H.P. Lovecraft’s From Beyond

22.01.2017 von Marcus Pohlmann

H.P. Lovecrafts From Beyond

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Willkommen zur zweiten Ausgabe des Movie Massakers!

Nachdem ich mich beim letzten Mal mit einem vergleichsweise neuen Film auseinander gesetzt habe, führt mein Weg durch das cineastische Minenfeld diesmal weit zurück in das Jahr 1986. Ich hatte kurz zuvor (im Rahmen einer Schullektüre) die Werke des US-amerikanischen Horror-Autors H.P. Lovecraft für mich entdeckt und war daher begeistert, dass es sogar Verfilmungen zu dem Thema gab. Allerdings sollte noch einige Zeit vergehen, bis From Beyond bei einer unserer regelmäßigen Film-Sessions im VHS-Rekorder landete.

Gespaltene Persönlichkeit einmal anders © OFDb Filmworks

Gespaltene Persönlichkeit einmal anders
© OFDb Filmworks

Etwas naiv, wie ich seinerzeit war, hatte ich mich gefragt wie aus dieser, doch sehr kurzen, Kurzgeschichte, in der zudem nicht wirklich viel passiert, ein unterhaltsamer, abendfüllender Film entstehen kann. Eine mehr oder minder buchstabengetreue Film-Adaption der Geschichte Aus dem Jenseits wäre dann wahrscheinlich doch eher dröge gewesen. Was die Herren Yuzna und Gordon aber aus From Beyond – Aliens des Grauens, so der damalige Titel des deutschen Verleihs, machten, irritierte mich dann doch ein wenig.
Da ich zu dem Zeitpunkt noch nicht volljährig war, musste ich mich mit der Kopie einer Kopie begnügen, deren Film- und Tonqualität doch eher bescheiden war. Auch waren die Schnitte, denen ein guter Teil des Films zum Opfer gefallen war, extrem ruppig ausgefallen, was das Verständnis der Handlung nicht unbedingt erleichterte. Kurz darauf setzte die viel gescholtene Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften den Film auf den berüchtigten Index und er verschwand weitgehend in der Versenkung. Erst Ende 2013 wurde die Indizierung überprüft und der Film im Anschluss ohne Schnitte, mit einer Altersfreigabe ab 16, freigegeben. Im Frühjahr 2014 veröffentlichten OFDb Filmworks schließlich den überarbeiteten, ungeschnittenen und mit einigem Bonusmaterial ergänzten Film, der mittlerweile den Titel H. P. Lovecrafts From Beyond trägt, auf DVD und Blu-ray.

Die Geschichte beginnt im Haus der beiden Wissenschaftler Dr. Pretorius (Ted Sorel) und Dr. Crawford Tillinghast (Jeffrey Combs) die auf dem Dachboden an einer obskuren Maschine, dem Resonator, arbeiten. Dieser soll die Zirbeldrüse anregen und dadurch verborgene psychische Kräfte im Versuchsobjekt freisetzen, die den Blick in unbekannte Dimensionen ermöglichen sollen. Der erste Testlauf ist tatsächlich erfolgreich, allerdings nicht ganz so, wie es sich die beiden Wissenschaftler erhofft haben. Die Maschine belässt es nicht nur bei einem Blick, sondern öffnet gleich ein Tor in eine andere Daseinsebene. Aus dieser strömen merkwürdige, nur halb-stoffliche Kreaturen, eine Mischung aus Wurm, Aal und Piranha, in das Labor und attackieren die beiden Männer. Nach einem Biss versucht Tillinghast das Experiment abzubrechen, scheitert aber am Widerstand seines Kollegen und flieht schließlich aus dem Haus.

Das ist ein Trick - hol die Axt! © OFDb Filmworks

Das ist ein Trick – hol die Axt!
© OFDb Filmworks

Die von den Nachbarn herbeigerufene Polizei findet die kopflose Leiche von Dr. Pretorius und liefert seinen wild stammelnden Kollegen als Hauptverdächtigen in der Nervenheilanstalt von Dr. Bloch (Carolyn Purdy-Gordon) ab. Im Rahmen der Untersuchungen stellt die Psychologin Kathrine McMichaels (Barbara Crampton) dort tatsächlich abnormale Veränderungen an Tillinghasts Zirbeldrüse fest. Um diese weiter zu erforschen kehrt sie, in Begleitung des Wissenschaftlers und des Polizisten Bubba Brownlee (Ken Foree), in das Haus zurück und wirft die Maschine erneut an. Als sie den Resonator aktivieren erscheint neben den schon bekannten wurmähnlichen Kreaturen auch ein stark mutierter Dr. Pretorius, der von der unbekannten Paralleldimension schwärmt und Kathrine attackiert. Crawford und Bubba können die Maschine jedoch ausschalten, bevor es zu Schlimmerem kommt. Doch anstatt den Resonator zu zerstören und das Haus zu verlassen, was jede einigermaßen normal denkende Person tun würde, entschließen sich unsere drei Protagonisten in dem Haus zu übernachten.

Nicht so schüchtern © OFDb Filmworks

Nicht so schüchtern
© OFDb Filmworks

Während ihre Begleiter schlafen, schleicht sich Kathrine, immer noch beeinflusst von Dr. Pretorius, erneut in das Labor und startet den Resonator. Mittlerweile ist der Wissenschaftler zum Glibbermonster mutiert und versucht die Ärztin mit Haut und Haar zu verschlingen. Diesmal lässt sich die Maschine nur über den Hauptschalter im Keller stoppen. In diesem wütet jedoch ein riesiges, wurmartiges Monster, dass Tillinghast beinahe verschluckt. Schließlich gelingt es Bubba die Maschine auszuschalten und den Wissenschaftler aus dem Maul der Kreatur zu retten. Und anstatt dem Haus jetzt sofort den Rücken zu kehren drücken sich die drei, mittlerweile recht angeschlagenen, Helden immer noch im Gemäuer herum. Schließlich springt der Resonator erneut an, diesmal von alleine, und Pretorius materialisiert ein weiteres Mal. Bei der folgenden Konfrontation auf dem Dachboden wird Bubba von winziges Insekten bis aufs Skelett abgenagt, Crawfords Zirbeldrüse stülpt sich, ähnlich wie bei einem Anglerfisch, aus der Stirn und Kathrine gelingt es in einem klaren Moment den Resonator mittels eines Feuerlöschers kurzzuschließen.

Lecker Hirn © OFDb Filmworks

Lecker Hirn
© OFDb Filmworks

Jetzt erst flüchten die beiden Verbliebenen aus dem Haus und landen prompt wieder in der Klinik von Dr. Bloch. Hier soll Kathrine mittels Stromstößen beruhigt werden, während sich Crawford losreißen kann und einen unbändigen Appetit auf Hirn entwickelt. Nachdem die Reste aus der Pathologie nicht mehr ganz frisch sind, besorgt er sich frische Hirnmasse, die er bevorzugt durch die Augenhöhlen auszuzzelt. Im folgenden Chaos gelingt es Kathrine zu fliehen und mit einer kleinen Bombe im Gepäck das Haus in der Benevolent Street 666 zu erreichen, verfolgt vom halb-wahnsinnigen Crawford. In einem Showdown verschlingt Pretorius seinen ehemaligen Kollegen, während sich Kathrine angekettet im hauseigenen SM-Studio wiederfindet. Crawford wehrt sich jedoch nach Kräften und ermöglicht es, Kathrine zu entkommen bevor die Bombe das Labor und den Resonator zerstört.

Die subtilen, angedeuteten Schrecken der zugrundeliegenden Kurzgeschichte bleiben bei From Beyond weitgehend auf der Strecke, ebenso wie die meisten inhaltlichen Gemeinsamkeiten. Damit geht das Team Gordon/Yuzna konsequent den Weg weiter, den sie schon mit der Verfilmung des ungleich bekannteren Re-Animator eingeschlagen haben: sie greifen die Grundidee Lovecrafts auf und schmücken die Story so weit aus, dass sie zumindest die gröbsten Löcher im Plot gestopft sind und passen es dem Geschmack der Zielgruppe an.
Für Lovecraft-Puristen ist dies natürlich eine Zumutung, als unterhaltsame Splatter-Orgie mit vagem Mythos-Bezug funktionierte (und funktioniert) der Film dagegen ganz passabel. Zudem haben die Macher viele nette Kleinigkeiten untergebracht, die dem Zuschauer erst nach mehrmaligem Konsum des Films auffallen. So ist beispielsweise Tillinghasts T-Shirt einen Blick wert oder auch einige der Bilder und Einrichtungsgegenstände im Haus in der Benevolent Street 666 lassen den Zuschauer schmunzeln.

Da hilft auch kein Botox mehr © OFDb Filmworks

Da hilft auch kein Botox mehr
© OFDb Filmworks

From Beyond beinhaltet eigentlich alle Stilelemente, die der Zuschauer von einem Horror-Film Mitte der 1980er Jahre erwartet: Gute, handgemachte, teils sehr drastische Splattereffekte, einen psychopathischen/untoten Bösewicht, leicht überdrehte Schauspieler, billige Computeranimationen, Retro-Charme und einige schmuddelige SM-/Nacktszenen. Auf Logik, glaubhafte Charaktere oder eine plausible Story haben die Macher dagegen etwas weniger wert gelegt, was aber insgesamt nicht wirklich stört. Bild- und Tonqualität sind ausgesprochen gut; hier wurde für die Veröffentlichung ordentlich nachgearbeitet – kein Vergleich zu der miesen Kopie, die ich damals gesehen habe. Die deutsche Synchronisation ist nicht schlecht, wobei die Dialoge sich im Original auch nicht grade durch übermäßigen Tiefgang auszeichnen.
Mit Zusatzmaterial geizen die Herausgeber nicht: es gibt Audiokommentare vom Regisseur, den Darstellern und dem Produzenten, zahlreiche Interviews und zwei sehr detaillierte Blicke auf die Entstehung der Masken und Special Effects.

Generell bin ich doch überrascht wie gut der Film gealtert ist. Die Löcher im Plot fallen zwar noch immer (vielleicht sogar etwas mehr) störend ins Gewicht, aber generell bietet der Film doch alles, was man in gemütlicher Runde für einen Splatter-Abend braucht. Das Zusatzmaterial wertet den Film nochmals deutlich auf und gewährt einige interessante Einblicke hinter die Kulissen.

H. P. Lovecrafts From Beyond dürfte sicherlich erneut bei der einen oder anderen Gelegenheit den Weg in meinen Player finden, und sei es auch nur, um weitere versteckte Cthulhu-Anspielungen zu finden. Den Trailer zum Film kann sich der interessierte Cineast HIER anschauen.

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