Junktown von Matthias Oden

15.01.2018 von Joanna Müller-Lenz

Junktown von Matthias Oden – Cover

Kategorie:

Autor:

Verlag:

Genre: ,

ISBN: 978-3453318212

Format: Softcover

Seiten: 400

Preis: 12,99

Erscheinungsdatum: 09.05.2017

Sprache: Deutsch

Bei Amazon bestellen

Dystopien kennen wir sowohl in Buchform als auch als Film zu Genüge. Einige von ihnen sind sehr realitätsnah, andere extrem fiktiv, sodass sie eher in klassische Fantasy oder Science Fiction einzuordnen sind. Matthias Oden hat in seinem Debüt-Roman Junktown eine ganz neue Sichtweise für sich gefunden. Seine Dystopie versteckt sich hinter einem Krimi.

Junktown: Von Mord und Drogen

Solomon Cane ist ein Ermittler der geheimen Maschinenpolizei (Gemapo) und steht vor seinem größten Fall. Jemand hat eine Brutmutter ermordet und mit ihr die 800 Föten, die sie in sich trug. Auf der Liste der Verdächtigen stehen mehrere Personen, ganz ober der Mechaniker, der auch noch mit dem Opfer liiert war. Doch es kommt bald zu Ungereimtheiten und Cane vermutet, dass hinter diesem Fall weit mehr steckt, als ein einfacher Mord. Immer tiefer taucht er hinein in die Machenschaften des Staates, dem er dient. Dabei stellt er fest, dass auch er Opfer des System ist.

„Abstinenz ist Hochverrat!“, mit diesen Worten gibt der Klappentext dem Leser gleich bekannt, in welcher Welt sich der Protagonist bewegt. Matthias Oden hat einen totalitären Staat erschaffen in dem Drogenkonsum nicht nur gestattet, sondern auch die Pflicht eines jeden Bürgers ist. Je größer der Garten der Einwohner, desto mehr Müll sollte sich darin befinden. Wer in seiner Familie jemanden hat, der sich mit einem Goldenen Schuss ins Jenseits befördert hat, genießt Privilegien. Aus unserer jetzigen Sicht ein schräges Szenario, das der Autor aber recht glaubhaft vermittelt.

Der Protagonist ist einer dieser Personen, die nur wenige Konsequenzen erwarten müssen. Seine Frau hat sich dem Staat geopfert und der behandelnde Arzt drückt auch einmal ein Auge zu, wenn die Werte nicht ganz dem entsprechen, was von ihm erwartet wird. Dafür rät er Cane etwas auf die Bremse zu treten und Urlaub zu machen. Sein Drogenpegel sei in letzter Zeit schließlich doch gefährlich niedrig. Im Laufe der Ermittlungen verschiebt sich die Sichtweise des Geschehens mehr auf Canes Leben, der Mordfall rückt in den Hintergrund.

Eigene Welt mit eigener Sprache

Schwierig für den Leser ist der Gebrauch der verschiedenen und wirklich häufig vorkommenden Abkürzungen. Neben den Staatsorganen, gehört auch jeder Bürger einer Klasse an, die aus einer Zeichenkombination besteht. Aus dem gelesenen Text wird nicht gleich klar, welche Bedeutung die jeweilige Klasse hat, aber am Ende des Buches befindet sich ein Glossar, in dem die Begriffe genauer erläutert werden.  So sehr sich der Autor auch bemüht seiner Welt Konturen zu verleihen, ist es mir schwer gefallen mich in das Geschehen hineinzuversetzen. Es lag weniger an der Düsternis, die Junktown ausstrahlt, sondern eher an den Beschreibungen, die teils nicht vorhanden und teils viel zu detailliert sind.

Beispielsweise beschreibt Matthias Oden nur sehr rudimentär, was eine Brutmutter ist. Äußerlich hatte ich von ihr kein Bild im Kopf. Skurril wurde es, als mir klar wurde, dass sie so groß wie ein Gebäude sein muss: Weil sich die Menschen in ihr Stockwerkeweise bewegen können, sie aber auch ganz normalen Geschlechtsverkehr mit einem Menschen hatte. Auf der anderen Seite schafft es der Autor aber auch bestimmte Dinge bis ins kleinste Detail zu beschreiben. Darunter die Vorbereitung einer Heroinspritze oder aber die Wartezeit beim Arzt. Mit persönlich hätte es gefallen, wenn es an der einen Stelle etwas mehr, an der anderen dafür etwas weniger gewesen wäre. Abgesehen davon jedoch ist die Welt ordentlich durchdacht und bietet viel Spielraum für weitere Szenarien.

Matthias Oden ist mit seinem Debüt ein solider Roman geglückt. Die von ihm verwendete Sprache passt wunderbar in die fiktive Welt hinein und wer sich mit den Begriffen so gar nicht anfreunden kann, hat die Möglichkeit das Glossar zur Rate zu ziehen. Auch wenn einige Passagen nicht unbedingt vor Spannung strotzen, macht er es besonders zum Ende hin wieder wett. Sowohl als Krimi wie auch als Dystopie weiß der Roman daher zu gefallen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert