Mittelalter – Die dunklen Jahre

08.08.2010 von Marcus Pohlmann

Cthulhu Mittelalter - Die dunklen Jahre

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Erscheinungsdatum: 01.01.2009

Sprache: Deutsch

Die Idee dem Cthulhu-Mythos in längst vergangenen Zeiten, genauer gesagt im finsteren Mittelalter, zu Leibe zu rücken ist nicht neu. So erschien schon 2002 mit Cthulhu 1000 A.D. ein Sonderband der sich diesem Thema widmete. Diese Grundlage wurde nun von „Pegasus Press“ wieder aufgegriffen und gehörig ausgebaut, so dass mit Mittelalter – Die dunklen Jahre ein ausgesprochen umfangreicher Quellenband für das beliebte Rollenspielsystem vorliegt.

Beschränkte sich der Vorgänger-Band hauptsächlich auf die Zeit um das Jahr 1000 herum, so ist der vorliegenden, über 300 Seiten starke, Quellenband breiter aufgefächert. Jeweils ein Kapitel beschäftigt sich mit dem Frühmittelalter, dem Hochmittelalter und dem Spätmittelalter, so dass insgesamt die Zeit von 600 bis 1600 n. C. abgedeckt wird. Die Kapitel sind alle gleich aufgebaut und bieten Informationen über die jeweils amtierenden Päpste, bedeutende Reiche und deren Beziehungen untereinander, mit dem Schwerpunkt auf Europa und dem Nahen Osten und wichtige geschichtliche Ereignisse, welche die jeweilige Epoche charakterisieren und prägen. Die nächsten drei Kapitel beschäftigen sich mit dem weltlichen, spirituellen und okkulten Leben im Mittelalter. „Unter dem weltlichen Okular“ bietet einen Einblick in die alltäglichen Dinge des Lebens, die mittelalterliche Gesellschaft, das Rechtssystem oder auch die Medizin. Zudem werden zwei beispielhafte Städte, Köln und Hamburg, vorgestellt um den Spielern auch einen Ausgangspunkt zu geben. Einen zentralen Punkt im mittelalterlichen Leben nimmt die Kirche ein, die „Unter dem geistlichen Okular“ genauer betrachtet wird. Neben einem allgemeinen Überblick wird besonderer Wert auf die verschiedenen kirchlichen Orden gelegt und auch dem Vatikan gebührt einige Aufmerksamkeit, natürlich darf in diesem Zusammenhang die Inquisition nicht fehlen. Wirklich mit dem Cthulhu-Mythos beschäftigt sich schließlich „Unter dem nicht-euklidischen Okular“. Hier werden die Geheimnisse der Alchemie, verschiedene heidnische oder ketzerische Kulte und einige Orte mit Bezug zum Mythos vorgestellt, auch so illustre Persönlichkeiten wie Abdul Alhazred oder Olaus Wormius haben hier ihren Platz. War der Band bis dahin eher von Hintergrundinformationen geprägt so widmet sich das nächste Kapitel intensiv der Charaktererschaffung. Den Spielern werden hier alle Mittel und Informationen an die Hand gegeben, um einen stimmigen Charakter auf Erkundung zu schicken.
Den Abschluss des Bandes bilden zwei Abenteuer, welche den Spielern einen recht ordentlichen Einstieg in die mittelalterliche Welt geben. „Die Diener der Schlange“ entführt die Spieler ins unwirtliche Island um das Jahr 1000 auf der Spur eines vorgeblich christlichen Kultes und lässt sie mit entarteten Angehörigen des Schlangenvolkes aneinander geraten. Das zweite Abenteuer „Kinder der Dunkelheit“ ist im Elsass angesiedelt bietet einen tiefen Einblick ins mittelalterliche und höfische Burgleben während die Spieler mit einigen Ghoulen fertig werden müssen, die eben diese Burg unterwandert haben.

Die Aufmachung lässt, wie auch die anderen Publikationen aus der Cthulhu-Reihe, keinerlei Wünsche offen. Ein mächtiger Hardcover-Band mit Lesebändchen, größtenteils stimmige Illustrationen und Abbildungen von Kupferstichen und Gemälden sowie umfangreiches Kartenmaterial tragen zum positiven Gesamteindruck bei. Auch inhaltlich wird dem Leser viel geboten: Die Kapitel sind klar strukturiert und die Anordnung macht es recht einfach gezielte Informationen über die verschiedenen Aspekte mittelalterlichen Lebens zu finden. Ob die doch rechtbreit ausgefallene Streuung des Materials über rund 1000 Jahre Zeitgeschichte nicht ein wenig zu viel des Guten ist und dem Band eine Konzentration auf eine kürzere Epoche zu Gute gekommen wäre muss jeder Leser für sich selbst entscheiden, drängt sich in weiten Teilen doch eher der Eindruck auf in einem Geschichtsbuch anstatt in einem Quellenband zum Cthulhu-Mythos zu lesen. Grade bei den Inhalten die sich nicht in konventionellen historischen Büchern finden, besonders über die eindeutig okkulten Hintergründe, so wie die Alchemie oder die Kulte, hätte ich mir mehr als die hier gebotene, recht oberflächliche, Betrachtung gewünscht. Von diesem kleinen Manko abgesehen bekommt der Spielleiter, und natürlich auch der interessierte Spieler, alles an die Hand, was er braucht um bei der Bekämpfung des Mythos neue Wege zu gehen und seinen Spielern ein etwas anderes Spielerlebnis fernab der Annehmlichkeiten des modernen Lebens zu bieten. In Anbetracht dessen, das Rollenspiele mit mittelalterlichem Hintergrund eher rar sind und sich der Regelteil in überschaubarem Rahmen hält, ist Mittelalter – Die dunklen Jahre aber auch für die Spielleiter anderer Systeme nicht uninteressant.
Die beiden Abenteuer sind nicht sonderlich komplex, bieten aber einen guten Einstieg in die mittelalterliche Monsterhatz und sorgen gleichzeitig für einen detaillierten Einblick in zwei völlig unterschiedliche Aspekte der damaligen Zeit. Während sich „Die Diener der Schlange“ eher gradlinig präsentiert und mit seinen vorgefertigten Charakteren problemlos leiten lässt muss der Spielleiter bei „Kinder der Dunkelheit“ schon etwas mehr Sorgfalt darauf verwenden, die passende Stimmung aufzubauen und seinen Spielern nicht zu viele Steine in den Weg zu legen. Beides sicherlich keine herausragenden Abenteuer doch gute, solide Spielekost.

Wer dem Mythos statt mit Schrotflinten und Molotow-Cocktails lieber mit Schwert und Griechischem Feuer zu Leibe rücken will findet in diesem Band das passende Handwerkszeug.

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