einem „kultigen“ Soundtrack und Nonsens-Dialogen. Das gleiche Schema bedient auch Roger Avarys Killing Zoe (1993).
Inhalt des Films
Zed (Eric Stoltz) kommt mit Goatee in Paris an und lässt sich prompt eine Prostituierte ins Hotelzimmer bestellen. Dieselbe stellt sich allerdings als Studentin Zoe (Julie Delpy) heraus, die mit freiwillig betriebener, bezahlter Sexarbeit ihr Kunststudium finanziert. Zed und Zoe finden sich ganz klasse, doch dann kommt der auf allen Drogen der Unterwelt schwebende Eric (Jean-Hugues Anglade) an und entführt den frisch Verliebten auf einen psychedelischen Trip durch die Pariser Nachtszene.
Auf diesem Trip lernen sich die illustresten Charaktere kennen, die angeleitet durch Eric am nächsten Morgen eine Bank ausrauben und dabei schlussendlich alles und jeden in einer gänzlich sinnlosen Manier zerschießen. Der rotbärtige und Wikingerfilme liebende Zed ist der Schlossknacker und als könnte es nicht noch schlimmer oder passender kommen: Zoe endet als Geisel des völlig durchdrehenden Eric, der sich zwischendurch immer mal wieder ein bisschen H durch die Adern schießt, wobei durch die plakative Inszenierung das vorweggenommen wird, was Trainspotting (1996) einige Jahre später mit mehr Finesse und Klugheit dem Zuschauer bieten konnte.
Die Inszenierung
Ein Heist-Movie in den 1990er Jahren anzusiedeln und mit jungen Stars zu besetzen, ist schon anderen Leuten eingefallen: so zum Beispiel auf äußerst kreative Weise Quentin Tarantino im erwähnten Reservoir Dogs, oder aber auch der grandiosen Regisseurin Kathryn Bigelow mit dem Klischee-Gott Point Break (1991). Beide Filme können mit souveräner, emotional-intelligenter technischer Arbeit und einzigartigen schauspielerischen Darbietungen punkten… Was Killing Zoe in keiner Weise kann. Die Kameraarbeit versteckt sich hinter Independent-Flair, ist aber einfach unstet und schränkt zum Teil die Wirkung des Gezeigten stark ein – so zum Beispiel in den Shoot-out-Szenen. Der Soundtrack ist eine halbherzige, tendenznervige Montage aus Big Beat Versatzstücken, die Dramaturgie des Films beschränkt sich auf „showing“ und verzichtet ganz auf „telling“ und interessante Talente wie Eric Stoltz und Julie Delpy müssen mit besonders dürftigen Dialogen zurechtkommen.
Fazit
Ich bin der festen Überzeugung, dass jeder Film etwas hat, das einem auf besondere Art und Weise im Gedächtnis bleibt. In diesem Fall ist es eine Sequenz, in der die Truppe am Vorabend des Bankraubs in einem schummrigen Jazz-Keller Dixieland hört und auf dem Tisch alle Löffel, Schläuche und Spritzen ausbreitet, die sie zum Spaßhaben benötigt. Zuvor gesellt sich Eric spontan zur Band und spielt erstaunlich gut Posaune. Alle anderen Versammelten müssen versuchen, nicht zu OD.en und schütten sich mit „schlechtem spanischen Wein“ zu. Mittendrin Zed, der auf gekonnte Weise seine Verantwortung verdrängt und sich mitreißen lässt. Eine erstaunlich intensive Szene für einen sonst schrecklich prätentiösen Film.
Wer seine 90s-Blood-and-Guns-Collection vervollständigen möchte, sollte zugreifen. Aber man kann auch einfach Natural Born Killers (1994) und Hackers (1995) hintereinander gucken und hat die gewünschte Mischung besser und bombastischer.