Kategorie: Spielfilm
Darsteller: Ana de Armas, Carla Juri, Dave Bautista, Harrison Ford, Jared Leto, Mackenzie Davis, Robin Wright, Ryan Gosling, Sylvia Hoeks
Regie: Denis Villeneuve
Filmstudio: Sony Pictures
Genre: Science Fiction
Serie: Blade Runner
FSK: 16
Laufzeit: 164 Minuten
Erscheinungsdatum: 15.02.2018
Sprache: Deutsch, Englisch, Arabisch, Niederländisch, Französisch, Türkisch
Kurz nach meiner Geburt kam einer meiner Lieblingsfilme ins Kino: Blade Runner. Bis heute zählt dieser Science Fiction Streifen zu den unglaublichsten visuellen Werken, die ich sehen durfte. Insbesondere mag ich an diesem Film, dass er mich tatsächlich in eine andere Welt abtauchen lässt. Ganz unaufgeregt und sanft, ohne ein mächtiges Badabumm oder farbenfrohen Bildern, die an einen LSD-Trip erinnern. Dieser Film hat auf mich eine Wirkung wie eine unberührte Schneelandschaft. Alles ist gedämpfter und ruhiger, obwohl um einen herum doch viel passiert. Der Schnee schluckt aber die Unruhe. So fühlt sich für mich auch Blade Runner an. Und dann kam die Ankündigung, dass 35 Jahre später Blade Runner 2049 folgen soll.
Selbst die Vorfreude auf Blade Runner 2049 löste in mir keine unbändige Unruhe aus. Aber gespannt war ich trotzdem, denn der Trailer versprach, dass dieser Film eine ähnliche Erzählweise haben würde wie sein Vorgänger. Mit Ryan Gosling in der Hauptrolle konnte auch nichts schief gehen, hat er doch schon mit „Drive“ bewiesen, dass ihm das Ruhige steht. Leider war es mir nicht vergönnt den ersten Teil auf der Leinwand zu sehen. Glücklicherweise gab es bei unserem Kino aber eine Doppelvorstellung, sodass ich das nachholen konnte. Nun ist Blade Runner 2049 auch für das Heimkino verfügbar.
Replikanten: Von Menschen verachtet, vor Ihresgleichen auf der Flucht
30 Jahre sind vergangen, seitdem Rick Deckard mit einer Replikantin spurlos verschwand. Nun leben die Replikanten ganz offen unter den Menschen, programmiert Befehlen zu folgen und mit einer verkürzten Lebensdauer. Es gibt aber noch ältere Exemplare, ohne einprogrammierte Lebensdauer. Diese Replikanten werden gejagt und in den Ruhestand versetzt. Einer der Jäger ist selbst einer von ihnen: Officer K. Bei der Durchsuchung einer Käferlarven-Gewächsanlage, findet er einen seiner Zielobjekte und tötet ihn. Vor seiner Abreise lässt er das Gelände von einer Drohne scannen und findet begraben unter einem toten Baum eine Kiste. In ihr befinden sich die Knochen einer Frau, die scheinbar nicht durch Gewalteinflüsse getötet wurde. Dies vermutete Ks Vorgesetzte Lieutenant Joshi. Es stellte sich jedoch heraus, dass sie ein Kind bekommen hat. Viel interessanter ist jedoch, dass sie auch eine Replikantin war! Eine Tatsache, die eigentlich nicht möglich ist, denn Replikanten verfügen nicht über die Möglichkeiten sich fortzupflanzen.
Officer K wird mit der Aufgabe betraut das Kind zu finden. Er beginnt seine Recherche bei der Tyrell Corporation, die für die Erschaffung der Replikanten verantwortlich ist. Dort macht er den neuen Eigentümer Niander Wallace auf seinen Fund aufmerksam. Dieser träumt insgeheim davon, dass alle Replikanten sich wie normale Menschen fortpflanzen können, somit auch vollständig sind. Es gibt aber nur noch wenige Aufzeichnungen aus der alten Zeit, weshalb er seine Suche ausweiten muss. Er trifft auf die Erinnerungskonstrukteurin Dr. Ana Stelline, die ihm offenbart, dass seine einprogrammierten Erinnerungen „echt“ sind. In K blüht die Hoffnung auf, dass vielleicht er das verlorene Kind sein könnte.
Blade Runner 2049: Hommage an den Vorgänger
Blade Runner übte schon 1982 eine Faszination auf seine Zuschauer aus. Sowohl die visuellen Effekte als auch die Filmmusik waren ihrer Zeit weit voraus und zeigten, wieviel durch Technik erreicht werden kann. Statt sich auf noch mehr Computereffekte zu stürzen und den Versuch zu wagen den Vorgänger zu überbieten, macht Blade Runner 2049 genau das Gegenteil. Die Musik, diesmal von Hans Zimmer und Benjamin Wallfisch beigesteuert, ist so nah an der Vorlage dran, dass der Zuschauer vermuten könnte, sie sei von Vangelis selbst. Die Visuellen Effekte sind ebenfalls nah an der Vorlage, zeigen aber auch, wie sich die Technologien in den letzten 35 Jahren entwickelt haben. Entsprechend hat der Film verdient die Oscars für die Beste Kamera und die besten visuellen Effekte erhalten.
Neben Harrison Ford, der auf keinen Fall in der Besetzung fehlen durfte, übernimmt Ryan Gosling die Hauptrolle und verkörpert Officer K. Meiner Meinung nach hätte man diesen Film nicht besser besetzen können. Er schafft es die nötige Kühle an den Tag zu legen, die einen Replikanten ausmacht. Diese Fassade bröckelt stellenweise, sodass sich auch der Zuschauer fragt, ob K das Kind ist. Ihm zur Seite steht seine Hologramm-Freundin Joi, gespielt von Ana de Armas. Auch sie macht ihren Job hervorragend, zeigt deutlich das Programm, das sie verkörpert, aber auch einen Hauch Gefühl, als ob sie doch nicht nur ein Hologramm ist. Nahezu jede Rolle ist so besetzt, wie es besser nicht sein könnte, auch wenn einige Charaktere speziell dafür da waren keine Sympathien hervorzurufen.
Würdige Fortsetzung?
Das Erzähltempo ist ruhig geblieben. Das ist sehr entspannend für die heutige Zeit, wo es normalerweise nicht groß, laut und schnell genug sein kann. Weiß man in vielen Science Fiction Filmen vor lauter Effekten nicht, wo das Auge zuerst hinschauen soll, kann sich der Zuschauer bei Blade Runner 2049 entspannt zurück lehnen und alles genießen. Trotz des weitläufigen Erzählstroms und der ruhigen Passagen wird es aber nicht langweilig. Der Film schafft es im genau richtigen Tempo alles zu offenbaren. Das Finale hätte für meinen Geschmack etwas anders ablaufen können, das lässt sich aber wegen der vielen anderen positiven Aspekte leicht verschmerzen. (Nein, das ist kein Hinweis auf ein Happy End oder das Ausbleiben dessen.)
Sehen lassen können sich auch die Extras auf der Blu-ray, denn in den 30 Jahren in der Welt von Blade Runners Los Angeles ist viel passiert, was dem Zuschauer nur durch die beiden Filme im Verborgenen bleibt. Hier gibt es gleich mehrere Kurzfilme, die auf die Zeit zwischen den Filmen eingehen: 2022 Blackout, 2036: Nexus Dawn und 2048: Nowhere to Run. Zusätzlich erfährt der interessierte Zuschauer, warum es in Ridley Scotts Blade Runner ständig regnet und diejenigen, die mit dieser Welt bisher noch gar nicht in Berührung kamen, können sich zudem von den Schauspielern erklären lassen, wie die Welt in den Filmen tickt.
Blade Runner 2049 wird seinem Erbe gerecht. Er ist wie eine Hommage an seinen Vorgänger, kupfert aber nichts ab und erzählt die Geschichte logisch und ohne viel Tamtam weiter. Auch wenn es keinen Bombeneinschlag ist, so hinterlässt er lange bleibende Eindrücke, die dem Zuschauer von heute sogar noch besser gefallen dürften, als es vor 35 Jahren bei Blade Runner der Fall war. Er ist ein würdiger Nachfolger der in jede Filmsammlung gehört.