Basement Tales: Vol. 1 Bodensatz

22.03.2019 von Marcus Pohlmann

Basement Tales: Vol. 1 "Bodensatz"

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ISBN: 978-3947652013

Format: Softcover

Seiten: 52

Preis: 7,90

Erscheinungsdatum: 15.09.2018

Sprache: Deutsch

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Der junge Saarbrücker Verlag The Dandy is Dead umschreibt sein Programm etwas salopp mit Roadkill-Literatur. Ich bin mir nicht so ganz sicher, was ich darunter verstehen soll – bin aber durchaus gewillt, mir davon ein Bild zu machen. Mit seinen Basement Tales greift der Verlag die, etwas in Vergessenheit geratene, Tradition der Pulp-Magazine wieder auf. Im dreimonatlichen Rhythmus erscheinen die Hefte, zu denen jeweils vier Autoren ihre Texte beisteuern. Im Vol. 1 Bodensatz haben auf 52 Seiten sechs Geschichten ihren Platz gefunden.

Um was geht es?

Christian von Aster eröffnet die Sammlung von Kurzgeschichten mit Stanchloams Erbe. Darin macht sich ein Biologie-Student auf, das Vermächtnis eines schon lange verstorbenen Professors zu lüften. Angesiedelt um das Jahr 1900 findet der namenlose Ich-Erzähler tatsächlich in einem heruntergekommenen Viertel Manchesters die Forschungsergebnisse des Professors, der auf der Suche nach dem Geheimnis der Schöpfung war.

Im Mittelpunkt von Germaine Paulus Trizeps steht ein erfolgreicher, durchtrainierter und sehr von sich eingenommener Mann, der in den Fitness-Studios und Clubs auf der Jagd nach einer schnellen Nummer ist – zur Not auch mit Hilfe von KO-Tropfen. Dort trifft er auf eine Frau, die ihm in vielerlei Hinsicht in nichts nachsteht und ihre sehr eigenen Vorstellungen von einem gelungenen Date hat.

In Hilde Strunk und die Wichtel wird die Titelheldin von kleinen, stinkenden Kreaturen heimgesucht. Heike Schrapper erzählt die Geschichte einer älteren Dame, die plötzlich Wichtel wahrnehmen kann. Beim Kaffeekränzchen, im Heizungskeller, auf der Autobahn oder gar in der eigenen Küche – überall entdeckt sie die Plagegeister! Schließlich setzt sich Hilde zur Wehr und startet einen Ein-Frau-Feldzug.
Als Auftragskiller für einen Kredithai kann der Protagonist von Famous last words auf 15 sehr erfolgreiche, produktive Jahre zurückblicken. Während er über sein Leben, seine Arbeitsweise und seine erledigten Aufträge sinniert, werden ihm selbst die berühmten letzten Worte zu lesen gegeben.
Nach diesen vier Geschichten schließt sich die Vorstellung der beteiligten Autoren, Illustratoren und Verlagsmitarbeiter an, außerdem die obligatorischen Impressumsangaben.

Für den Abspann steuert Christian von Aster Ein seltsamer Anruf bei. Dabei wirft er einen kurzen, aber detaillierten Blick auf die Beziehung zwischen einem notorischen Gewalttäter und seinem besorgten Therapeuten. Schließlich liefert Germaine Paulus mit Dave’s Special den Abschluss dieser ersten Ausgabe. Hier ist dann auch endlich der Bezug zur eingangs erwähnten Roadkill-Literatur gegeben – im wahrsten Sinne des Wortes.

Gehört das Heft ins Regal?

Selbst für Kurzgeschichten sind einige der Storys in diesem Heft schon ziemlich kurz ausgefallen. Das dabei nicht viel Raum für Charakterentwicklung oder Plot bleibt, versteht sich von selbst. Die Texte beschränken sich auf eine, vielleicht auch zwei Personen, auch die Schauplätze sind übersichtlich. Dennoch gelingt es den Autoren kleine, schmutzige, böse, merkwürdige, aber eben auch unterhaltsame Geschichten abzuliefern. Ein gemeinsames Thema existiert dabei nicht, auch sind die verwendeten Stile genauso verschieden wie die Settings. Mir haben es vor allem die ersten drei Geschichten angetan: Christian von Aster steuert eine wirklich klassische Gruselstory bei, Germaine Paulus wirft einen sehr zynischen Blick auf den Lifestyle-Hype und die Wichtel von Heike Schrapper sind einfach schön schräg. Alles in allem liefert der Verlag hier ein sehr gelungenes Konzept für ein Pulp-Magazin ab, bei dem ich durchaus auf die Fortsetzungen gespannt bin. Der Verlag beschreibt die Basement Tales als „Eine Heftreihe. Für den sonderbaren Geschmack.“ – das trifft es eigentlich ziemlich gut.

Die Aufmachung des Heftes wirkt einfach, mit zweispaltigem Blocksatz auf nicht übermäßig hochwertigem Papier. Das Layout ist dabei gut lesbar und die Gestaltung professionell. Darüber hinaus werten die Illustrationen, die beiden doppelseitigen, ansprechenden Poster und das etwas versteckte, geprägte Verlagsmaskottchen die Optik des Heftes auf.
Einen Einblick in das Heft, die weitere Arbeit von The Dandy is Dead und einen passenden Soundtrack (!) zu den Kurzgeschichten gibt es auf der Homepage des Verlages.

Wer auf der Suche nach kurzen, abseitigen Geschichten ist, wird bei den Basement Tales: Vol. 1 Bodensatz sicherlich fündig werden.

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