Lovecrafter Nr. 2

02.01.2018 von Marcus Pohlmann

Lovecrafter Nr. 2

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Erscheinungsdatum: 26.10.2017

Sprache: Deutsch

Vor kurzem landete die zweite Ausgabe des Lovecrafter, dem Vereinsmagazin der Deutschen Lovecraft Gesellschaft e.V. auf meinem Schreibtisch. Wie bereits der Vorgänger, so widmet sich auch dieses Heft auf 80 Seiten verschiedenen Themen, die manchmal mehr, manchmal weniger direkt mit dem Autor H. P. Lovecraft und dem von ihm geschaffenen Cthulhu-Mythos in Zusammenhang stehen.

Zur Einleitung bekommt der Leser das Vorwort des Chefredakteurs und die Vereinsseite. Auf dieser stellt die Gesellschaft einige ihrer Aktivitäten vor, beispielsweise die Convention anRUFung oder das Rollenspielsystem FHTAGN. Daran schließt sich ein Interview mit zwei der kreativen Köpfe (FuFu Frauenwahl & Marc Meiburg) hinter dem cthuloiden Comic Echo des Wahnsinns an – die dazugehörige Rezension findet der interessierte Leser HIER.
Der thematische Schwerpunkt der Ausgabe liegt jedoch auf Robert W. Chambers. Zu Lebzeiten ein gefeierter Autor von Mainstream-Romanen, hat er aber unter anderem auch den König in Gelb erschaffen. Biografische Informationen und ein kurzer Überblick über sein literarisches Schaffen leiten diesen Teil des Heftes ein. Ein besonderes Augenmerk liegt jedoch auf dem Einfluss, den Chambers auf das Schaffen von H.P. Lovecraft hatte. Einen Brückenschlag zur aktuellen Krimi-Serie True Detective liefert der Artikel „Träumen in geschlossenen Räumen“. Hier nimmt Autor Nils Gampert nicht nur den gesellschaftlichen Kontext des König in Gelb genauer ins Visier sondern geht auch auf die erste Staffel der Serie ein, die Teile dieses Hintergrundes für sich nutzt. Passend dazu führt das erste Rollenspiel-Szenario des Heftes den Leser in die 1990er. Die Charaktere kommen in „Louisiana in Gelb“ auf die Spur eines obskuren Kultes, der das öffentliche Leben einer Kleinstadt unterwandert. Während der Ermittlungen in einem Mordfall müssen sie feststellen, dass der Kult sehr viel tiefer verwurzelt ist, als es ursprünglich den Anschein hat. Mit „Hannover in den 1920ern“ von Ingmar Vogelsang gibt es noch mehr Material für Rollenspieler, diesmal im klassischen Setting. Den Anfang macht ein Überblick über die historische und aktuelle Entwicklung der Stadt. Die verschiedenen Stadtbezirke werden ebenso vorgestellt wie Reise- und Unterkunftsmöglichkeiten. Wichtige Orte und Freizeitmöglichkeiten finden sich in dem Artikel zusammen mit einigen bekannten Persönlichkeiten. Immer wieder beziehen sich Einschübe auf den Cthulhu-Mythos und geben dem Spielleiter Anregungen, wie dieser einzubauen ist. Daran schließt sich das kurze Szenario „Leibniz‘ Vermächtnis“ an, dass die Investigatoren auf eine Art Schatzsuche zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt führt. Eine Systemvorstellung beschäftigt sich mit den vier Rollenspielbänden The End Of The World. Neben Außerirdischen, Zombies und Maschinen machen sich in diesem System auch alte Gottheiten daran, die Spielercharaktere und die gesamte Menschheit zu vernichten. „Ein großes Erbe des Mythos“ versucht dem Leser einen Überblick der Brett-, Karten- und Würfelspiele mit cthuloidem Bezug zu geben und stellt eine ganze Reihe dieser Spiele kurz vor. Den Abschluss dieser zweiten Ausgabe des Lovecrafter bildet ein Interview mit Detlef Klewer. Dieser hat vor kurzem für einen cthuloiden Comic Texte und Zeichnungen beigesteuert.

Die Macher hinter dem Magazin liefern diesmal eine recht ausgewogene Mischung an Themen ab. Für mich als Brett- und Rollenspieler steht natürlich dieser Teil der Artikel im Vordergrund. Die Auflistung der cthuloiden Brettspiele bietet dabei eine solide Orientierung im mittlerweile unüberschaubaren Gewimmel der Veröffentlichungen; auch ein Blick auf andere Rollenspielsysteme erweitert den eigenen Horizont. Die beiden Abenteuer, wobei es sich bei „Leibniz‘ Vermächtnis“ eher um eine ausgearbeitete Idee handelt, können vom Spielleiter recht gut angepasst, erweitert und auf die Bedürfnisse der Spielrunde zugeschnitten werden. Der Artikel über Hannover liefert dagegen alles, was für einen Besuch in der Stadt notwendig ist. Aber auch der literarisch interessierte Leser bekommt etwas geboten. R.W. Chambers kannte ich bisher nur dem Namen nach und durch seine wenigen Geschichten, die im Cthulhu-Kontext gesehen werden. Die Autoren liefern hier tiefer gehendes Material über diesen nahezu vergessenen Schriftsteller, sein Werk und seinen Einfluss. Die Interviews stellen einige Leute vor, die auf die eine oder andere Art in cthuloide Projekte involviert sind. Ich persönlich finde es immer recht interressant einen Blick hinter die Kulissen verschiedener Veröffentlichungen zu werfen, daher gefällt mir auch dieser Teil des Magazin recht gut. Da ich ursprünglich aus der Druckbranche komme, waren besonders die Erklärungen zur Produktion des Comics von Marc Meiburg für mich besonders lesenswert.
Passend zur Thematik ist das Magazin weitgehend in einem kränklichen Gelb gehalten, nur hin und wieder kommen andere Farben zum Einsatz. Das Layout ist sehr aufgeräumt, gut lesbar und wird häufig durch Fotos und Illustrationen aufgelockert. Einziger (und wirklich nur minimaler) Kritikpunkt ist für mich die Heftung; bei einem Magazin dieses Umfangs wäre eine Klebebindung durchaus gerechtfertigt.

Mit der zweiten Ausgabe des Vereinsmagazins Lovecrafter findet die Redaktion das richtige Balance und bietet dem Leser eine ausgewogene Mischung verschiedenster Themen rund um H.P. Lovecraft.

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