Warhammer Quest

25.06.2013 von Marcus Pohlmann

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Erscheinungsdatum: 01.06.2013

Sprache: Deutsch

Nicht ganz neu ist die Idee zu Warhammer Quest, veröffentlichte die britische Tabletop-Schmiede Games Workshop das gleichnamige Brettspiel doch schon 1995. Knapp 18 Jahre später, im Zuge der verstärkten Nutzung der Warhammer-Lizenzen bringt nun Rodeo Games die digitale Version dieses klassischen Dungeon-Crawlers für das iPad heraus und schickt einen Spieler auf Erkundungstour durch die Verliese der Alten Welt, der Spielwelt des dazugehörigen Tabletop-Settings.

Das rundenbasierte Spiel wirft den Spieler ohne großartige Einleitungen direkt ins Geschehen, nach Siegfriedshof, einer kleinen Ortschaft in der imperialen Provinz Stirland. Dort bekommt er die erste Aufgabe, die in ein kleines Verlies außerhalb der Stadt führt. Doch bevor der Spieler die sichere Stadt verlässt, sollte er sich noch mit seinen vier anfänglichen Charakteren, ihren Fähigkeiten und Ausrüstungsgegenständen vertraut machen. Diese Charaktere kommen so oder so ähnlich auch in jedem anderen Dungeon-Brett- oder Computerspiel vor: Der Barbar ist ein großartiger Nahkämpfer, der auch den Fernkampf einigermaßen beherrscht, aber im Berserkerrausch gelegentlich seine Mitstreiter verletzt, die elfische Waldläuferin kann gut mit dem Bogen umgehen, auf Tuchfüllung mit den Gegnern zieht sie jedoch meist den Kürzeren, der Magier verfügt über ein ordentliches Arsenal an Offensiv- und Defensiv-Zauber, fällt aber schnell auch einfachsten Monstern zum Opfer und schließlich gibt es noch den Zwergen-Krieger, der vor allem durch seine Nehmer-Qualitäten herausragt und auch ordentliche Schläge austeilen kann.
In der Stadt gibt es noch verschiedene Optionen, beispielsweise seine Figuren auf dem Markt mit besseren Waffen ausrüsten, im Tempel um göttlichen Segen bitten, neue Charaktere zu rekrutieren oder, vorausgesetzt die Figur verfügt über genug Erfahrung, die Attribute und Fähigkeiten trainieren, bis zur maximalen Stufe 6. Ist die kleine Gruppe wackerer Helden derart präpariert, so führt der vorgegebene Reiseweg zum jeweiligen Gewölbe. Dort angekommen sieht der Spieler seine Charaktere in der klassischen Vogelperspektive. Die Questen laufen dabei alle gleich ab: Jeder Charakter kann sich in während seiner Runde bewegen, Gegenstände und Fähigkeiten nutzen oder eben auch Monster attackieren. So wandern die Helden von Raum zu Raum, bekämpfen die Bewohner und erreichen schließlich den Zielraum, wo der Endgegner des Dungeons nebst Gefolge auf sie wartet. Für jeden gewonnenen Kampf gibt es als Belohnung Gold, Erfahrungspunkte und nützliche Gegenstände, die das Überleben in weiteren Dungeons erheblich erleichtern. Nur selten hat der Spieler dabei die Möglichkeit von diesem vorgegebenen Weg abzuweichen und Entscheidungen zwischen zwei möglichen Vorgehensweisen zu treffen, beispielsweise die geraubte Wagenladung ihrem rechtmäßigen Besitzer zurückzugeben oder selbst mit größerem Profit zu verkaufen. Allerdings haben diese Entscheidungen nur einen geringen Einfluss auf das weitere Spielgeschehen. Aufgelockert wird die Monsterhatz durch zufällige Begegnungen auf der Straße, in den Siedlungen und auch in den Dungeons selbst. Mal bittet ein Halbling-Chefkoch zur Verkostung seiner neuesten Kreation, ein anderes Mal wird ein Dorf von einer Seuche heimgesucht oder ein Taschendieb bringt die Charaktere um die Früchte ihrer Mühen.
Das Grundspiel umfasst dabei die vier genannten Charaktere und die imperiale Provinz Stirland, mit sieben Städten oder Ortschaften und neun festgelegten Questen, die sich zu einer kleinen Geschichte und schließlich einem zehnten Abenteuer aneinanderreihen. Daneben gibt es für jede Siedlung drei weitere Dungeons, die immer zufällig generiert werden und an deren Ende jeweils besondere Gegenstände als Belohnung stehen. Wie auch beim Brettspiel-Vorbild müssen sich die Helden bei Warhammer Quest in den Verliesen mit Spinnen, Ratten, Fledermäuse, Goblins, Orks und mächtigen Trollen herumschlagen, die sich noch einmal in verschiedene Stärkegrade unterteilen. Wem dies auf Dauer zu langweilig ist, der kann, wie mittlerweile bei vielen Spielen und Apps üblich, hier weitere Inhalte hinzugekaufen. Bisher kann sich der Spieler drei weitere Charaktere und eine zusätzliche Provinz mit neuen Questen und Gegnern kaufen, sowie Gold, um die Ausrüstung der eigenen Figuren zu verbessern.

Grafik und Sound geben keinen Anlass zur Kritik. Die Figuren sind schön animiert, verändern bei wechselnder Ausrüstung ihr Aussehen und die magischen Effekte sind stimmig, aber nicht übertrieben dargestellt. Auch bei der Gestaltung der Dungeons sind die Programmierer sorgfältig vorgegangen und haben wert auf Details gelegt, auch wenn sich die einzelnen Räume nach einer gewissen Zeit natürlich wiederholen. Musik und Soundeffekte sind wirklich gut gelungen und stören selbst bei längerer Spieldauer nicht. Der Schwierigkeitsgrad des Spiels lässt sich in drei Stufen einstellen, wobei der einfachste Grad kaum Herausforderungen bietet, da die Charaktere nicht getötet werden können und extrem schnell Erfahrung gewinnen. Die schwerste Einstellung dagegen macht sogar die ersten Räume eines Dungeons schon zur Todesfalle, vom Endgegner ganz zu schweigen. Die mittlere Schwierigkeit bietet zwar eine ordentliche Herausforderung für den Spieler, wirkt aber nie unfair.
Das Gameplay präsentiert sich nicht wirklich abwechslungsreich, reizt aber mit einer Spieldauer zwischen 15 und 45 Minuten pro Dungeon immer wieder zu einer Partie. Zudem macht es doch Spaß seinen Charakteren dabei zuzuschauen, wie sie langsam an Erfahrung gewinnen und sich mit spektakulären Waffen ausrüsten.
Nicht so schön ist dagegen die deutsche Übersetzung, die teils schludrig, teils schlicht katastrophal ausgefallen ist und die offensichtlich von jemandem bearbeitet wurde, der sich scheinbar weder mit der Materie des Spiels noch mit dem Warhammer-Hintergrund auseinandergesetzt hat. Glücklicherweise lässt die App den Spieler seine bevorzugte Sprache wählen und die englische Version bietet wesentlich weniger Grund zur Kritik.
Auch die Preise für die Erweiterung sind moderat und interessanterweise folgt die App dabei weitgehend dem Konzept des Brettspiels, bei dem der Spieler seinerzeit auch schon einzelne Charaktere und Dungeons hinzukaufen konnte.

Rodeo Games legen mit Warhammer Quest eine gelungene, stimmige Adaption des gleichnamigen Brettspiels vor, der eigentlich nur noch eine Mehrspieler-Option fehlt.

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