Irmgard Kramer – 17 Erkenntnisse über Leander Blum

30.04.2018 von Joanna Müller-Lenz

Cover: 17 Erkenntnisse über Leander Blum © Loewe Verlag

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ISBN: 978-3785589113

Format: Hardcover

Seiten: 352

Preis: 17,95

Erscheinungsdatum: 12.02.2018

Sprache: Deutsch

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Normalerweise bevorzuge ich, nicht nur bei den Jugendbüchern, phantastische Literatur. Das Cover von Irmgard Kramers 17 Erkenntnisse über Leander Blum aus dem Loewe Verlag sprach mich aber sofort an. Da ich auch interessiert an Kunst und Kultur bin und Streetart mag, konnte ich an diesem Titel nicht vorbei gehen.

Jonas und Leander sind beste Freunde, vom Tag ihrer Geburt an. Sie machen alles zusammen, sich unzertrennlich wie Brüder und zeichnen in jeder freien Minute. Unter dem Pseudonym BLUX findet man ihre Werke überall in der Stadt. Sie gelten als die besten Streetartkünstler und Sprayer Wiens. Doch ausgerechnet Leanders Vater, der Polizist ist, ist auf der Jagd nach ihnen. Zum Glück halten sie sich bedeckt, selbst in der Schule mimen sie die künstlerisch unbegabten. Immer auf der Suche nach der perfekten Leinwand lassen sie sich durch die Stadt treiben.

Drei Wochen nach dem Beginn des neuen Schuljahres kann Lila ihren Augen nicht trauen, als sie den Klassenraum betrifft. Der einzige freie Platz ist der neben Leander Blum. Er ist neu in ihrer Klasse und ein sehr verschlossener Typ. Ganz egal was sie versucht, sie kommt nicht an ihn heran. Er ist wie ein Geist, der auch noch die meiste Zeit des Unterrichts verschläft. Doch alles ändert sich, als der Schulausflug in die Berge ansteht.

Kapitelwechsel mit Zeitsprüngen

Die Geschichte um Leander Blum wird aus zwei Blickwinkeln erzählt. Es gibt die Ich-Erzählung Leanders, die in der Vergangenheit spielt. Neben ihm übernimmt Jonas eine tragende Rolle. Alles dreht sich ums Zeichnen, Malen und um das Mädchen Rapunzel, in das Leander verliebt ist. Zwischen den Kapiteln gibt es Abschnitte, die als Erkenntnisse tituliert werden und mit einem griechischen Buchstaben beginnen. Das sind die eigentlichen 17 Erkenntnisse, über die Lila berichtet. Lilas Schilderungen spielen in der Gegenwart. Es dauert allerdings einige Kapitel, bis deutlich wird, dass zwei verschiedene Zeitschienen den Erzählstrang bilden. Leanders Name fällt zunächst nur in der Gegenwart, in der Vergangenheit ist anfangs nur von „ich“ die Rede.

Ich muss gestehen, ich habe richtig große Schwierigkeiten gehabt in das Buch reinzukommen. Schmierereien an Zugwaggons stoßen mich ab und sind Zerstörung fremden Eigentums. Und ausgerechnet mit so einer Szene beginnt das erste Kapitel, weshalb mir Jonas und Leander sofort unsympathisch waren. Zum Glück ändert sich das alles schon im nächsten Kapitel und wird auch in dieser Form nicht noch einmal angesprochen. Im Gegenteil, bis auf die Suche nach dem geeigneten Ort für das „Masterpiece“ geben sich die beiden Künstler sogar Mühe möglichst legal ihrer Leidenschaft nachzugehen. Und auch wenn deutlich wird, dass es viele ihrer Werke gibt, die von der Polizei beobachtet werden, gelten sie doch als die talentiertesten Künstler der Stadt. Dies zeigt sich auch in den Kapitelüberschriften, die den Namen eines Gemäldes tragen. Dazu gehören auch die Angaben über die Art des Bildes, beispielsweise „Öl auf Leinwand“ und einem Zitat eines renommierten Kunstkritikers.

Was gute Recherchearbeit ausmacht

Schnell wird deutlich, dass zwischen den beiden Erzählsträngen etwas passiert sein muss, denn Lila spielt in der Vergangenheit keine Rolle, in der Gegenwart hingegen gibt es keinen Jonas. Je weiter die Geschichte erzählt wird, desto näher kommt der Leser an des Rätsels Lösung und das große Finale. Dieser Aufbau hält die Spannung aufrecht und führte bei mir dazu, dass ich am Ende das Buch nicht aus der Hand legen konnte. Auch wenn die Kunst ein großer Bestandteil in Leanders Leben ist, geht es bei „17 Erkenntnisse über Leander Blum“ um eine andere Geschichte, voller Gefühl und Dramatik.

Besonders zu erwähnen ist Irmgard Kramers Fähigkeit sich in die Denkweise von Jugendlichen einzufühlen. Die Protagonisten sind allesamt junge Erwachsene im Alter zwischen 16 und 20 Jahren, die noch nicht genau wissen, wie ihr Leben in Zukunft aussehen soll, die sich mit dem Alltag der Schule rumplagen, versuchen ihren eigenen Weg zu finden und dabei auch noch mit Gefühlen und Liebe zu kämpfen haben. Das alles finden wir hier in einem 350 Seiten dicken Jugendbuch.

Hinzu kommt noch das enorme Wissen, dass die Autorin über die Sprayerszene hat. Nicht nur, dass sie mit Begriffen um sich wirft, von denen Menschen außerhalb der Szene noch nie etwas gehört haben, auch die Namen der Farben kann sie aufzählen wie ein Produktkatalog. Zu verdanken hat sie das dem Künstler Peks, den sie in Wien begleiten durfte und der ihr exklusive Einblicke in sein Schaffen erlaubt hat.

Alles in Allem empfinde ich „17 Erkenntnisse über Leander Blum“ als absolut lesenswert. Wer wie ich Startschwierigkeiten hat, dem kann ich nur nahelegen durchzuhalten, nach 10 Seiten wird es besser, versprochen! Bis auf wenige Passagen gibt es an diesem Buch nichts auszusetzen, außer vielleicht, dass ich gerne ein Bildband mit Leanders Kunstwerken sehen würde.

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