I Hate Fairyland – Band 1

01.09.2017 von Marcus Pohlmann

I Hate Fairyland - Band 1

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ISBN: 978-3842033825

Format: Hardcover

Seiten: 128

Preis: 14,00

Erscheinungsdatum: 12.01.2017

Sprache: Deutsch

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Popcom, einen Ableger des Tokyopop-Verlages, kannte ich bisher nur durch ihre Artbooks zu verschiedenen Computer- und Konsolenspielen. So war ich etwas verwundert, als mir beim Comic-Händler meines Vertrauens das knallige Titelbild des ersten Bandes von I Hate Fairyland von eben jenem Verlag entgegen leuchtete. Da ich sowieso bei einer großangelegten Einkaufstour war, packte ich den Hardcover-Band kurzentschlossen zu dem ohnehin schon gewaltigen Haufen bedruckten Papiers auf der Theke.

Der Band mit dem schönen Untertitel „Verrückt bis an ihr seliges Ende“ erzählt auf 144 Seiten die Geschichte der kleinen, niedlichen Gertrude, die sich nichts sehnlicher wünscht, als in einem Land voller Magie und putziger Kreaturen zu leben. Und tatsächlich geht ihr Wunsch in Erfüllung – sie wird durch ein Portal ins Reich der Feen gezogen. Hier bekommt sie von Königin Cloudia eine Karte mit deren Hilfe sie den Schlüssel finden kann, der sie wieder nach Hause bringt. Als Begleiter und unschätzbare Hilfe steht ihr zudem Larington Wentsworth III (kurz Larry) zur Seite; eine sprechende Schmeißfliege im Anzug, die aus ihrem Hut allerlei nützliche Dinge ziehen kann. Eigentlich sollte der Schlüssel innerhalb von zwei, vielleicht auch drei, Tagen zu finden sein. 27 Jahre später ist unsere Heldin immer noch auf der Suche nach dem Schlüssel…
Äußerlich keinen Tag gealtert, macht Gertrude immer noch einen ganz allerliebsten Eindruck: Ein Schleifchen in den langen (grünen) Locken, große Kulleraugen, Ringelsocken und ein rosa Kleidchen. Tief in ihrem Innern ist aus dem kleinen, zartbesaiteten Mädchen jedoch eine zynische, gewissenlose, gewalttätige, unbeherrschte Furie geworden, die alles skrupellos niedermetzelt, was ihr auf der Suche nach dem Schlüssel im Weg steht – oder sie auch nur schräg ansieht.
Jedes der fünf Kapitel (im Original waren es fünf einzelne Hefte) wird durch einen Erzähler eingeleitet, der ein ebenso plötzliches wie blutiges Ende nimmt. Im ersten Kapitel übernimmt diese Rolle der Mond von Fairyland, der zugleich auch der Hohe Erzähler der heiligen Erzählergilde ist. Nach einer kurzen, aber heftigen Diskussion mit der gereizten Gertrude findet sich der Mond mit halb gesprengter Oberfläche am Himmel wieder. Den Sternen, die Zeugen dieser Aggression wurden, rückt unsere Heldin mit Hilfe großkalibriger Geschosse zu Leibe. Königin Cloudia hat nun endgültig genug von Gertrudes Gewaltexzessen, aber da sie Gästen in Fairyland nicht tun darf, beauftragt sie Bruud den Brutalo, einen gewaltigen Barbaren und Kopfgeldjäger, dem Treiben des kleinen Mädchens ein Ende zu bereiten. Gertrude wird indessen beim Überfall auf ein Kasino von den örtlichen Pilzpolizisten verhaftet und dem Slug Lord, einer unschönen Mischung aus Jabba the Hutt und Notorious B.I.G. vorgeführt. Ein kurzer Gemetzel später entkommt die Kleine auf dem Rücken eines geflügelten Schweines in Richtung der Eiscreme-Insel, wo es zur Konfrontation mit Bruud kommt.
Kurze Zeit später (im zweiten Kapitel) treffen wir Gertrude in einer Kneipe, wo sie sich mit dem abgetrennten Kopf des Barbaren unterhält. Cloudia, enttäuscht durch den Fehlschlag, erbittet die Dienste der Hexe Horribella, die diese auch gewährt. Während Gertrude auf ihrer Suche die gesamte Riesenpopulation des Feenreiches abschlachtet, verwandelt die Hexe die friedfertigen Faune in untote, blutgierige Bestien, die ein Dorf überrennen und auf unsere Heldin und ihren zunehmend gernervten Begleiter Larry warten.
Auch die zombiefizierten Faune stellen für Gertrude und ihre Streitaxt kein unlösbares Problem dar. So macht sie sich weiter auf die Suche nach dem Schlüssel, nicht ohne vorher das Dorf noch in Schutt und Asche gelegt zu haben. Frustriert durch den erneuten Fehlschlag ruft Cloudia den Ältestenrat von Fairyland zusammen um das Problem zu beseitigen. Die Lösung kommt in Form der noch viel niedlicheren Happy, die ebenfalls auf der Suche nach dem Schlüssel ist. Denn sollte diese den Schlüssel finden und wieder heimkehren, so würde Gertrudes Schutz aufgehoben und Cloudia könnte direkt gegen sie vorgehen. Die erste Begegnung der beiden Mädchen endet mit einer katastrophalen Niederlage für Gertrude, die keine Chance gegen die Niedlichkeitsstrahlen von Happy hat.
Nach einer direkten Konfrontation mit Königin Cloudia wird sich Gertrude ihrer Lage bewusst und sucht Verbündete um Happy davon abzuhalten den Schlüssel zu erreichen. Diese meistert derweil eine Aufgabe nach der nächsten mit Bravour und steht schon bald kurz vor der Erfüllung ihrer Queste. Der einzige, der bereit wäre Gertrude bei ihrem Kampf zu unterstützen ist der finstere Lord Minusss Exitusss, der in seinem Schädelschloss Hof hält. Er willigt ein, unserer Heldin einen Teil seiner Macht zu überlassen, wenn es ihr gelingt, die Herausforderungen in seinem Dungeon zu meistern.
Alle Einwohner haben sich vor dem Schloss von Königin Cloudia versammelt um dabei zu sein, wie Happy die Tür in die Welt der Menschen aufschließt. Doch bevor ihr dies gelingt erscheint Gertrude auf ihrem neuen Reittier, einem gewaltigen Drachen und richtet ein Massaker an. Einzig die Königin steht unserer Heldin noch gegenüber – doch das Duell endet genau so schnell wie überraschend (für Cloudia). Doch durch diese letzte Gewalttat versperrt Gertrude sich selbst den Weg zurück nach Hause…
Zusätzlich finden sich in dem Band noch die Kurzbiografien von Autor, Zeichner und Kolorist, eine Galerie der Cover der Heftausgaben und einige persönliche Worte des Autors.

Trotz der, zumindest auf den ersten Blick niedlichen, knallbunten Optik ist I Hate Fairyland oder Fuck Fairyland, wie es im Original heißt, ganz bestimmt nichts für kindliche Leser. Die Protagonistin frönt sinnlosen Gewaltexzessen, gibt sich dem Alkohol- und Drogenkonsum hin, flucht (auf eine sehr mädchenhafte Art) und ist generell gemein und grausam zu ihrer Umgebung. Der Plot ist nicht übermäßig originell und orientiert sich an der klassischen Heldenqueste. Während Happy zeigt, dass dieser Weg zum Erfolg führt, aber schrecklich langweilig ist, löst Gertrude ihre Probleme lieber wahlweise mit Axt oder Kanonen – was den Leser deutlich besser unterhält. Für mich ein sehr überraschender, sehr lustiger und durchaus böser Band und ein toller Überraschungsfund. Ich bin doch sehr gespannt, welche Exzesse die kleine Gertrude sich für den zweiten Teil aufgespart hat
Der Zeichner scheut sich nicht ausgeweidete Riesen, zerstückelte Faune, geköpfte Barbaren oder angefressene Pilzpolizisten in unschönen Details zu zeigen. Dabei behält er jedoch immer einen knallig bunten, disneyhaften Stil bei, einschließlich riesiger Kulleraugen, glitzernder Regenbogen und niedlicher Kreaturen. Grade dieser extreme Kontrast macht für mich viel vom Reiz des Comics aus und lässt die Gewalt umso heftiger wirken.

Der Leser begleitet im ersten Band von I Hate Fairyland die kleine Gertrude auf ihrem bluttriefenden und zutiefst zynischen Trip durch das zauberhafte Feenreich – das danach deutlich weniger Bewohner hat.

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