Jugula

22.09.2014 von Marcus Pohlmann

Jugula

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Verlag / Publisher: ,

Genre: ,

Spieleranzahl: 2 bis 4 Spieler

Erscheinungsdatum: 01.04.2014

Sprache: Englisch

Alex Buchel dürfte dem einen oder anderen Leser vielleicht als Autor des historischen Skirmish-Tabletops SAGA bekannt sein, dass sich durchaus einiger Beliebtheit in Spielerkreisen erfreut. Nun hat er, über das Studio Tomahawk und in Zusammenarbeit mit dem bewährten Team von Gripping Beast, mit Jugula ein weiteres historisches Miniaturenspiel veröffentlicht. Bis zu vier Spieler können dabei ihre kleinen Teams von Gladiatoren in die römischen Arenen der Antike schicken und dort um Geld, Ruhm und die Gunst des Publikums wetteifern.

Der Softcover-Band im DIN A4-Format ist mit 66 Seiten relativ schmal ausgefallen und beschränkt sich daher bei der Einleitung nur auf die wichtigsten Informationen und der Klärung der Begrifflichkeiten. Viele Bezeichnungen im Spiel sind der lateinischen Sprache entliehen, so steht beispielsweise Ludus für die Gladiatorenschule, Armaturae beschreibt den bestimmten Typus eines Kämpfers und mit Familia ist das vierköpfige Gladiatorenteam eines Spielers gemeint. Insgesamt stehen den Spielern zwölf verschiedene Armaturae zur Verfügung aus denen sie sich ihr Team zusammenstellen können. Die Figuren werden grob in agile Kämpfer, schnell und kaum gepanzert, wie beispielsweise der Retiarius mit Speer und Netz und tödliche Gladiatoren unterteilt. Diese sind eher träge, dafür aber gut gerüstet, ein klassisches Beispiel hierfür wäre der Murmillo. Neben einem Bewegungswert verfügt jede Figur über Angriffs- und Verteidungswerte sowie eine besondere Eigenschaft.
Im Anschluss widmet sich das Regelwerk dem eigentlichen Kernstück des Spielsystems, den Jugula-Karten, die allerdings separat erworben werden müssen. Diese Karten, die der Spieler entweder von der Hand oder von seinem Nachziehstapel spielt, übernehmen gleich mehrere Rollen im Spielverlauf: Wenn ein Spieler an der Reihe ist, spielt er eine Karte aus und kann sich entscheiden einen der aufgedruckten Effekte zu nutzen. So bestimmen sie wie viele Gladiatoren bewegt werden können oder erhöhen den „Vox Populi“-Wert, der ein Maß für die Gunst des Publikums darstellt. Außerdem legen diese Karten die Anzahl der Attacken fest, lösen bestimmte Spieleffekte aus oder ersetzen einen Würfelwurf. Schließlich ermöglichen sie es dem Spieler auch noch Prima Jugula-Karten mit besseren Werten zu kaufen und in das bestehende Kartendeck einzubinden. Der ausgewählte Aspekt einer Karte wird komplett abgehandelt, danach ist der Mitspieler an der Reihe.
Gespielt wird auf einem, in quadratische Felder unterteilten, Spielplan, der dem Regelwerk beiliegt. Entscheidet sich der Spieler beispielsweise dafür die Bewegungsaktion der Jugula-Karte zu nutzen, so kann er nun die Anzahl der auf der Karte angegebenen Gladiatoren bewegen, wobei jede Figur eine festgelegte Anzahl an Feldern hat die sie sich bewegen kann. Kommt es zum Kampf, wird das Würfelsymbol der Karte genutzt, außerdem kommen noch zahlreiche Modifikatoren zum Einsatz. So spielt es eine große Rolle, welche Fähigkeiten ein Gladiator hat, ob er auf bestimmte Gegner spezialisiert ist und natürlich auch, ob ihm das Publikum in der Arena gewogen ist. Abhängig von der Differenz der Kampfwerte von Angreifer und Verteidiger ergibt sich daraus ob ein Kämpfer verwundet wird oder gar zu Boden geht.
Gespielt wird so lange, bis ein Spieler entweder nur noch zwei Gladiatoren im Spiel hat oder alle seine verbliebenen Kämpfer verwundet sind. In diesen Fällen gewinnt der Kontrahent das Spiel.
Die zweite Hälfte des Regelwerkes widmet sich dem Kampagnen-Spiel, bei dem jeder Spieler seine eigene Gladiatorenschule aufbaut. Hier gilt es nicht nur Gladiatoren mit verschiedenen Kampfstilen zu rekrutieren, auch können diese, wenn sie lange genug überleben, an Erfahrung gewinnen und dabei neue Fähigkeiten erlernen. Daneben kann qualifiziertes Personal wie Doktoren, Buchhalter oder Priester in der Gladiatorenschule beschäftigt werden. Diese gewähren besondere Boni, beispielsweise bei der Heilung von Verwundeten oder bei der Ermittlung der Einkünfte.
Die letzten Seiten sind den Anhängen vorbehalten, in denen noch einmal die wichtigsten Regeln zusammengefasst werden und die auch einige Kopiervorlagen für Marker und Spielbögen bereit halten. Auf den Umschlaginnenseiten werden dem Leser schließlich zwölf verschiedenen Gladiatorentypen mit ihren jeweiligen Rollen innerhalb der Arena und ihrem historischen Hintergrund kurz vorgestellt.

Wirklich einem bestimmten Genre zuordnen lässt sich Jugula nur bedingt. Formell wird es als Tabletop-Spiel geführt, jedoch sprechen das fest definierte Spielfeld und die sehr überschaubare Figurenanzahl eher für ein Brettspiel. Der Umgang mit den Karten und die Spielmechanismen erinnern dagegen ein wenig an ein Deckbuilding-Kartenspiel. Letzten Endes ist eine Einordnung jedoch hinfällig, da es darauf ankommt, ob das Spiel Spaß macht oder nicht, und grade in dieser Hinsicht kann Jugula durchaus überzeugen. Der Spielablauf funktioniert, trotz vieler Modifikatoren und zu beachtender Variablen, erstaunlich flüssig und die Grundzüge lassen sich schnell erlernen. Für effektive Figurenkombinationen ist die Lernkurve dagegen schon etwas steiler, aber immer noch einfach genug um als Gelegenheitsspiel durchzugehen. Sehr schön finde ich die Minimierung des Glücksfaktors durch den Einsatz von Handkarten. Hier entscheidet der Spieler tatsächlich selbst, ob und wie er seine Karten sinnvoll einsetzt. Wirklich gut hat mir auch der Kampagnenmodus gefallen, der dem Spiel eine ganz neue Ebene hinzufügt und auch für die nötige Langzeitmotivation sorgt.
Auffällig ist der ungewöhnlich lockere Schreibstil den der Autor in dem Buch nutzt, dennoch gelingt es ihm die Übersicht zu wahren und de, Leser die Regeln gut nahe zu bringen. Vor allem die zahlreichen, mit Diagrammen ergänzten, Beispiele und die Randbemerkungen beugen etwaigen Fragen sehr effektiv vor. Selbst Leser, die in der englischen Sprache nicht übermäßig sicher sind, dürften nur wenige Probleme mit dem Regelverständnis haben. Das Layout wird zudem immer wieder durch Bilder von Miniaturen und Dioramen aufgelockert, allerdings wurde, bis auf wenige Ausnahmen, auf Illustrationen verzichtet.
Der einzige wirklich Kritikpunkt für mich ist der relativ hohe Preis des Regelwerkes und der zwingend erforderlichen Karten. Dagegen variieren die Anschaffungskosten der ebenfalls benötigten Figuren recht stark. Der Hersteller Gripping Beast bietet, im ungewöhnlich großen 35mm-Maßstab, passende Modelle an. Allerdings können die Spieler auch auf die Figuren einer Vielzahl anderer Hersteller in unterschiedlichsten Preis- und Qualitätsabstufungen zurückgreifen.

Ein interessantes und durchaus spannendes Spiel, dass es mit den historischen Fakten zwar nicht genau nimmt, aber dennoch Spaß macht.

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