
Kategorie: Spielfilm
Darsteller: Bruce Dern, Catherine Zeta Jones, Liam Neeson, Lili Taylor, Owen Wilson, Virginia Madsen
Regie: Jan de Bont
Filmstudio: DreamWorks
Genre: Gruselfilm
FSK: 12
Laufzeit: 114 Minuten
Erscheinungsdatum: 23.07.1999
Sprache: Deutsch
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Shirley Jacksons Roman The Haunting of Hill House (1959) diente schon als Vorlage für den 1963 von Robert Wise gedrehten, exzellenten Horrorklassiker The Haunting (Bis das Blut gefriert). Doch wie es in Hollywood oft der Fall ist, muss, wenn sich ein Stoff als erträglich erweist, derselbe wie eine Kuh gänzlich ausgemolken werden. Deswegen gibt es neben der 60er Jahre Adaption auch noch die hier zu besprechende Version von 1999 und eine Serien-Adaption von 2018. In Deutschland zumeist als Das Geisterschloss und, der Film in dem Owen Wilson geköpft wird, bekannt, strömt die DreamWorks-Produktion einen mal angenehmen, mal übelriechenden spät-90er, früh-2000er Geisteratem aus.
Inhalt des Films
Dr. David Marrow (Liam Neeson) stellt eine Gruppe aus Probanden zusammen, um „Hysterie“ und Angst zu untersuchen – in bester Freud/Breuer-Manier. Das Experiment tarnt er dabei geschickt als Forschungsstudie zu Schlafstörungen, um Interessenten anzuwerben. Unter der bunten Truppe befinden sich eine Großstadt-Erfolgsfrau (Catherine Zeta-Jones), ein semi-sympathischer Sprücheklopfer (Owen Wilson) und die Protagonistin des Films: Eleanor Vance (die großartige Lili Taylor), eine labile Frau, die die letzten elf Jahre ihre kranke Mutter bis in den Tod pflegen musste. Der isolierte, künstliche Experimentalraum: ein gigantisches Spukschloss. Es versteht sich also von selbst, dass nach der ersten Nacht die Fenster von allein aufgehen, Kinderstimmen leise flehen und Schatten über die Wände huschen. Scheinbar haben es die übernatürlichen Phänomene aber besonders auf Eleanor (bei einem Poe-kreischenden Namen wie diesem, kein Wunder) abgesehen, die nach und nach in die Mysterien des verwinkelten Schlosses und dessen Vergangenheit hineingezogen wird.
Die Inszenierung
Wie es die irische Post-Punk-Band The Murder Capital mit ihrem Song More Is Less wunderbar auf den Punkt gebracht hat, ist die Tendenz, Implizites explizit zu machen und leise, langsame Töne in Orchesterwut und Crescendo zu übersetzen, eine immer wiederkehrend verhunzende Richtung. The Haunting von 1963 lebt vom Subtilen. Dieses drückt sich im möglichen Wahnsinn der Protagonistin, ihrer unterdrückten lesbischen Neigung und der nicht auszuschließenden, tatsächlichen Paranormalität aus. The Haunting von 1999 hat lebendig werdende Statuen, riesige Schattengeister, attackierende Wasserspeier-Hände und mörderische Schlafzimmer zu bieten, die eher noch in Monster House (2006) zu suchen sind; außerdem flirtet Catherine Zeta-Jones‘ Figur blank und unverblümt mit Lili Taylors und Dr. David Marrow spricht alle zu vermutenden psychischen Erkrankungen laut aus.
Die Zuschauenden müssen sich also gar keine Gedanken mehr machen, sondern können einfach zusehen. Und, zugegebenermaßen, das ist in diesem Falle eine höchst-ästhetische Angelegenheit. Regisseur Jan de Bont hat als Kameramann Filme wie Die Hard (Stirb Langsam) (1988) und Flatliners (1990) fotografiert und fängt in dem vorliegenden Film die Gruselfilmatmosphäre prachtvoll-gotisch und mit Liebe zum Detail ein. Es ist, wie man so schön sagt, ein Augenschmaus: die vor Kunstreichtum nur so strotzenden Set Pieces (die selbst Dario Argento Konkurrenz machen) und das alle Brontë-Herzen gewinnende Setting reichen an und für sich, den Film empfehlenswert zu machen. Nur die grausigen CGI-Effekte mindern das Seherlebnis qualitativ gewaltig – aber dafür bekommt man einen gelungenen Score von Jerry Goldsmith, einen Ensemble-Cast (nur nicht Bruce Dern übersehen!) und immerhin eine solide erste Filmhälfte. Ach ja, und, falls ich es noch nicht erwähnt haben sollte: Owen Wilson wird geköpft.
Fazit
In den ersten 50 Minuten ein lang vermisster Grusel-Film, in der zweiten Hälfte dann ein sich selbst lächerlich machendes Effektgewitter mit vielen schauspielerischen Talenten. Ich bleibe beherzt bei der Version von 1963, empfehle die Fassung von 1999 aber für regnerische Herbstnachmittage.
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