Sex Pistols – Die Graphic Novel

29.09.2021 von Marcus Pohlmann

Sex Pistols - Die Graphic Novel

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ISBN: 978-3741621727

Format: Hardcover

Seiten: 100

Preis: 19,00

Erscheinungsdatum: 30.04.2021

Sprache: Deutsch

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Eigentlich sollten die Sex Pistols nicht mehr als eine Fußnote der Musik-Historie sein. Mit nur einer Album-Veröffentlichung und einer Reihe Konzerte während ihres ursprünglichen Bestehens von 1975 bis 1978 ist das kreatives Schaffen recht übersichtlich. Dennoch wirkt der Einfluss der Band bis heute nach – auch außerhalb des Punk-Genres.
Jim McCarthy, der Autor, hat bereits zahlreiche Musiker-Biographien in Form von Graphic Novels geschrieben, beispielsweise über Metallica oder Kurt Cobain. Das Buch Sex Pistols – Die Graphic Novel wurde bereits 2008 von Omnibus Press im englischen Original veröffentlicht. Übersetzung, Druck und Vertrieb der deutschen Ausgabe liegen in den bewährten Händen von Panini Comics.

Was steht drin?

Wie unschwer zu erraten ist, konzentriert sich der gut 100 Seiten starke Hardcover in erster Linie der Entwicklung (und Auflösung) der Band. Allerdings gibt es immer wieder Handlungssprünge und andere Blickwinkel – besonders auf die historischen Hintergründe.
Neben den Dialogen der Personen gibt es zudem in fast allen Panels den Kommentar eines Erzählers – ich vermute, dass es sich dabei um John Lydon handeln soll.

Die Graphic Novel beginnt im Jahr 1975. In einem Pub treffen sich zum ersten Mal Lydon, der Bassist Glen Matlock und Manager Malcolm McLaren. An dieser Stelle macht der Erzähler einen Sprung und beschreibt die Musikszene in London, aber auch die Punk-Ansätze in den USA. Mehrere Monate später ist es soweit und die Sex Pistols spielen ihr erstes Konzert an einer Hochschule. Weder der aggressive Sound noch die Texte voller Obszönitäten kommen beim Publikum an und der Auftritt endet schnell. Wieder folgt ein kleiner historischer Exkurs – diesmal bezogen auf die irischen Einwanderer in London und Lydons Jugend. Zudem erfährt der Leser hier, wie Sid Vicious zu seinem Namen kam und (angeblich) den Pogo erfand.
Weitere Auftritte folgen und die Band hinterlässt einen zunehmenden Eindruck – so dass sie sogar zu einem Fernsehinterview eingeladen werden. Wenig überraschend folgt ein Eklat und Glen Matlock verlässt kurz darauf die Band. Ersetzt wird er durch Sid Vicious, der seine mangelnden musikalischen Fähigkeiten und ein Drogenproblem mitbringt.

Es folgen Ärger mit verschiedenen Plattenfirmen, Schlägereien und der legendäre Auftritt auf der Themse zum 25jährigen Thronjubiläum der Queen. Dieser bringt der Band zwar einen gehörigen Bekanntheitsschub, aber auch mehr Ärger und Auftrittsverbote. Schließlich wird mit Never Mind The Bollocks – Here’s The Sex Pistols endlich auch ein Album veröffentlicht.

Wie bereits in ihrem Heimatland, so endet die anschließende Tour der Sex Pistols durch die USA in einem Desaster. Schlägereien und Ärger mit der Polizei stehen an der Tagesordnung, bis die Band schließlich im Januar 1978 auseinanderfällt. Paul Cook und Steve Jones machen anschließend in Brasilien zusammen mit dem Eisenbahnräuber Ronnie Biggs Aufnahmen. Währenddessen gründet John Lydon mit alten Bekannten in London Public Image Limited. Malcolm McLaren versucht derweil, Geldgeber für sein Filmprojekt zu finden. Sid Vicious pendelt zwischen Musikaufnahmen in Paris und Drogenexzessen in New York. Vermutlich ersticht er im Hotel seine Freundin Nancy Spungen, bevor er im Februar 1979 selbst an einer Überdosis stirbt.

Auf den letzten Seiten macht die Graphic Novel einen Sprung von gut 30 Jahren. Das Schlusswort gehört John Lydon, der durch seine Nachbarschaft spaziert und dabei über die Entwicklung Großbritanniens seit den 1970er Jahren philosophiert.

Am Ende des Bandes findet sich noch eine kleine Skizzen-Galerie von Steve Parkhouse. Zudem liefert er noch einige technische Informationen zur Entstehung der Zeichnungen.

Gehört das Buch ins Regal?

Wer sich für Musik, und speziell Punk, interessiert, sollte einen Blick in Sex Pistols – Die Graphic Novel werfen. Der Autor liefert zwar keine wirklich neuen Erkenntnisse über die Entwicklung der Band, bietet dafür aber viele kleine Anekdoten. Dadurch vermittelt das Buch einen sehr persönlichen Blick auf die Protagonisten. Inwieweit die Charaktere in der Graphic Novel mit der Realität übereinstimmen, ist dabei eher zweitrangig. Dafür gibt es eine ganze Reihe von Sekundärliteratur, die sich teils sehr intensiv mit der Band auseinandersetzt. Die verschiedenen Handlungssprünge stören für mich den Lesefluss. Auch die Konzentration auf John Lydon/Johnny Rotten wäre nicht unbedingt nötig gewesen. Von diesen Kleinigkeiten abgesehen legt Autor und Journalist Jim McCarthy eine recht intensive, turbulente Band-Biographie vor.

Der Zeichenstil, laut Vorwort inspiriert von viktorianischen Bildergeschichten, ist zumindest für mich gewöhnungsbedürftig. Die Charaktere lassen sich meist nur an den jeweiligen Frisuren erkennen und sind teils wesentlich älter gezeichnet, als sie zu diesem Zeitpunkt tatsächlich sind. Die Farbpalette beschränkt sich hauptsächlich auf gedeckte Farben, die häufig wirken, als wären sie mit einem Grauschleier überzogen. Dies vermittelt sehr gut einen Eindruck von der Stimmung in Großbritannien Ende der 1970er. Nur bei einigen Gelegenheiten kommen leuchtende, freundliche Farben zum Einsatz – so wirkt der Kontrast noch größer. Zudem gelingt es Steve Parkhouse, einige wirklich eindrucksvolle Zeichnungen zu schaffen, die einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen.

Wie gewohnt bieten Panini Comics auf ihrer Homepage einen kleinen Einblick in den Band. Außerdem findet der Leser dort, vom gleichen Autor, auch Metallica – Nothing Else Matters. Wer sich eher für die Musik interessiert kann auf einen Abstecher bei der offiziellen Band-Homepage vorbei schauen.

Mit Sex Pistols – Die Graphic Novel lässt der Autor den Leser Aufstieg und Fall der wohl bekanntesten Punk-Band direkt miterleben.

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