Fourth Wing – Flammengeküsst

30.06.2025 von Joanna Müller-Lenz

Fourth Wing

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Hörbuchsprecher: ,

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Serie:

Erscheinungsdatum: 25.06.2023

Sprache: Deutsch

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In Fourth Wing – Flammengeküsst schickt Rebecca Yarros die junge Violet Sorrengail an eine militärische Akademie für Drachenreiter. Die Heldin – von zarter Statur und eigentlich fürs Schreiberleben bestimmt – wird auf Geheiß ihrer Mutter, einer gefürchteten Generalin, in die gnadenlose Ausbildung gezwungen. Dort herrscht das Gesetz der Stärkeren: Wer nicht mithalten kann, stirbt. Doch wider Erwarten behauptet sich Violet nicht nur, sie übertrifft alle – körperlich, geistig, magisch. Zwei mächtige Drachen binden sich an sie, ein verschlossener Bad Boy wird zum Love Interest, und eine finstere Bedrohung – die Greifen – lauert am Rande der Handlung. Soweit die Ausgangslage.

Die Sprache in Fourth Wing passt nicht zum Setting – und das Setting nicht zur Sprache

So vielversprechend das Konzept klingt, so schnell verliert sich das Buch in einem Stilbruch, der schwer zu ignorieren und ertragen ist. Die Geschichte einer brutalen Drachenakademie, in der jederzeit der Tod lauert, wird in einer Sprache erzählt, die eher an eine moderne Highschool-Komödie mit Spicy Romance-Elementen erinnert. Leider zerstört das jede mögliche Immersion in eine fantastische Welt. Dass die Figuren sich in Lebensgefahr befinden, wirkt daneben fast wie ein dramaturgisches Missverständnis.

Eine Heldin voller Widersprüche – aber nicht auf interessante Weise

Violet soll schwach sein, ist es aber nicht. Sie soll unscheinbar sein, wird aber zur Ausnahmeerscheinung. Sie soll klug sein, trifft aber selten nachvollziehbare Entscheidungen. Statt Entwicklung erleben wir eine Aneinanderreihung von Bestätigungen ihrer Sonderstellung.

Ihre inneren Monologe drehen sich auffällig oft darum, wie „verdammt heiß“ ihr Gegenüber aussieht. Und natürlich gibt es nicht nur einen Love Interest, sondern gleich zwei. Genauso gibt es auch zwei – auch noch sehr mächtige – Drachen, die ihr zugetan sind. Alles wirkt weniger wie Schicksal als wie ein überhastet konstruierter Traum einer Fanfiction.

Fourth Wing bietet gute Grundzüge, die kaum zur Geltung kommen

Was das Ganze besonders ärgerlich macht: Die Welt bietet Ansätze, die durchaus Spannung versprechen. Die militärische Akademie, die Rebellion gegen das System, die Bedrohung durch die Greifen – all das hätte das Potenzial für ein düsteres, atmosphärisches Fantasy-Drama. Doch statt Tiefe gibt es Andeutungen. Statt Konflikten dominieren Romanzen. Die Greifen – als größtes Bedrohungsszenario eingeführt – bleiben Randnotiz. Alles wirkt, als wolle das Buch episch sein, aber nicht aufhören, dabei sexy zu klingen.

Immerhin ist die Produktion des Hörbuchs professionell. Die Sprecherin macht einen soliden Job, Tempo und Intonation stimmen. Doch auch die beste Stimme kann eine Geschichte nicht retten, wenn deren Fundament wackelt. Und das tut es hier an allen Ecken.

Fazit

Fourth Wing – Flammengeküsst hätte eine interessante, düstere Fantasy-Geschichte sein können – mit Rebellion, Magie, Krieg und einer ungewöhnlichen Protagonistin. Stattdessen erhalten wir unglaubwürdige Figuren, eine austauschbare Welt, fehlenden Tiefgang und eine Sprache, die jegliche Atmosphäre im Keim erstickt. Der Plot würde auf einem Reiterhof genauso funktionieren, wenn man die Drachen durch Pferde und die Magie durch Turnierpunkte ersetzt. Wer echte Fantasy sucht, sollte hier einen Bogen machen. Wer hingegen eine weitere Variante von „graue Maus trifft heißen Rebellen“ sucht – bitte sehr, hier ist sie.

Wertung: 2 von 10 Drachen – für ein gutes Hörbuchhandwerk und eine Idee, aus der leider nichts geworden ist.

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