Dicks 1

06.01.2014 von Marcus Pohlmann

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ISBN: B00DWYX0Z8

Format: Softcover

Seiten: 180

Preis: 16,95

Erscheinungsdatum: 01.08.2013

Sprache: Deutsch

Mittlerweile zählt der Ire Garth Ennis zu den gefragtesten Comic-Autoren überhaupt. Sowohl mit seinen Arbeiten für etablierte Serien wie Punisher oder Hellblazer als auch mit seinen eigenen Geschichten, allen voran natürlich dem großartigen Preacher hat er sich einen exzellenten Ruf als Spezialist für interessante Charaktere und außergewöhnliche Stories erarbeitet. So verwundert es nicht, dass auch seine etwas obskuren Veröffentlichungen mittlerweile ihre Leser finden. Panini Comics hat sich nun mit Dicks einem Comic aus dem Jahr 1997 angenommen und diesen, neu koloriert, auf dem heimischen Markt veröffentlicht. Dabei handelt es sich, um es mit Ennis´ eigenen Worten zu sagen um „eine fortlaufende Saga zweier Idioten aus Belfast, dargebracht von zwei Idioten aus Belfast.“.

Diese beiden Idioten und die Helden der Geschichte sind der verhinderte protestantische Widerstandskämpfer Ivor Thompson und sein bester Kumpel Dougie Patterson. Zusammen mit ihren Freunden Spence, Willy und dem Wichser hängen sie zumeist in Pubs herum und bekommen nicht wirklich etwas auf die Reihe. Die Story erzählt zu Beginn eher gemächlich vom Alltag der beiden, nimmt aber Fahrt auf, als durch Ivors verschulden die Hausschlange seines Onkels Shuggie unter die Räder einer britischen Patrouille kommt. Onkel Shuggie stirbt kurz drauf an einem Herzinfarkt und hinterlässt seinem Neffen sowohl sein Haus, als auch die florierende Schwarzbrennerei im Hinterhof. Auch bei Dougie stehen große Veränderungen ins Haus, so hat er seine Freundin Valerie geschwängert und wird von deren cholerischem Vater zur Hochzeit gezwungen. Einige Zeit nach der desaströsen Feier und den noch schlimmeren Flitterwochen erfährt Dougie schließlich, dass das Kind nicht von ihm, sondern von Big Billy, seiner Nemesis aus Kindertagen stammt. Daraufhin verlässt er seine Frau und quartiert sich kurzerhand bei seinem besten Kumpel ein. Ohne Job und Plan beschließen die beiden die beste (und einzige) Detektei von Belfast zu gründen. Als kleinen Nebenerwerb nimmt Ivor die Schwarzbrennerei seines Onkels wieder auf und lässt sich auf einen Deal mit dem zwielichtigen Mister Bell ein. Zudem denkt Onkel Shuggie nicht daran sich aus der Geschichte zu verabschieden und spukt künftig als Geist, zusammen mit der Schlange Eve, durch das Haus.
Immerhin geht es mit der Detektivkarriere der beiden voran, als ein Sterbender morgens vor der Tür liegt und ihnen die Daten für ein mysteriöses Treffen übermittelt. In dessen Verlauf bekommen sie ein Paket mit Kokain und liefern sich eine wilde Verfolgungsjagd mit Big Billy, einem Handlanger der Drogendealer. Auch ein geheimnisvoller Attentäter hat hier seinen ersten Auftritt und versucht Dougie zu erschießen. Der Geist des Onkels ist derweil nicht untätig und terrorisiert unsere Helden so lange bis sie versuchen, zusammen mit ihren Freunden, einen Exorzismus durchzuführen. Dieser ist jedoch nur bedingt erfolgreich, da der Geist zwar gebannt wird, der Untote jedoch als Zombie wiederkehrt und künftig Jagd auf Ivor macht. Auch Mister Dell lässt wieder von sich hören und obwohl die beiden Helden den versprochenen Schnaps nicht liefern können, machen sie sich auf den Weg in das Kaff Ballymuck um ihren Auftraggeber mit dem Kokain zu besänftigen. Doch auch dieser Versuch scheitert kläglich und es kommt in einer entlegenen Scheune zum finalen Shoot-Out zwischen den Dicks, Big Billy, Mister Bell, seinen Schergen, dem mysteriösen Attentäter und dem untoten Shuggie.
Unterbrochen wird die Hauptgeschichte immer wieder von kleinen merkwürdigen Stories, mit Titeln wie „Trio, die verfickte Schlampe“, „Des Wichsers Geschichte des Wichsens“ oder „Wie zur Hölle machen die das“, in denen die beiden Hauptpersonen dem Leser die Special Effects des Comics erklären. Abgeschlossen wird der Band schließlich durch das Dick-Tionary, ein Wörterbuch, in dem häufig wiederkehrende irische Begriffe, zumeist Schimpfwörter, erklärt werden und eine kurze Vorstellung der beiden Beteiligten.

Der Leser findet in Dicks viele Themen wieder, die Ennis in fast allen seinen Arbeiten einbringt: Zünftige Männerfreundschaften, unmäßiger Alkohol- und Drogenkonsum, exzessive Gewalt, Fäkalsprache, Obszönitäten in jeglicher Form und abgründiger Humor. Dazu kommt noch ein Einblick in das Leben im Belfast der frühen 90er Jahre mit all seinen Besonderheiten. Im Gegensatz zu seinen kommerzielleren Veröffentlichungen hat den Autor hier jedoch niemand gebremst und seine Kreativität in geordnete Bahnen geleitet, so dass er sich völlig ungehemmt austoben konnte.
Ich habe in der Regel nichts dagegen, wenn es in einem Comic etwas derber zur Sache geht, aber in diesem Fall ist es mir einfach zu viel von allem. Die Grundidee der Story ist sicherlich recht reizvoll und bietet genug Stoff um einen spannenden, lustigen und absurden Comic daraus zu machen, auch die Charaktere sind durchweg interessant, wenn auch völlig überdreht. Doch hat der Autor die Geschichte dermaßen mit Einfällen vollgestopft, dass es auf mich nur noch überladen wirkt, teilweise verschwindet der dünne Handlungsfaden vollständig unter irgendwelchen Nebensächlichkeiten. So bin ich mir ziemlich sicher, dass der Comic beispielsweise auch ohne den untoten Onkel oder die Kurzgeschichte „Der Wichser vs. Bastardator“ gut funktioniert hätte, auch nach jedem zweiten Satz „Fick die Henne!“ einzubauen war eigentlich überflüssig. Dicks ist letzten Endes nicht wirklich schlecht, aber Garth Ennis hat schon wesentlich bessere und stimmigere Geschichten abgeliefert.
John McCrea, der schon mehrfach mit Ennis gearbeitet hat, illustriert den Comic sehr ungewöhnlich. Der Zeichenstil schwankt zwischen einfachen, kindlichen Zeichnungen, cartoonartig überzogenen Bildern und dem, aus anderen Publikationen, gewohnten eher realistischen Stil.

Für Ennis-Fans und -Komplettisten ein durchaus interessanter Comic, für den durchschnittlichen Leser jedoch wahrscheinlich ein wenig zu abseitig.

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