Lexikon des bürokratischen Wahnsinns

28.08.2013 von Marcus Pohlmann

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ISBN: 978-3424200874

Format: Hardcover

Seiten: 192

Preis: 12,00

Erscheinungsdatum: 01.06.2013

Sprache: Deutsch

Jeder, der schon einmal mit einer Verwaltung oder einer Behörde zu tun hatte, sei es nun beruflich oder privat, hat sicherlich schon bei manchen Vorschriften die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen und sich gefragt, wer sich solche Sachen denn eigentlich ausdenkt. Stefan Horn, seines Zeichens Wirtschaftsjournalist und Autor, hat sich die Mühe gemacht und einige der absonderlichsten Blüten dieses Verwaltungsdschungels in seinem Buch Lexikon des bürokratischen Wahnsinns zusammengetragen. Dabei beschränkt er sich nicht nur auf eine reine Auflistung, sondern ergänzt die Kapitel auch um einige Kommentare und versucht Licht in die Hintergründe der jeweiligen Bestimmung zu bringen. Veröffentlicht wird der 192seitige Harcover-Band vom Ariston Verlag, der sich eigentlich auf Sachbücher und Ratgeber spezialisiert hat.

Fein säuberlich und alphabetisch geordnet listet der Autor hier insgesamt 52 Punkte auf, bei denen der Leser immer schon vermutet hat, dass etwas falsch läuft. Den Anfang macht dabei beispielsweise die beliebte, monatliche Arbeitslosenstatistik. Hier werden einige der Methoden vorgestellt, mit denen die Statistik bei Bedarf „schön gerechnet“ werden kann und die mittlerweile gängige Praxis sind. Ein alltägliches Thema sind auch die verschiedenen Bio-Produkte im Supermarkt, bei denen allerlei Schindluder mit Gütesiegeln, Zertifikaten und Bestimmungen getrieben wird. So sind beispielsweise die EU-Verordnungen sehr herstellerfreundlich formuliert und auch andere unabhängige Siegel halten nicht immer das, was sich der Verbraucher unter „Bio“ verspricht. Ebenfalls durch eine EU-Verordnung wurde der Verkauf von normalen Glühbirnen für den Verbraucher erschwert, wenn nicht sogar unmöglich gemacht. Der Leser erfährt hier, wie eine ursprünglich vernünftige Idee nach und nach ins Gegenteil verkehrt wurde. Auch ein Klassiker unter den Steuern wird etwas genauer vom Autor unter die Lupe genommen. Die Rede ist dabei natürlich von der 1909 eingeführten Schaumweinsteuer, die zur Finanzierung der kaiserlichen Kriegsflotte gedacht war. Dabei werden nicht nur die Ursprünge dieser Steuer und ihre Weiterentwicklung betrachtet, sondern auch ihr derzeitiger Einsatz.

Von vielen Verordnungen, die in diesem Buch beschrieben werden, hat der Leser zumindest schon aus den Medien erfahren oder war gar selbst davon betroffen. Der Autor hat die oben genannten und noch viele weitere bürokratischen Ungetüme zusammengetragen, hinterfragt und teils recht treffend analysiert. Dabei pflegt er einen lockeren Schreibstil, der zwar manchmal ein wenig die Objektivität vermissen lässt, was aber angesichts der Thematik durchaus zu entschuldigen ist. Das Layout ist zweckmäßig und recht einfach gehalten, so lassen sich die Kapitel gut lesen und geben daher eine hervorragende Lektüre für zwischendurch ab.
Da ich mit einigen der Vorschriften schon selbst leidvolle Erfahrungen gemacht habe, bin ich mir nicht sicher, ob ich über dieses Buch lachen oder weinen soll. Eigentlich sind solche Dinge wie die EU-Gemüseverordnung nur Realsatire, andererseits diktieren diese Vorschriften mittlerweile große Teile unseres täglichen Lebens und bevormunden die Bürger immer mehr. So führt uns Lexikon des bürokratischen Wahnsinns eben diesen geballt vor Augen und bestätigt viele Vorurteile, die der Leser vielleicht von bestimmten Institutionen hat.

Ein gelungenes Buch, das einen detaillierten Blick auf die Abstrusitäten eines Verwaltungsapparates wirft, der sich weitgehend vom wirklichen Leben abgekoppelt hat.

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