
Kategorie: Spielfilm
Darsteller: C. Thomas Howell, Dee Wallace, Drew Barrymore, Henry Thomas, Robert MacNaughton
Regie: Steven Spielberg
Filmstudio: Amblin Entertainment, Universal Studios
Genre: Kinderfilm
FSK: 6
Laufzeit: 115 Minuten
Erscheinungsdatum: 11.06.1982
Sprache: Deutsch
Sentimentalismus ist schon seit den Entwicklungs- und Gesellschaftsromanen von Charles Dickens ein, wenn nicht gerade verwerfliches, zumindest aber fragwürdiges Stilmittel in der Erzählkunst. Steven Spielberg, der Mann der Märchen und Megahits, verwendet in vielen seiner ultra-kommerziellen Blockbuster sentimentale und emotional-manipulative Erzählmittel. Das kann man wunderbar an War Horse (2011) oder eben an dem Kinderfilm-Klassiker E.T. the Extra-Terrestrial (E.T. – Der Außerirdische) beobachten.
Inhalt des Films
Ein kleines, schrumpeliges Alien kommt von seinen Kameraden im Wald ab, die ohne ihn zurück ins All fliegen. Das verschreckte Wesen findet, vor Taschenlampen-schwingenden Anzugträgern fliehend, Zuflucht in einem Geräteschuppen des Jungen Elliott (Henry Thomas), der ihn eines Abends berühmterweise findet, indem er einen Baseball in den Schuppen wirft, der ihm daraufhin zurückgeworfen wird.
Nach ein paar Anlaufschwierigkeiten nimmt sich Elliott schließlich des Aliens an und nennt es kurzerhand „E.T.“, was er aber beides vor seiner Mutter zu verbergen weiß. Bald schon sind dafür seine Geschwister Gertie (Drew Barrymore) und Michael (Robert MacNaughton) involviert und bieten E.T. allerhand Kommunikations- und Wissensmöglichkeiten an. Der will aber Knotenfinger-zeigend nur nach Hause, also müssen die Geschwister einen Weg finden, ihrem neuen Freund die Rückreise zu ermöglichen, bevor der Sympathieträger des Films buchstäblich an Heimweh stirbt; und Elliott noch dazu, denn der Junge und das Alien sind auf emotional-telepathische Weise miteinander verbunden. Hinzu kommen noch dubiose Regierungsbeamte, die offensichtlich aus staatlichen Interessen an E.T. heranwollen, die an einer kürzlichen Trennung leidende Mutter der Kinder (Dee Wallace) und grundsätzlich viel Herzschmerz.
Die 20th-Anniversary-Remastered-DVD des Films präsentiert Steven Spielbergs fatale Entscheidung, nachträglich CGI-Effekte anstelle von Animatronik-Effekten einzusetzen – ähnlich wie es George Lucas mit Star Wars: Episode IV – VI (1977 – 1983) getan hat. Die computergenerierten Effekte wirken in beiden Fällen nicht nur völlig deplatziert, sie verfälschen und verzerren das Seherlebnis auf drastische Weise: als hätte Stephen King entschieden, im Nachhinein noch Smartphones in die Handlung seines Erstlings Carrie (1974) einzubauen. Unfreiwillig surreal ist in dem vorliegenden Fall das Alien E.T. mal nostalgisch klobig gestaltet (wie es beim rückblickenden Sehen von vielen Filmen der 70er und 80er Jahre vorkommen kann) und mal Cartoon-haft überhöht als Computeranimation.
Die Inszenierung
Doch selbst ohne dieses sich nur auf die Heimkino-Edition beschränkende Manko, ist E.T. eine allzu offensichtlich komponierte Publikumsmaschine, die 50er Jahre Science-Fiction-Allüren mit 80er Jahre Teenagerfilm kombiniert und in so vielen Einstellungen verweinte und zerquälte Kindergesichter im Close-Up zeigt, dass scheinbar selbst der grimmige Trucker-Nachbar vom Haus gegenüber eine Träne vergießen muss. Die vergieße ich noch am ehesten aufgrund der teilweise wunderschön fotografierten Szenerie: ob es der vernebelte Schuppen vor dem Hintergrund eines im Mondlicht liegenden Maisfeldes ist, die isoliert liegende Einfamilienhaussiedlung oder die zahlreichen Fahrradfahrten durch Wald und Böschung. Kameramann Allen Daviau wird seinen vielen Oscar-Nominierungen gerecht und zusammen mit der bekannt-märchenhaften Musik von John Williams wird der Zuschauer in einen rührseligen Eskapismus geleitet.
Fazit
Das ist es am Ende auch – rührseliger Eskapismus, Klassikerstatus und Einnahmen hin oder her. Aber immerhin besetzt mit Genre-Ikonen Dee Wallace und C. Thomas Howell. Wer sich überzeugen will, dass nicht alles Alte und Geehrte inhärent gehaltvoll sein muss, darf gerne zugreifen und -sehen.