Facebook-Flut und deutscher Genrefilm

09.04.2015 von Joanna Müller-Lenz

Mara und der Feuerbringer

Heute Morgen habe ich einen relativ langen Post von Tommy Krappweis bei Facebook gelesen. Manch einer mag ihn kennen, besonders als den Papa von Bernd, dem Brot, manch einer vielleicht auch nicht. Jedenfalls hat der Tommy neben Bernd noch ein zweites Kind, die Mara. Als Fantasy-Trilogie im Jugendbuch-Bereich erschienen seine Werke schon vor einer Weile, die letzten Jahre verbrachte er nun damit das geschriebene Wort mit Bildern zu versehen, Mara und der Feuerbringer gibt es nun auch als Film. Toll!

Ich habe ihn noch nicht gesehen, leider. Und ich werde das ganz bestimmt noch nachholen (dann gibt es auch dazu eine kleine Rezi), versprochen! Aber dennoch möchte ich hier jetzt die Gelegenheit ergreifen und meine zwei Cent zu einer Aussage in Tommys Beitrag von mir geben.

Tommy Krappweis entschuldigt sich bei seinen Fans für die Flut der Posts, die gerade seine Pinnwand belagern. Sie sind zahlreich und in allen geht es um den Film mit Mara. Eigentlich schön, so eine Fangemeinde zu haben, die an jeder Ecke Werbung für den Film macht, wo doch deutsche Genrefilme wirklich nicht mit gutem Ruf glänzen (warum eigentlich nicht?), dennoch war ich ein wenig verwundert, wie man auf die Idee kommen kann, sich dafür zu entschuldigen. Jeden Tag werde ich von dummen Posts belagert, die sich rund um das Wetter drehen, oder den ersten Kaffee mit einem „Guten Morgähn!“ dran. Oder noch besser die „Oh nein! Es ist Montag!“-Posts. Da dürfen natürlich die Mittwochs-Posts zum Thema Bergfest auch nicht fehlen. Die nerven!

Aber, und das ist der eigentliche Grund, warum ich das hier schreibe: ich durfte feststellen, dass der Film eine Woche nach Kinostart kaum noch ausgestrahlt wird. Warum denn das nicht? In unserem örtlichen Großkino läuft er zumindest noch im Mittagsprogramm (und das ist schon kaum zu glauben) in anderen Kinos aber gar nicht mehr? Und Filme wie „Honig im Kopf“ laufen seit Weihnachten immer noch und das auch noch am späten Nachmittag / frühen Abend. Am „scheiß deutschen Film“ kann es also nicht liegen. An der Fantasy? Sicher, die hat wirklich mal wieder eine Flaute. Nach dem „Herr der Ringe“-Hoch kam nur noch Harry Potter, danach wurde es schwächer und stiller. Der Hobbit hat bewiesen, dass ein gutes Buch noch lange keinen guten Film ausmacht und Seventh Son wiederum hat bewiesen, dass ein Film noch weniger mit seiner Buchvorlage gemeinsam hat als ein Fisch mit einem Vogel. Sicherlich gab es dazwischen einiges, mal mehr und mal weniger Sehenswertes, das meiste aber bewegte sich wie Mara im Jugendbuch-Bereich (Biss zum…,Tribute von Panem, Die Bestimmung etc.). Dennoch, diese Filme erreichten ihr Publikum und waren zumindest über einige Wochen im Kino zu sehen.

Da fiel mir zusätzlich auf, dass ich von Rubinrot im Kino auch nur wenig mitbekommen habe, von Saphirblau hingegen aber wirklich gar nichts! Ist das der gemeinsame Nenner? Deutscher Film ist okay, aber es darf keine Fantasy sein. Fantasy hingegen ist auch absolut okay, aber es darf dann keine deutsche Produktion sein. Sehe ich das so richtig?

Kann mir mal bitte jemand dieses Phänomen erklären?

Lieber Tommy, ich würde mir Mara wirklich gerne anschauen, aber ich befürchte, ich werde es im Kino nicht mehr schaffen. So bleibt mir wohl oder übel nichts anderes übrig als auf den DVD-Erscheinungstermin zu warten. Und bitte, flute mich weiter mit deinen Posts, dann verschwinden wenigstens die anderen – wirklich nervigen – von meiner Übersicht, die ich kaum ertragen kann.

3 Gedanken zu “Facebook-Flut und deutscher Genrefilm”

  1. Tonfanatiker sagt:

    Mag es vielleicht daran liegen, das Fantasy noch immer eher ein Randgenre ist? Trotz HdR und dem HP-Wahnsinn? Oder liegt es eher an dem jugendlichen Charme der deutschen Produktionen? Ich mag mittlerweile doch mal im Kino einen eher auf mich zugeschnittenen Film sehen, möchte mich auch angesprochen fühlen.
    Eine saphirrote Mara mit einem Zauberkesselbringer schafft das eben nicht so. (auch wenn ich den Film durchaus sehen mag)
    Im übrigen ist morgen Freitag und das schreit nach einem FB-Posting und vielen Daumen dafür…vielleicht mit einer feinsinnig humoristisch spitzfindigen Bemerkung, das der Freitag ja auch frei sein sollte…*hui*…ein Extra-Like dafür!

  2. Anga sagt:

    Nun ich bin mit meinen über fünfzig bestimmt nicht die Zielgruppe für diesen Film. Jedoch habe ich ihn nun zweimal gesehen, ein drittes Mal steht noch aus.
    Warum? Weil ich Fantasy mag. Weil die Geschichte die in Mara erzählt wird einfach humorvoll dargestellt und mit Zitaten aus anderen Filmen würzig gespickt ist. Weil dieser Film mit soviel Herzblut gemacht wurde und ich glaube das Fantasy made in Germany durchaus seine Berechtigung haben sollte. Und das da noch mehr kommen sollte.
    Sind wir durch VFX über Gebühr und Materialschlachten schon so abgestumpft, dass feinsinnig und gut recherchierte Filme schon bevor man sie gesehen hat und durch so negative posts, die ich leidlich zwischendurch lesen musste, in die Tonne getreten werden.

    Ich hoffe nicht. Tommy Krappweis hat einen Anfang gemacht, der hoffentlich auch andere deutsche Regisseure und ihn selbst natürlich, beflügelt es ihm gleichzutun.
    Unsere Filmlandschaft kann doch mehr als nur Krimi und Komödie. In diesem Sinne hoffe ich auf viele Mitstreiter bzw. -seher die diesen Film einem würdigen Erfolg bescheren.

    Ich für meinen Teil ziehe meinen Hut. Chapeau Tommy Krappweis sowie vor den mitwirkenden Darstellern und nicht zuletzt das ganze Filmteam die Mara und der Feuerbringer realisiert haben.

  3. Simon sagt:

    Welches Phänomen genau?

    Der Deutsche Genrefilm macht sich klein? Korrekt. Das ist ein Teufelskreis. Er wird im Kino kaum beworben, also geht kaum jemand rein. Und weil kaum jemand reingeht, sehen die Verleihe wenig Gewinnchancen. Und weil sie wenig Gewinnchancen sehen, wird er kaum beworben. So einfach der Kreislauf, so schwierig der Ausbruch.

    „Who Am I“ hat ein bisschen den Dreh in Richtung „Deutsche Thriller kommen wieder“ geschafft. Aber auch der verdankt viele Zuschauer dem Rummel um Elyas M’Barek. Lösung: M’Barek in alle Filme stecken? Das kann sicher keine Lösung sein.

    Geradezu sträflich vereinfach gesagt: Der deutsche Genre-Film macht sich zu klein. Eines muss man Til Schweiger lassen: Er steht hinter dem was er macht und seine Haltung ist stets „Hier bin ich. Fresst mich oder geht drauf!“ – nicht nur gegenüber dem Publikum, auch bei Verleihen und Geldgebern. All In or Nothing. Jeder Film ist ein Wagnis. Und da kann er noch so gut sein – wenn ihn kaum jemand sieht, weiß keiner was von ihm.

    Deutsche Fantasy? Ja, leider leidet Fantasy im Moment gerade unter dem marktbeherrschenden HdR. Aber das Problem hat nicht nur Deutschland sondern auch Amerika („Seventh Son“). Das passiert.

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