Haibane Renmei Gesamtausgabe

03.01.2018 von Joanna Müller-Lenz

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Filmstudio:

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Serie:

Sprache: Deutsch

Dass Animes nicht nur was für Kinder sind, ist allgemein bekannt. Neben erotischen Ansätzen wie beim Hentai oder Etchi befassen sie sich auch mit ernsteren Themen. Zu den Vertretern gehört unter anderem Haibane Renmei von Yoshitoshi ABe. Die auf einem Dōjinshi basierte Serie besteht aus 13 Folgen und handelt weitestgehend von den Themen Tod und Reue.

Nahe der Stadt Glie im Old Home leben die Haibane. Sie sind engelsähnliche Wesen, die abgesehen von ihrem aschfarbenen Flügeln und einem Heiligenschein den Menschen der Stadt gleichen. Sie schlüpfen aus Kokons die aus selten herabfallenden Samen wachsen. Bei ihrer Geburt sind sie unterschiedlich alt und können sich bis auf wenige Fragmente aus ihrem letzten Traum an nichts erinnern, was zuvor geschehen ist. Neu in der kleinen Gemeinschaft der Haibane ist Rakka, sie wird von der älteren Reki nach und nach in den Alltag eingeführt.

Haibane Renmei – Engel oder nicht?

Haibane müssen verschiedene Aufgaben übernehmen, um im Alltag zu überleben. Voraussetzung ist aber, dass sie für ihre Taten kein Geld verlangen dürfen. So besitzt jeder von ihnen ein Notizbuch, der einem Gutscheinheft gleicht und als Zahlungsmittel gilt. Dadurch können sie gebrauchte Gegenstände oder Essen erwerben. Auch wenn sie sich frei bewegen können, so ist es ihnen nicht gestattet die Region um die Stadt herum zu verlassen oder sich gar der Mauer zu nähern, die das Land umschließt.

Haibane Renmei: Die Haibane begrüßen ihren Zuwachs © Yoshitoshi Abe – Aureale Secret Factory

Die Haibane begrüßen ihren Zuwachs © Yoshitoshi Abe – Aureale Secret Factory

Nach einer unbestimmten Zeit verliert der Heiligenschein der Haibane seine Leuchtkraft und verblasst. Dies ist das Zeichen für sie sich in den Westwald zu begeben und von dort aufzusteigen. Wer in den Westwald geht, kommt nicht mehr zurück. Als die junge Haibane Kuu auf diese Weise verschwindet, ist Rakka so von Trauer erfüllt, dass ihre Flügel schwarze Flecken bekommen, ein Zeichen dafür, dass sie an eine Sünde gebunden ist. Dank Rekis Hilfe kann sie die Flecken verbergen, denn auch Reki ist von diesem Makel betroffen und von seit ihrer Geburt an eine Sünde gebunden.

Interpretation ist dem Zuschauer überlassen

Im Gegensatz zu vielen anderen Anime-Serien ist Haibane Renmei ein Drama ohne Action oder Humor. Die Charaktere sind sehr liebevoll ausgearbeitet, wirken unschuldig, wie Engel es tun sollten. Menschliche Makel haben sie aber dennoch: Rei raucht beispielsweise eine Zigarette nach der anderen und es gibt auch Streit zwischen ihnen. Nichtsdestotrotz sind die Haibane so unschuldig, wie es meistens Kinder sind. Während die ersten Folgen noch ruhig sind und sich der Einführung widmen, wird es ab der Hälfte deutlich trauriger und düsterer.

Haibane Renmei: Rakka © Yoshitoshi Abe – Aureale Secret Factory

Rakka © Yoshitoshi Abe – Aureale Secret Factory

Weshalb sie aus einem Kokon schlüpfen, woher sie kommen und welchen Zweck sie erfüllen sollen, bleibt weitestgehend ungeklärt. Dem Zuschauer ist es überlassen seine eigene Interpretation aus dem Geschehen zu bilden. Dennoch gibt es vermehrt Hinweise auf die großen Weltreligionen, seien es die Flügel und der Heiligenschein oder die Entstehungsgeschichte der Welt, die im Laufe der Serie thematisiert werden. So entstand in mir schnell der Eindruck, dass es sich bei den engelsähnlichen Wesen um Kinder handelt, die zu früh aus dem Leben geschieden sind und ihre wahre Gesinnung nun durch die Arbeit als Haibane zeigen sollen. Erst wenn sie bewiesen haben, dass sie im Wesen gut sind, wird es ihnen gestattet in den Himmel aufzusteigen. Ob diese Interpretation aber auch dem entspricht, was sich Yoshitoshi ABe dabei dachte, ist fraglich.

Anime auf hohem Niveau

Äußerlich unterscheidet sich der Anime kaum von anderen Arbeiten Yoshitoshi ABes. Sie haben seinen typischen Stil, den man auch unter anderem von Serial Experiments Lain oder NieA7 kennt. Die Synchronsprecher sind ebenfalls auch anderenorts bekannt. Rakka wird beispielsweise im Deutschen von Shandra Schadt gesprochen, der Stimme von Jessica Alba und Miley Cyrus. Die Stimme von Kuu, gesprochen von Andrea Wick,  ist hierzulande auch als die Stimme von Mila Kunis in der Serie „Die wilden 70er“ bekannt und Alexandra Ludwig, die Stimme der Schauspielerin Jennifer Jason Leigh, lieh ihre Stimme Reki. Das alles befindet sich auf hohem Niveau, ist jedoch in der deutschen Anime-Welt nicht außergewöhnlich. Die Thematik hingegen ist es dafür umso mehr.

Haibane Renmei: Reki © Yoshitoshi Abe – Aureale Secret Factory

Reki © Yoshitoshi Abe – Aureale Secret Factory

Haibane Renmei trifft bestimmt nicht jeden Geschmack. Anfangs plätschert die Serie vor sich hin und wird zum Ende hin dafür umso ernster. Der phantastische Aspekt ist eher eine Begleiterscheinung und kein Hauptmerkmal, wodurch das Genre des Animes deutlich dem Drama zugeordnet ist. Wer also Fantasy, Humor und etwas Action erwartet, solltet lieber zu einem anderen Titel greifen, wer etwas zum Nachdenken haben möchte dem sei Haibane Renmei aber wärmstens empfohlen. Nipponart hat mit dieser Gesamtausgabe auf Blu-ray vieles richtig gemacht.

 

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