Isnogud Collection: Die Tabary-Jahre

18.12.2022 von Marcus Pohlmann

Isnogud Collection: Die Tabary-Jahre

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ISBN: 978-3551793126

Format: Hardcover

Seiten: 296

Preis: 39,00

Erscheinungsdatum: 29.11.2022

Sprache: Deutsch

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Nach dem Tod von Autor und Texter René Goscinny entschloss sich der Zeichner Jean Tabary die Serie, um den bitterbösen Großwesir Isnogud alleine fortzusetzen. Nachdem Carlsen Comics in der ersten Sammlung die Geschichten des Teams Goscinny & Tabary zusammengestellt hat, folgt nun die Fortsetzung. Der Hardcover-Band Isnogud Collection: Die Tabary-Jahre nimmt sich der Geschichten aus dem Zeitraum von 1978 bis 1989 an. Die ursprüngliche Veröffentlichung in Alben-Form kam seinerzeit von Ehapa, deren Bände bei mir (ramponiert und unvollständig) immer noch im Regal stehen.

Was steht drin?

Die Einleitung des Bandes widmet sich in erster Linie dem überraschenden und frühen Tod René Goscinnys und den Folgen, die sich daraus für Isnogud (und den anderen Comics aus seiner Feder) ergaben. Daran schließt sich ein Kapitel an, dass sich mit der Real-Verfilmung der Geschichten um den hinterhältigen Großwesir beschäftigt. Bereits in den frühen 1970ern gab es ein fertiges Drehbuch und erste Gespräche mit der Filmbranche. Dieses Unterfangen wurde mit dem Tod des Autors jedoch vorerst auf Eis gelegt. Erst 20 Jahre später wurde eine Zeichentrickserie realisiert, die hierzulande beim KiKA ausgestrahlt wurde. Im Jahr 2005 folgte dann endlich die Real-Verfilmung, die vor allem in Frankreich sehr erfolgreich war. Der Text dieses Kapitels wird außerdem durch Skribbles, Drehbuchauszüge und Szenenfotos ergänzt.
An den historischen Ausflug in die Geschichte der Figuren folgen die eigentlich Comics.

Den Anfang macht „Das Paradekissen“ – im gewohnten sieben- bzw. achtseitigen Format. Wenig überraschend versucht darin Isnogud den Kalifen aus dem Weg zu räumen und sich selbst an dessen Stelle zu setzen. Und wie gewohnt geht dieser Plan daneben. Am Ende finden sich der Wesir und sein treuer Diener Tunichgud im Sweatshop eines Industriellen wieder.
Die folgenden fünf Geschichten weichen von der bisher bekannten Struktur ab. Statt sich auf sieben oder acht Seiten zu beschränken handelt es sich nun um gut 50 Seiten lange zusammenhängende Stories. An der Prämisse hat sich jedoch nichts geändert: Isnogud will Harun al Pussah stürzen und selbst Kalif anstelle des Kalifen werden. Statt des traditionellen Dolches in den Rücken ersinnt der Wesir jedoch komplexe, ausgeklügelte und zum Scheitern verurteilte Komplotte. Dabei greift er auf Magie, Technologie, dämonische Pakte oder schlicht Hinterlist zurück.

Dabei erfährt der Leser beispielsweise in „Isnoguds Kindheit“ wie es zu der Obsession kam, den Kalifen stürzen zu wollen. In „Isnogud endlich Kalif?!“ werden dagegen die beiden Brüder Harun al Pussahs, Zwarun und Drarun vorgestellt – die ebenfalls diese Position einnehmen wollen. Das Liebesleben (oder eher der Mangel daran) des Kalifen steht dagegen bei „Isnogud und die Frauen“ im Vordergrund. Eine Besonderheit gibt es bei „Isnoguds Komplize“, in dem der Großwesir einen Pakt mit dem Leibhaftigen schließt, um Kalif zu werden. Dieser stellt ihm Persönlichkeiten aus seiner „Sammlung“ – der Hölle – zur Verfügung, um die Mission zu erfüllen. Ursprünglich nahm in dieser Geschichte Adolf Hitler eine herausragende Rolle ein, wurde aber aus offensichtlichen Gründen für die deutsche Veröffentlichung durch Rodrigo Borgia ersetzt. In diesem Band sind nun erstmals beide Versionen enthalten, nebst einem Kommentar zum Kontext.

Gehört das Buch ins Regal?

Wie schon der erste Teil, so ist auch die Isnogud Collection: Die Tabary-Jahre für mich ein Pflichtkauf. Die längeren Geschichten ermöglichen es dem Autor, näher auf die zahlreichen skurrilen Nebenfiguren einzugehen. So haben den üblichen Magiern, Feen, oder Flaschengeistern auch Computer, der Fürst der Finsternis, Hitler oder Außerirdische ihren Auftritt. Dabei verliert Jean Tabary nie den Haupt-Plot aus den Augen – selbst wenn er den Leser höchstpersönlich darauf hinweisen muss oder als Zeichner direkt in die Geschichte eingreift. Diese Plots sind immer noch verworren, hochkomplex und sehr, sehr lustig. Er beschränkt sich dabei nicht nur auf Bagdad als Schauplatz, sondern wagt Ausflüge in die Schützengräben des Ersten Weltkrieges, in die Steinzeit oder auch ins Hannover der (1980er) Gegenwart. Neben der reinen Unterhaltungsebene scheut sich der Comic nicht vor Kritik an (damals wie heute) aktuellen Themen, beispielsweise Ausbeutung von Arbeitern, Korruption oder Umweltverschmutzung. Für mich haben die Intrigen Isnoguds auch nach 40 Jahren nichts von ihrem Unterhaltungswert verloren. Eher entdecke ich in den Geschichten Elemente, die ich damals noch nicht verstanden habe und die einen zusätzlichen Reiz ausüben.
Auch die Hintergrundinformationen zur Verfilmung des Stoffes finde ich recht interessant – zumal die DVDs der Serie als auch der Kinofilm für die kommenden Feiertage bereit liegen.
Die Hauptfiguren machen zeichnerisch keine großartige Entwicklung mehr durch. Jean Tabary hatte bereits viele Jahre Zeit, die liebgewordenen Elemente zu etablieren. Dafür tobt er sich kreativ bei den Nebencharakteren und Hintergründen aus. Hier finden sich zahlreiche Details, die erst beim zweiten oder dritten Lesen ins Auge fallen. Die Cover der ursprünglichen deutschen oder französischen Veröffentlichung finden sich hier als „Bonusmaterial“ neben neu gezeichneten oder überarbeiteten Titelseiten. Druck und Verarbeitung haben eine ordentliche Qualität – dem Band angemessen.

Carlsen Comics haben auf ihrer Homepage einige Informationen zu diesem Band zusammengetragen. Wissenswertes zum ersten Schuber und dem kommenden Abschlussband findet sich ebenfalls auf der Seite des Verlages.

Für Sammler, Nostalgiker und Comic-Liebhaber gleichermaßen ist die Isnogud Collection: Die Tabary-Jahre ein Pflichtkauf.

 

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