Carter & Lovecraft: Das Erbe

12.01.2018 von Marcus Pohlmann

Carter & Lovecraft: Das Erbe

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ISBN: 978-3864258541

Format: Softcover

Seiten: 380

Preis: 18,00

Erscheinungsdatum: 16.04.2016

Sprache: Deutsch

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Nach dem sich Cross Cult durch ihre breit gefächerte Auswahl an Comics und Graphic Novels einen Ruf erarbeitet haben, ist es nur naheliegend, dass der Verlag seit einiger Zeit auch „richtige“ Romane veröffentlicht. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf Material zu Film- und Fernsehserien, aber gelegentlich sind auch eigenständige Werke dabei. Dazu lässt sich zweifellos Carter & Lovecraft: Das Erbe von Jonathan L. Howard zählen, der Elemente des Cthulhu-Mythos in die Gegenwart holt.

Der knapp 400 Seiten starke Roman beginnt mit den beiden New Yorker Polizisten Charlie Hammond und Daniel Carter, die einen Serienmörder zur Strecke bringen. Martin Suydam, von der Presse als „Der Kinderfänger“ bezeichnet, führt Experimente an seinen Opfern durch um deren Wahrnehmung zu steigern. In der anschließenden Konfrontation stirbt der Killer und Hammond begeht Selbstmord – nachdem ihm der sterbende Suydam etwas über seine Arbeit erzählt hat. Schon bald nach diesen Vorfällen quittiert Carter den Polizeidienst, um sich fortan als Privatdetektiv durchzuschlagen. Einige Monate darauf erbt er unter merkwürdigen Umständen – von einem unbekannten Verwandten – einen Buchladen in der verschlafenen Kleinstadt Providence. Emily Lovecraft, einzige Angestellte und letzte Verwandte des Autors H.P. Lovecraft, ist über den neuen Chef nicht wirklich erfreut. Auch ihr Freund, der Lokalpolitiker, Kenneth Rothwell, will den Störenfried so schnell wie möglich wieder loswerden.
Im zweiten Handlungsstrang entdeckt und nutzt der brillante Mathematiker William Colt etwas, das er die Verdrehung nennt. Er beeinflusst damit Wahrscheinlichkeiten um im Glücksspiel zu gewinnen, aber auch, um unliebsame Zeitgenossen, beispielsweise einen Professor seiner Universität zu töten. Ein mysteriöser Anruf verwickelt den Detektiv Carter in die, eigentlich unmöglichen, Morde und dieser beginnt auf eigene Faust zu ermitteln.
Entgegen seiner ursprünglichen Absicht behält Carter den Buchladen und freundet sich mit Emily an. Seine Ermittlungen in den Mordfällen ziehen immer weitere Kreise und führen ihn zu den Waites, die anscheinend schon immer in Providence ansässig waren. Die durchweg wunderschönen Frauen dieser inzestuösen Großfamilie üben auf Männer eine unerklärliche Faszination aus, während die männlichen Vertreter der Sippe etwas tumbe, mißgestaltete Zeitgenossen sind. Weitere Nachforschungen fördern Erkenntnisse über die Vorfahren von Lovecraft und Carter zu Tage, die sich bereits vor hundert Jahren mit einem ähnlichen Problem, eben jener „Verdrehung“, konfrontiert sahen. Derweil versucht der ebenso brilliante wie gewissenlose Mathematiker, Carter aus dem Weg zu räumen und Rothwell zu manipulieren.
Der Versuch der Protagonisten die Experimente von Bill Colt, die dieser in einem der Waite-Häuser abhält, zu verhindern scheitert kläglich. Auf der Flucht vor dem degenerierten Clan ziehen sich Lovecraft und Carter tief in die Tunnel zurück, die unter den Häusern verlaufen. Schon bald stellen sie fest, dass sich das Tunnelsystem auch in andere Dimensionen und Welten erstreckt und zu fantastischen Orten führt. Schließlich finden die beiden in der zentralen Kammer des Gangsystems die Verdrehung oder Falte, die an der ganzen Misere schuld ist. Und hier kommt es dann auch zur finalen Konfrontation mit Colt und den verbliebenen Mitgliedern des Waite-Clans.

Ich bin mir nicht ganz sicher, wie ich Carter & Lovecraft einordnen soll. Die Story ist größtenteils recht gut und spannend geschrieben, doch finde ich, dass der Autor sich nicht entscheiden konnte in welche Richtung es letztendlich gehen sollte. Trocken-sarkastische, witzige Einzeiler wechseln sich mit der blutigen, sehr anschaulichen Beschreibungen der Verbrechen ab, Horrorelemente stehen neben der klassischen Detektivgeschichte und schließlich blitzen dazwischen immer wieder Versatzstücke aus dem Cthulhu-Mythos hervor. Diese Mischung funktioniert über weite Teile auch recht gut und weiß den Leser zu fesseln. Allerdings gibt es für mich durchaus Kritikpunkte: So bleibt die Hintergrundgeschichte der Hauptcharaktere weitgehend im Dunkeln, der Mann in Hut und Mantel taucht lediglich auf, um den Plot weiterzubringen und das große Finale mutet doch arg konstruiert an. Ob diese Löcher mit dem (bisher nur in englischer Sprache veröffentlichten) zweiten Teil gestopft werden, wird sich dann hoffentlich zeigen.
Die Aufmachung des Bandes ist durchaus ansprechend. Das Cover, mit passendem Tentakelmotiv und partieller Lackierung bringt den Leser in Stimmung. Das Layout sorgt für einen angenehmen Lesefluss und die überschaubaren Kapitel unterteilen den Roman in überschaubare Häppchen.

Mit Carter & Lovecraft: Das Erbe bekommt der Leser einen durchaus unterhaltsamen cthuloiden Roman, der aber die eine oder andere Schwachstelle aufweist.

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