Die Seele des Wächters – Stephan R. Bellem

03.05.2019 von Joanna Müller-Lenz

Die Seele des Wächters von Stephan R. Bellem

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ISBN: 978-3959918909

Seiten: 400

Preis: 14,90

Erscheinungsdatum: 06.10.2018

Sprache: Deutsch

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Viele Jahre war es ruhig um den Autor Stephan R. Bellem. Nach Welt aus Staub gab es noch einige Beiträge in Anthologien, aber lange Zeit keine neuen Romane von ihm. Über den Drachenmond Verlag erschien im vergangenen Herbst dann Die Seele des Wächters im deutschen Buchhandel.

Die Welt der Gnome ist voller Erfindergeist und Einfallsreichtum. Konzentriert auf ihr eigenes Schaffen, leben sie geschützt vor anderen Völkern in ihrem eigenen Reich. Rhaflit ist einer von ihnen. Er träumt unermüdlich davon nicht nur auf dem Boden der Tatsachen zu bleiben, sondern auch die Lüfte zu beherrschen. Im Gegensatz zu den anderen Gnomen ist er fest davon überzeugt, dass er irgendwann fliegen wird. Die Maschine, die er dafür braucht, ist fast fertig und wird ganz sicher funktionieren.

Während einer Testvorführung schafft es der Gnom tatsächlich abzuheben. In der Luft kann er in weite Ferne blicken und entdeckt dabei eine Gefahr, von der er dachte, dass sie ihm und seinem Volk nie wieder drohen würde. Es droht Krieg! Und das ausgerechnet jetzt, als die Elfen zu Besuch kommen, um die Bande der Freundschaft zu stärken. Glücklicherweise haben die Gnome aber auch eine Geheimwaffe, die ihnen bisher immer geholfen hat, den Wächter. Aber gibt es wirklich Hoffnung?

Die Seele des Wächters: Klein aber oho

Stephan Bellem bedient sich in der Seele des Wächters typischen Völkern der Phantastik. So gibt es neben den Menschen Gnome, Zwerge, Elfen und Orks. Was zunächst nach nichts Neuem klingt, bietet hier doch eine andere Sichtweise, denn Gnome haben nur selten die Hauptrolle in epischen High Fantasy Geschichten. Dabei ist der Gnom prädestiniert dafür ein Held zu sein. Gnome sind oft zu klein und eher schlau als kräftig. Da ist es schwierig sie zu den Helden der Nationen zu machen.

Stephan R. Bellem gelingt es dennoch gut, sie richtig in Szene zu setzen. Manchmal kommt es eben nicht auf die Größe an, wenn man Großes leisten will. Ein schlauer Kopf und schlanke Finger sind manchmal genau das Richtige.

Die Seele des Wächters strotzt vor Stereotypen jeder Couleur. Der Autor hat sie bewusst eingesetzt, um ein vertrautes Bild zu erschaffen und den Leser in eine Welt zu entführen, die zwar völlig fremd, aber doch vertraut erscheint. Dadurch schafft er es die Aufmerksamkeit der Leser auf einen anderen Blickwinkel zu lenken, der passend zum Zeitgeschehen unsere Gesellschaft widerspiegelt. Misstrauen und Feindschaft zwischen den Völkern ist allgegenwärtig und sie alle versuchen sich möglichst aus dem Weg zu gehen.

Natürlich gibt es Ausnahmen, weshalb Zwerge und Gnome sich sogar den Lebensraum teilen und Synergien erschaffen haben, mit denen sie das eigene Überleben sichern. Menschen hingegen sind weiter entfernt und eher misstrauisch den kleinen Völkern gegenüber. Die Elfen aus den Wäldern sind seltene Gäste, aber immer willkommen und die Orks, Trolle und Goblins bilden typischerweise das Feindbild. Doch wie auch im echten Leben gibt es Intrigen auch in den eigenen Reihen und der Feind hat seine ganz eigene Sichtweise der Gerechtigkeit.

Manchmal darf es mehr sein

Stephan R. Bellem hat auch nach vielen Jahren gezeigt, dass er das Schreibhandwerk noch immer beherrscht. Seine Figuren sind glaubwürdig und die Geschichte weist nur wenige Lücken auf, die nicht weiter ins Gewicht fallen. Der Leser wechselt von Kapitel zu Kapitel die Perspektive und lernt so die Gnome, Zwerge, Elfen und Menschen näher kennen. Während die Erzählstränge der Gnome und Elfen sehr früh zusammentreffen, lässt sich der Autor bei den Menschen viel mehr Zeit, sie werden erst zum Ende des Buches relevant für den Ausgang der Geschichte.

Leider bleiben die meisten Charaktere sehr oberflächlich beschrieben und weisen nur wenig Tiefe auf.  Die Menschen hingegen bekommen viel Raum dafür, dass sie gar nicht so relevant für das eigentliche Geschehen sind. Dass der Verlag den Roman als High Fantasy führt, ist sehr verwunderlich, da die Rettung der Welt zwar knapp angerissen, aber nicht wesentlich Teil der Handlung ist und auch typische Merkmale wie die klassische Magie keine Rolle spielen.

Mit etwas mehr Umfang und geschickterer Verknüpfung der Protagonisten hätte aus Die Seele des Wächters sicherlich epische High Fantasy werden können, so bleibt es ein schwer einzuordnender Fantasy-Roman, der trotzdem unterhaltsam und sehr lesenswert ist!

 

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