Das Patienten-Dilemma – Warum wir nicht die Medikamente bekommen, die wir brauchen

31.03.2009 von Heike Rau

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ISBN: 9783453156371

Format: Hardcover

Seiten: 256

Preis: 17,95

Erscheinungsdatum: 23.02.2009

Sprache: Deutsch

Viele Krankheiten lassen sich heute dank bewährter Medikamente gut behandeln. Für manche Krankheiten gibt es allerdings kein ideales Heilmittel. Meist müssen zudem Nebenwirkungen in Kauf genommen werden. Dabei werden, so liest man im Buch, weltweit 60 Milliarden Euro jährlich für Forschungen verbraucht. Warum hört man dann so selten von neu entwickelten Medikamenten?

Die Autorin, Wirtschaftsjournalistin mit den Schwerpunkten Pharma und Gesundheit, ist dieser Frage nachgegangen. Sie zeigt auf, wie langwierig, teuer und risikoreich die Entwicklung neuer Medikamente ist und was unter diesen Umständen überhaupt noch machbar ist. Sie erklärt, wie sich die Forschungsarbeit heute gestaltet, also was passiert, bis ein neues Medikament auf den Markt kommt. Der Aufwand, der betrieben werden muss, ist wie man sieht, enorm. Schwierigkeiten stehen auf der Tagesordnung. Tierversuche oder später dann die Studien an Menschen sind problematisch. Die Autorin hat sich selbst eine solche Studie mitgemacht, um darüber berichten zu können. Sie spricht über die Auftraggeber verschiedener Studien, über die Durchführung, die Erwartungen und erörtert die Kostenfrage anhand von Beispielen. Auch Prüfskandale, Betrugsfälle, gefälschte Studienergebnisse und die Machenschaften von skrupellosen Geschäftemachern kommen auf den Tisch. Und auch der Einfluss der Medien wird besprochen.

Das Buch wurde für die Konsumenten von Arzneimitteln geschrieben, also für die Patienten, auch die zukünftigen. Es wurde in einem Stil verfasst, der auch für Laien verständlich ist. Die Autorin schreibt zudem aus der Ich-Perspektive. Sie berichtet direkt von ihren gemachten Erfahrungen und Erlebnissen im Zuge der Buchrecherche. Sie gewährt interessante Einblicke. Das Buch ist spannend zu lesen. Präsentiert werden Fakten zur Medikamentenentwicklung. Dabei ist die Autorin sehr kritisch. Sie zeigt, wie der ungeheure bürokratische und zeitliche Aufwand, die ausufernden Kosten und die zu strengen Vorschriften den Fortschritt behindern. Das betrifft vor allem die unabhängige Forschung, aber auch die Forschung der Pharmaindustrie.
Die Autorin lässt ihre gewonnenen Ansichten und Meinungen nicht einfach im Raum stehen, sie zieht auch Schlussfolgerungen. Es wird sehr deutlich gemacht, was den medizinischen Fortschritt aufhält und wie man hier gegensteuern könnte.
Nicht nur, dass die Autorin selbst an einer Studie teilgenommen hat, auch die von ihr gewählten Gesprächspartner, wie zum Beispiel Klinikärzte, tragen zur Nachvollziehbarkeit der jetzigen Situation bei. Die Autorin wirft nicht nur einen Blick auf Deutschland, sonder auch auf andere wichtige Forschungsstandorte wie etwa China oder Indien, so dass man sich ein umfassendes Bild von der Lage machen und vergleichen kann. Man wird schon ordentlich desillusioniert. Aber es besteht durchaus auch Hoffnung, wie die Autorin klar macht, wenn sich ändert, was sich nach ihrer Meinung ändern muss. Klar wird, dass der Patient nicht viel tun kann. Aber es hilft schon, sich der Forschung gegenüber offener zu zeigen und sich vor Augen zu führen, was machbar ist und was nicht. Die Autorin räumt auf mit überzogenen Vorstellungen hinsichtlich der Entwicklung unserer Medikamente.

Das Buch ist übersichtlich gestaltet. Die Nüchternheit, die das Cover ausstrahlt, ist durchaus passend. Mit im Buch ist ein Glossar. Die Recherchearbeit wird untermauert von einer Literaturliste. Wer Fakten nachprüfen will oder mehr über bestimmte Sachverhalte lesen möchte, wird hier fündig.

Fazit: Das Buch sollte jeder lesen. Denn wir alle sind Verbraucher von Medikamenten, ob es sich um den gelegentlichen Einsatz eines Kopfschmerzmittels handelt oder die Dauereinnahme bei einer chronischen Krankheit. Auf interessante Art und Weise wird gezeigt, welche Vorgänge nötig sind bis ein neues Medikament auf den Markt kommt.

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