Amanda von Waisland Band 1: Die Zwinge

02.07.2019 von Joanna Müller-Lenz

Amanda von Waisland Band 1 - Die Zwinge

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ISBN: 978-3939556695

Format: Softcover

Seiten: 440

Preis: 15,99

Erscheinungsdatum: 05.10.2018

Sprache: Deutsch

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Oft ist es eine Frage des Geschmacks, ob der Leser ein Buch mag oder nicht. Und über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten. Doch unabhängig von den persönlichen Vorlieben gibt es Techniken und Kniffe, an denen zu erkennen ist, ob der Schriftsteller sein Handwerk versteht. Ganz frei von Geschmack über Perspektive und Zeit gibt es Regeln und Empfehlungen, die für einen guten Lesefluss sorgen. Und mit dem Lesefluss hatte ich beim Angela Rose Burkarts Erstling Amanda von Waisland meine Probleme.

Die Heldenreise der Prinzessin Amanda von Waisland

Amanda von Waisland ist acht Jahre alt, als sie ansehen muss, wie ihr Vater und König stirbt. Ratibor, der einst Treue geschworen hatte, verriet das Land und ihren Herrscher. Als Geisel verschleppt der Verräter die junge Prinzessin in die Berge, wo sie fortan unter den sogenannten Wölfen – der Horde – leben soll. Nur ihr Lehrer Hajdan ist ihr noch geblieben, der als Mönch wenig Aufsehen erregt und sie weiter unterrichten darf.

Je weiter die Monate vergehen, desto mehr reift in Amanda der Plan ihr Land zurück zu erobern. Um das zu schaffen, muss ihr aber zunächst die Flucht gelingen. Alle anderen Geiseln sind Teil der Gemeinschaft und erhalten eine Kampfausbildung, nur Amanda wird anders behandelt, da sie zum einen ein Mädchen, zum anderen aber auch eine Königstochter ist. Sie kämpft über viele Monate hinweg in die Gruppe der Kämpfer aufgenommen zu werden und fängt sich jedes Mal, wenn sie die Frage nach der Aufnahme stellt, eine Tracht Prügel ein. Eines Tages jedoch wird ihr der Wunsch gewährt und sie kommt der Freiheit ein Schritt näher.

Ungewohnt oder Unlesbar?

Zugegeben, ich habe bei dieser Lektüre einen sehr großen Fehler gemacht. Ich habe mich hinreißen lassen ein Roman zu rezensieren, in den ich nicht vorher reingeschnuppert habe. Der Klappentext, der oft nicht ausreichend beschreibt, worum es geht, hat mich nicht genug abgeschreckt. Das Cover hingegen hat mir gut gefallen und im Internet fand ich sechs Kundenempfehlungen, allesamt mit Höchstwertung.

Doch beim Aufschlagen des Buches hat mich bereits die erste Seite auf den Boden der Tatsachen geholt. Die Geschichte beginnt damit, dass Amanda auf die grünen Wiesen ihrer Heimat blickt, sie hat es endlich geschafft, nach acht Jahren der Gefangenschaft konnte sie den grauen und kalten Bergen entkommen. Sie erinnert sich. Und die Geschichte springt an den Punkt ihrer Entführung. An dieser Stelle erwarte ich als Leser, dass die Geschichte in der Vergangenheitsform erzählt wird, die Protagonistin will mir ja ihre Geschichte erzählen, ihre vergangenen Jahre. Die Autorin schreibt aber im Präsenz und dazu auch noch in der dritten Person.

Nach einigen Seiten ist es möglich sich an die Erzählzeit zu gewöhnen, doch über viele andere Punkte konnte ich nicht hinwegsehen. Interpunktion wird im Fließtext nicht nur umgangssprachlich, sondern auch grammatikalisch falsch eingesetzt. Es gibt zahlreiche Wortwiederholungen, ständig werden die gleichen Situationen immer und immer wieder beschrieben. Auf Seite 16 im ersten Absatz heißt es beispielsweise:

„[…] raubend, mordend, brennend, immer auf der Suche nach Kindern, Jungen vor allem, die sie brauchen, um ihre Reihen zu füllen. Sie rauben die Jungen und nehmen alles mit, was sie tragen können, alles andere übergeben sie den Flammen. Und ehe ein Heer sie stellen kann, sind sie verschwunden, zurück in ihre Berge, die uneinnehmbar um diese kleine Burg stehen. […] Hilfe gibt es keine. Kein Heer kann sie stellen. […] Und niemand kann diese Burg einnehmen:“

Nicht nur der Feinschliff fehlt

Kurz nachdem ich mit dem Lesen begann, erschien dann die erste negative Kritik im Netz. Ein Kunde beklagte sich darüber, dass der Roman zwar stark beginnt, aber mit der Zeit nachlässt. Vor allem entstand das Gefühl, dass mehrere Personen an diesem Roman geschrieben hätten. Wer einen Blick in die Autorenbeschreibung im Buch wirft, erhält auch direkt eine Erklärung. Das Gefühl trügt nicht, denn Frau Burkart hat in ihrer früher Jugend mit dem Schreiben begonnen und hat sich entschlossen die Geschichte von Amanda von Waisland jetzt zu beenden. Die vielen Jahren Pause könnten eine Erklärung dafür sein, warum das Buch nicht wie aus einer Feder wirkt.

Nach mehreren Anläufen habe ich es geschafft nur bis ca. Seite 80 zu kommen. Ich habe schließlich aufgegeben. Ich werde einfach mit dem Schreibstil der Autorin nicht warm. Zudem fehlt für meinen Geschmack ein umfangreiches Lektorat, welches laut Autorin zwar vorhanden war, aber meinen Ansprüchen einfach nicht genügt. Für Amanda selbst tut es mir leid, ich hätte ihre Geschichte gerne bis zum Ende verfolgt, aber wenn das Lesen beginnt zur Qual zu werden, ziehe ich vorsichtshalber die Reißleine. Ich muss auch zugeben, dass ich die vielen positiven Bewertungen nicht verstehen kann. Selbst wer mit dem Schreibstil zurechtkommt, dürfte erkennen, dass es einige Schwachstellen gibt, welche die volle Punktzahl einfach nicht verdienen. Bei der gegebenen Kritik finde ich sogar die negativen Rezensionen sehr gutmütig.

Ich kann Amanda von Waisland leider gar nicht empfehlen. Wer sich trotzdem an die Lektüre heranwagen will, dem rate ich dringend dazu sich zunächst die Leseprobe zu Gemüte zu führen, diese gibt einen sehr genauen Einblick in den Stil. Wem die wenigen Seiten auf Amazon nicht reichen, Google Books erlaubt einen tieferen Einblick. Ansonsten gibt es da draußen viele wirklich gute Fantasy-Romane, in die sich eine Investition von 16€ definitiv mehr lohnt.

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