Das Grab

01.06.2025 von Marcus Pohlmann

Das Grab

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ISBN: 978-3689500405

Format: Hardcover

Seiten: 72

Preis: 19,99

Erscheinungsdatum: 25.04.2025

Sprache: Deutsch

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Der Trend, dass Geschichten oder auch nur einzelne Elemente aus dem Lovecraftschen Nachlass in anderen Medien, sei es nun Brett-, Rollen– oder Computerspiele, Filme, Musik oder auch Graphic Novels aufgegriffen werden, hält seit Jahren beständig an. Trotz des relativ überschaubaren literarischen Schaffens des 1937 verstorbenen Schriftstellers ist sein nachhaltiger Einfluss und der des von ihm geschaffenen Cthulhu-Mythos kaum zu leugnen.
Im vorliegenden Fall haben sich D.D. Bastian und Nino Cammarata an die zeichnerische Umsetzung der relativ unbekannten Kurzeschichte Das Grab gemacht. Ursprünglich erschienen im italienischen Verlag Edizioni NPE kümmert sich der renommierte Splitter Verlag um Übersetzung und Vertrieb für den deutschsprachigen Markt.

Was steht drin?

Der 72seitige Hardcover-Band, im Format 20 x 28 cm, wird durch ein Vorwort des Zeichners und Autors Roberto Recchioni eingeleitet.

Die eigentliche Geschichte beginnt mit Jervas Dupley, einem Mann Mitte 20, der in einer Nervenheilanstalt sitzt und rückblickend seine Lebensgeschichte zu Papier bringt.
Schon in jungen Jahren beschreibt sich der Protagonist selbst als Träumer und Visionär, der sich lieber in den Büchern der heimischen Bibliothek vergräbt oder durch die angrenzenden Wälder streift. Hier, so zumindest in seiner Vorstellung, sieht er Dinge und lernt verborgene Geheimnisse kennen – ohne allerdings näher darauf einzugehen.

Auf einem seiner Streifzüge stößt er auf die halb zugewachsene Krypta der Familie Hyde, die vor gut 50 Jahren ausgestorben ist. Die dazugehörige Villa wurde durch einen Blitzeinschlag und das daraus resultierende Feuer fast vollständig zerstört, lediglich die Ruinen stehen noch.
Fasziniert von der Begräbnisstätte, versucht er mehr über die Geschichte der Hydes herauszubekommen und erfährt von Gerüchten exzessiver Ausschweifungen und finsterer Rituale. Allerdings scheitern die Versuche des jungen Jervas, in das Grab selbst hinabzusteigen.
In den folgenden Jahren vergräbt er sich immer tiefer in obskure Bücher und verbringt viel Zeit vor dem verschlossenen Eingang.

Nach einem Traum (oder einer Vision) findet er den Schlüssel, der den Zugang zur Familiengruft versperrt in einer Kiste auf dem Dachboden seines eigenen Elternhauses. Endlich kann er das Gewölbe erkunden und schläft fortan regelmäßig in einem unbenutzten Sarkophag, der mit dem Namensschild „Jervas“ gekennzeichnet ist.

Mit diesen nächtlichen Ausflügen ändert sich auch der Charakter des jungen Mannes. Schüchternheit und Zurückhaltung fallen völlig von ihm ab. Stattdessen gibt er sich nun redegewandt und jovial. Besorgt über das merklich veränderte Verhalten seines Sohnes, lässt der Vater diesen durch den Hausdiener Hiram beschatten. Dieser berichtet den Eltern jedoch nur, dass Jervas regelmäßig vor der Gruft im Gestrüpp schläft.
Während eines Gewitter schleicht sich der Protagonist erneut hinaus in die Nacht – diesmal jedoch zur Ruine der abgebrannten Villa. Unwissentlich wird er dabei von einer größeren Gruppe verfolgt, die Jervas‘ nächtlichem Treiben Einhalt gebieten wollen. Bei einer Konfrontation zwischen den Männern, legt ein einschlagender Blitz ein kleines Kästchen mit Notizen und einer Statue frei. Diese zeigt das Mitgleid der Hyde-Familie, das bei der früheren Katastrophe umgekommen ist und dem Protagonisten täuschend ähnlich sieht.

Im Epilog finden wir Jervas wieder in der Nervenheilanstalt, in die er nach den Ereignissen dieser Nacht eingewiesen wurde. Sein Vater erklärt ihm, dass er nie das Grab betreten hat, sondern immer nur davor schlief und das Schloss zum Eingang seit Jahrzehnten unberührt ist. Schließlich bahnt sich der treue Diener einen Weg durch das Gewölbe. Hier findet er tatsächlich den Sarkophag, den der junge Mann beschrieben hat. Am Ende kann Jervas seinen Vater davon überzeugen, dass er im Falle seines Ablebens ebendort bestattet wird.

Gehört das Buch ins Regal?

Im Original ist Das Grab eine (je nach Version) 10 bis 15 Seiten lange Kurzgeschichte in der nicht schrecklich viel geschieht. Wie so häufig bei Lovecraft erzählt der Protagonist die Geschehnisse in Form einer Nacherzählung oder Erinnerungsnotiz und verzichtet dabei völlig auf Dialoge. Die Autoren dieser Veröffentlichung folgen diesem Weg, reduzieren den Text noch weiter und lassen weitgehend die Bilder für sich sprechen. Nur hin und wieder greifen sie auf den (leicht geänderten) Originaltext zurück, wenn es für das Verständnis des Betrachters erforderlich ist.

Während es in der Kurzgeschichte dem Leser vorbehalten bleibt die Andeutungen über verborgene Geheimnisse und Ausschweifungen mit der eigenen Vorstellungskraft zu füllen, übernehmen hier Autor und Zeichner diese Aufgabe. Dabei verzichten sie auf explizite Darstellungen, sondern deuten viele Dinge nur an, was die ursprüngliche Stimmung beibehält. Besonders haben es mir hier kleine Details angetan, die auf den ersten Blick kaum auffallen, beispielsweise die Titel der Bücher in der Bibliothek oder die Nebenfiguren.

Auch Zeichen- und Erzählstil gefallen mir recht gut. Teilweise gleichen die Panels von Nino Cammarata Kameraeinstellungen mit Zoom, Schwenks oder Überblendungen. Dabei nutzt er meist gedeckte, sehr eingeschränkte Farbpaletten. Die Zeichnungen unterscheiden sich in Detailgrad und Art deutlich in den jeweiligen Zeitebenen. Die Texte wurden von D.D. Bastian auf ein Minimum reduziert und kommen nur zum Einsatz, wenn die zeichnerische Darstellung zu komplex oder nicht realisierbar ist. Häufig wurde daher ganz auf Text verzichtet und nur selten finden sich mehr als zwei, drei Sätze auf einer Seite.
Grade die Kombination aus aussagekräftigen Illustrationen und wenig Lesbarem sorgt für die durchaus gelungene Stimmung der Umsetzung dieser Geschichte. Dies gibt dem Leser die Möglichkeit, selbst Dinge in die Zeichnungen hineinzuinterpretieren und lässt ihn in die Gedankengänge des Protagonisten eintauchen.

Der Splitter Verlag stellt auf seiner Homepage eine kleine Leseprobe zur Verfügung. Außerdem gibt es hier bereits Ankündigungen von zwei weiteren Veröffentlichungen zu Lovecrafts Werk. Im Verlauf des Jahres  sollen: Die Katzen von Ulthar und Die Musik des Erich Zann folgen. Beim italienischen Verlag Edizioni NPE gibt es darüber hinaus einen Einblick in Dagon

Bei Das Grab ist es nicht so sehr die, zugegeben etwas dünne, Story, die den Reiz ausmacht, sondern die visuelle Umsetzung die für eine passende, düstere Atmosphäre sorgen.

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