Piepmatz macht Wald aus euch – Weltrettdings für Vorangeschrittene

22.08.2022 von Margarita

Piepmatz macht Wald aus euch / Stavaric/Dreis / ©Leykam

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ISBN: 978-3-7011-824

Format: Hardcover

Seiten: 64

Preis: 20,50

Erscheinungsdatum: 15.07.2022

Sprache: Deutsch

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Seit der traditionsreiche österreichische Buchverlag Leykam sich auch über Kinderbücher wagt, kann man gar Wunderliches beobachten. Eingeladen werden nämlich vor allem Autorinnen und Autoren, die – auch im Romanbereich – für ihre Experimentierfreudigkeit bekannt sind. Einer davon ist Michael Stavarič, der bereits voriges Jahr mit seinem Sachbuch „Faszination Krake“ die Kinder und Erwachsenen staunen ließ. Das Buch wurde schließlich auch zum Junior-Wissenschaftsbuch des Jahres gekürt. Nun ist ein Bilderbuch von ihm erschienen. In Piepmatz macht Wald aus euch“ geht es um nicht weniger als die Rettung unserer Welt. Verfasst ist das Ganze in einem originellen Jungvogel-Slang:

„Bin ja selbst ganz Wald, immer schon. Flieg schmoof rum, denk dauernd, urdingogeil ein Vogel zu sein. Würd´s niemals anders aushecken wollen. Wie ihr mich heißt? Mache von euch nennen mich Waldgärtner, Baumwächter, Butrockförster, den gescheckerten Dingsbums. Viele auch nur Eichelhäher. Einige wenige Dickvogel und so Zeug ey, passt schon, alles gucci!“

Umweltschutz, gar nicht niedlich

Liegt doch auf der Hand: „Grammatik von Vogelfamilie ganz anders“. Und genau das macht das Buch unheimlich lustig, zumal Stavarič seine (leicht verständliche) Kunstsprache mit coolen Ausdrücken aus der Jugendsprache spickt. Da bekommt man gleich Lust, selbst ein bisschen Eichelhäherisch zu sprechen. Oder auch Eulisch. Oder Krähisch. Das mit dem Bussardisch hingegen sollte man lieber blieben lassen, das versteht nämlich keiner. Aber die Bussarde muss man ohnehin nicht verstehen, die reden nämlich alle nur von Mäusen …

Geht es also um den Wald? Um seine Vögel und deren unterschiedliche Sprachen?
Nicht nur.  In „Piepmatz macht Wald aus euch“ geht vor allem darum, dass der Eichelhäher so richtig, richtig sauer ist. Denn eigentlich hätte er ein recht schönes, friedliches Leben. Dieses besteht aus Rumfliegen, Eicheln sammeln, Singen und Liebe machen. Wenn da nur diese „Menschwesigen“ nicht wären! Die sind nämlich so aggressiv wie die Hornissen. Andauernd führen sie Krieg, diese dummen „Kopflistigen“– nicht nur gegeneinander, sondern auch gegen die Natur. Sie zerstören einfach alles! Den Wald, den Himmel, die Blumen, die Schmetterlinge, die Bäche … sogar den Schlaf zerstören sie. Denn dort, wo früher Wald war, findet man jetzt nur noch Straßennetze, Fernsehantennen und MacDonald’s. Und deswegen reicht es dem Piepmatz jetzt ein für alle Mal – und er erklärt der Menschheit den Krieg.

„Mach nicht so ein Drama ey, bleib cremig“

Übertreibt er etwa, der kleine Piepmatz? Ist er einfach nur mies gelaunt? Und überhaupt: Wie soll ein einziger kleiner Eichelhäher Krieg gegen die ganze Menschheit führen?
Aber stell dir vor, der Piepmatz fände eine Wundereichel. Und ließe diese fallen. Und plötzlich wüchse da – binnen kürzester Zeit –  ein megabombastisch großer Baum. Der dann natürlich wieder neue Eicheln trüge … Der Piepmatz müsste also nur seine Wundereicheln fallen lassen, und schon würde aus den Häusern und McDonalds-Filialen und Fernsehtürmen dieser Welt wieder Wald.
Und die Menschen? Der Piepmatz hat ja gar nichts gegen sie. Eigentlich. Sie müssten doch einfach nur wieder gemeinsam mit den Tieren leben – in einer gesunden Natur.

„Piepmatz macht Wald aus euch“ macht so richtig viel Spaß. Das liegt nicht nur an Stavaričs kreativen Wortschöpfungen und der ungewöhnlichen Satzstellung, sondern auch an den comicartigen Illustrationen von Stella Dreis. Diese sind nämlich alles andere als niedlich, sondern stecken voll Witz – und Wut. Und wütend darf, ja muss man heute sein. Nicht nur, wenn man ein Eichelhäher ist. Denn der Klimawandel betrifft und alle. Vielleicht ist es noch nicht zu spät – vielleicht können wir das Ruder doch noch herumreißen und ein paar Dinge besser machen als bisher. Aber wir müssten es jetzt sofort tun.

Stavaričs neues Buch ist eines, das in keinem Kinderzimmer fehlen sollte. Nicht nur, weil es Spaß macht, sondern weil es zeigt, wie schnell so ein Gleichgewicht aus den Fugen gerät – und vor allem, wie die Dinge zusammenhängen. Sinn macht die Lektüre natürlich nur, wenn danach auch gehandelt wird. Und sei es nur, dass man den Eichelhäher im Wald nicht stört. Oder ein wenig auf die Lichtverschmutzung vor der eigenen Haustür achtet.  Oder einen Baum pflanzt – oder zumindest ein paar Blumen auf dem Balkon, für die Bienen. Und wer weiß – vielleicht fliegt ja auch der Piepmatz vorbei!

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