jeu-d’Œvre

06.12.2016 von Marcus Pohlmann

jeu-d'Œvre

Kategorie:

Autor:

Zeichner:

Verlag / Publisher:

Genre: ,

Spieleranzahl: 2 bis 5 Spieler

Altersempfehlung: ab 10 Jahren

Spieldauer: 15 bis 45 Minuten

Erscheinungsdatum: 13.10.2016

Sprache: Deutsch

Auf der diesjährigen SPIEL in Essen stolperte ich praktisch über den Stand von Public-Tools und kam schnell mit dem Autor Stephan C. Daniel ins Gespräch. Er war mit dem Roman Mit Essen Spielt Man! Baudelaire der Spitzenkoch! und dem dazugehörigen Kartenspiel jeu-d’Œvre vor Ort, in dem er sich ganz dem Thema Ernährung widmet. Grund genug, mich etwas intensiver mit dem Kartenspiel (eigentlich sind es zwei) zu beschäftigen.

Die kleine, ungewöhnlich aufgemachte Verpackung beinhaltet neben zwei Kartendecks mit jeweils 34 Karten noch die zwölfseitige Spielanleitung, in der vier verschiedenen Spielvarianten vorgestellt werden. Die Karten im grünen Deck werden dominiert von der Illustration eines Lebensmittels, die Bandbreite reicht hier von alltäglichen Dingen wie Eiern, Schweinefilet oder Kartoffeln bis zu exotischen Gewächsen, beispielsweise Amaranth oder Quinoa. Daneben gibt eine kleine Wertung an, ob das jeweilige Lebensmittel besonders gut für Kraft, Ausdauer oder Erholung geeignet ist. Schließlich finden sich hier die Kosten, sollte ein Mann oder eine Frau (ebenfalls wieder illustriert) versuchen ihren Tagesbedarf an Eiweiß oder Kohlenhydraten mit dieser Speise zu decken. Einige weitere Angaben runden den Eintrag auf der Karte ab. Das braune Deck enthält die gleichen Speisen, allerdings stehen hier die Werte für Energie, Eiweiß, Kohlenhydrate und Ballaststoffe für jeweils 100 g des Lebensmittels im Fokus. Darüber hinaus gibt es noch eine Kennzeichnung für pflanzliche und tierische Lebensmittel.
An dieser Stelle auf Wunsch des Autors noch ein Auszug aus den Spielregeln zum besseren Verständnis: „Außerdem ist auf den Karten der jeweilige Anteil, der Makronährstoffe in Bezug auf die enthaltene Gesamtenergie, in Prozent angegeben. Auch hier trumpft immer der entsprechend höhere/niedrigere Wert!“

Insgesamt vier Spielvarianten lassen sich mit diesen zwei Kartendecks spielen. Bei der ersten, dem „Nutzen Vergleich“, werden sämtliche Karten des braunen Decks gleichmäßig unter den Spieler aufgeteilt. Der Startspieler sagt einen der vier Werte für Energie, Eiweiß, Kohlenhydrate oder Ballaststoffe von seiner obersten Karte an (üblicherweise den höchsten). Die anderen Spieler vergleichen den Wert nun mit ihrer obersten Karte. Der Spieler mit dem höchsten Wert in der geforderten Kategorie gewinnt die Karten aller Spieler. Dieser Ablauf setzt sich so lange fort, bis es einem Spieler gelingt alle Karten zu gewinnen. Der „Preis-Leistungs-Vergleich“ ist das zweite mögliche Spiel und nutzt das grüne Kartendeck. In dieser Variante geht es darum den Kosten für den täglichen Bedarf für Eiweiß oder Kohlenhydrate mit nur einem Lebensmittel zu bestimmen. Der Spieler, der seinen Tagesbedarf am Günstigsten decken kann, gewinnt auch hier die Runde – und das Spiel, wenn er alle Karten gesammelt hat. Für das „Protein Poker“ wird wiederum das braune Deck genutzt. Jeder Spieler bekommt dabei fünf Karten auf die Hand, legt eine (sinnigerweise die mit dem geringsten Eiweißwert) ab und zieht eine der verdeckten Karten vom Stapel. Hat der Spieler drei oder mehr Karten mit einem möglichst hohen Eiweißwert, so kann er diese vor sich auslegen. In diesem Fall muss er die Anzahl der abgelegten Karten nachziehen und spielt weiter. Wenn keiner der Spieler mehr Kombinationen ausspielen kann und auch keine Karten mehr zum Nachziehen vorhanden sind endet die Partie und der Spieler mit dem höchsten Eiweißwert gewinnt. Das vierte und letzte Spiel, das „Nahrtett“, nutzt ebenfalls das braune Deck. Jeder Spieler bekommt dabei vier Handkarten und versucht vier pflanzliche oder vier tierische Lebensmittel zu sammeln, in dem er eine seiner Handkarten ablegt und eine neue Karte vom Stapel zieht wenn er an der Reihe ist. Hat er vier passende Karten kann er diese ausspielen und vier neue Karten vom Stapel ziehen. Sind alle Karten aufgebraucht gewinnt der Spieler mit den meisten ausgespielten Quartetten.

Die spielerischen Optionen von jeu-d’Œvre beschränken sich bei allen vier Spielvarianten letztendlich darauf, die richtige Karte zum richtigen Zeitpunkt zu ziehen. Taktik, Planung oder gar Strategie bewegen sich in einem sehr überschaubaren Rahmen – auch der Spielspaß bleibt dabei in weiten Teilen auf der Strecke. Letztendlich bietet das zufällige Aufdecken von Karten oder das Vergleichen von Werten dem, mittlerweile doch sehr verwöhnten, Spieler einfach zu wenig um dieses kleine Kartenspiel öfters herauszuholen. Dabei ist die Grundidee gar nicht mal schlecht, Spielern einige Details über ihre Ernährung näher zu bringen. Durchaus könnte ich mir das Spiel, ergänzt um einige weitere, ausführlichere Hintergrundinformationen zum Thema „Ernährung“, im pädagogischen Bereich vorstellen.
Das Kartenmaterial und auch die Spielschachtel machen einen qualitativ soliden Eindruck, wobei mir die Illustrationen nicht sonderlich zusagen. Wirklich Probleme habe ich allerdings mit den Informationen auf den Karten – diese sind teilweise in einem winzigen Schriftgrad gesetzt, auch die Farbwahl ist, vor allem bei den grünen Karten, nicht wirklich glücklich. Die Regelformulierungen mancher Spielabläufe sind stellenweise ausgesprochen vage ausgefallen oder fehlen schlicht ganz, während auf die Erklärung wichtiger Begriffe (sowohl bezogen auf das Spiel als auch auf die Ernährung) leider komplett verzichtet wurde.

Public-Tools legen hier eine Sammlung von vier kleinen, relativ simplen, Kartenspielen rund um das Thema ausgewogene Ernährung vor.

4 Gedanken zu “jeu-d’Œvre”

  1. Hallo Marcus,

    ich möchte Dich bitten den Beitrag zu überdenken.

    Die Kartendecks enthalten jeweils 1/3 tierische Karten.
    Dies erfordert zuweilen taktisches Vorgehen. Dies wird auch in der Spielanleitung erörtert.

    In der Anleitung empfehle ich, vor Spielbeginn einen Einsatz zu bestimmen. In Deiner Rezension schreibst Du rein gar nichts darüber. Wie habt Ihr das erlebt?

    Eine Rezension, sollte nach meiner Auffassung konstruktiv kritisieren, d. h. Vorzüge herausstellen (kein Wort darüber) und Schwächen feststellen, diese dann aber mit konkreten Verbesserungswünschen ausschmücken.

    Rezensionen oder Kritiken sollten, meiner Ansicht nach, auch Beispiele liefern.

    Hier ein Beispiel:
    „während auf die Erklärung wichtiger Begriffe verzichtet wurde“

    Frage an Dich: Welche Begriffe sind Dir wichtig?

    Auch gibts Du Dinge schlichtweg falsch wieder. Beispiel:
    „Daneben gibt eine kleine Wertung an, ob das jeweilige Lebensmittel besonders gut für Kraft, Ausdauer oder Erholung geeignet ist.“

    Dies ist falsch.

    Richtig ist: „Die Sterne geben eine unverbindliche Empfehlung“

    Denn wenn Du das Spiel mit dem Essen richtig spielst (damit meine ich jetzt nicht mein jeu-d’Œvre, sondern Deine tägliche Ernährung), wirst Du feststellen, daß manchmal das eine und manchmal das andere gut ist.

    Insgesamt klingt Deine Rezension – aus meiner Sicht, daher sehr theoretisch und nicht wie ein praktischer Erlebnisbericht. Ich habe als Leser gar nicht das Gefühl, daß Du es gespielt hast. Du schreibst zwar über ein Produkt, aber eben sehr theoretisch.

    Als Leser wünsche ich mir bei Erfahrungsberichten (generell) Lebendigkeit und „Postivität“, sonst breche ich nach drei Absätzen ab.

    Kurz um: Für jedes Spiel (also in Gänze!), würde ich mir von einem Rezensenten einen praktischen Erfahrungsbericht wünschen. Und zwar mit Fotos und Zitaten der Mitspieler.

    In unserem speziellen Fall hättest Du auf das Rezensionsexemplar verzichten können. Das Rezensionsexemplar war für die „quasi Liveberichterstattung“ am Spiel gedacht.

    Als letztes noch, weil ich es wirklich unpassend finde: Du beschreibst Deine subjektive Wahrnehmung, wie Dir meine Aquarelle „nicht“ gefallen. Über Geschmack lässt sich nicht streiten. Fakt ist, daß die Bilder vielen anderen gefallen haben. Bezogen auf die vorliegende Rezension jedoch, tut es nichts zur Sache. Ich hätte auch Fotos machen können, vielleicht hätten die ausgerechnet Dir besser gefallen, aber vielen anderen nicht. D. h. ich würde mir von Dir positive Formulierungen wünschen. Beispiel: „Wer wunderschöne Aquarelle mag, dem werden die Karten sicher gefallen!“

    Kurz: Mich als Leser (nicht als Spieleautor!) interessiert nicht, was Du als Redakteur nicht magst.

    so, das war´s von mir

    Danke für Deine Mühe.

    Viele Grüße

    Stephan

    1. Averan sagt:

      Hallo Stephan,

      da ich das Spiel nicht kenne, kann ich nur auf das eingehen, was ich von meiner Position aus sehe. Daher fasse ich mich kurz:
      Eine Rezension ist eine Rezension und weder eine Liveberichterstattung, noch Werbung (Fotos und Zitate) noch ein Erfahrungsbericht. Es ist weder ein Lektorat (Verbesserungsvorschläge) noch irgendetwas anderes in diese Richtung. Und ganz wichtig: Eine Rezension ist immer mit der subjektiven Meinung des Rezensenten versehen.
      Zu sagen, die „wunderschönen“ Aquarelle gefallen jedem, der Aquarelle mag: Leider muss ich dem widersprechen, denn mir gefallen sie auch nicht. Was wäre denn gewesen, wenn Marcus geschrieben hätte „Wer wunderschöne Aquarelle mag, dem werden die Karten sicher nicht gefallen“? Das wäre ja dann genauso gerechtfertigt.

      Den Leser einer Rezension interessiert eigentlich nur, wie der Rezensent das Produkt findet. Für alles andere gibt es Werbung, Liverberichte und diverses andere.

  2. Sven Müller sagt:

    Was man sich nicht alles zu einer Rezi eines 20-Euro-Spieles wünschen kann.
    Eine positive Rezi, dazu noch einen Erfahrungsbericht. Fotos (am besten welche, wo die Mitspieler debil grinsend mit Victory-Zeichen und präsentiertem Spielecover in die Kamera stieren) , Zitate von Mitspielern (nur die wirklich Guten) , Verbesserungsvorschläge, Kritik gern, aber bitte nicht zu negativ, immer schön positiv bleiben, auch wenn es nichts positives zu berichten gibt und teile es bitte auf FB, Twitter und auf sonst einschlägigen Kanälen, kostenfreie Werbung ist schließlich gern gesehen!

    Aber wenn es Dir nicht gefällt, schweig gefälligst stille Du inkompetenter Banause, der der dieses Spiel nicht versteht!

    Mir soll eine Rezension in der schier unüberschaubaren Flut an Veröffentlichungen eine Hilfe geben,Interesse wecken (das funktioniert übrigens auch mit einer negativen Rezi), oder mir helfen meine mir kostbare Zeit zu sparen.
    Und das hat Marcus hier ganz wunderbar gemacht und ich bedanke mich für die eingesparte Lebenszeit!

  3. Moin Stephan!

    Offensichtlich haben wir nicht nur ein grundlegend gegensätzliches Verständnis davon, was ein unterhaltsames Spiel ausmacht, sondern auch was eine Rezension beinhalten sollte.

    Wie schon erwähnt umfasst eine Rezension neben einem Überblick über das jeweilige Produkt die Meinung des Rezensenten. Diese fällt nicht zwangsläufig, zumindest nicht bei mir und nicht beim Roten Dorn, positiv aus. Mit jedem Rezensionsexemplar, das auf meinem Schreibtisch landet, setze ich mich kritisch und intensiv auseinander (daher dauert eine Besprechung gerne auch etwas länger) – und mache es mir eben mit Kritik nicht einfach.

    Mir ist klar, dass Du als Autor eine Menge Zeit, Nerven, Herzblut und letztendlich auch Geld in jeu-d’Œvre gesteckt hast – und es nicht gerne siehst, wenn man (also in diesem Falle ich) Dein Baby etwas kritischer betrachtet. Das ist für mich verständlich und ich kann Deine Entrüstung durchaus nachvollziehen.

    Ich habe alle vier Spielvarianten mehrfach mit unterschiedlichen Spielern angetestet, die Regeln gelesen (und, entgegen Deiner Annahme, auch verstanden) und mich durchaus mit der Materie auseinandergesetzt.
    Sicherlich wirst Du Verständnis dafür haben, dass ich bei Rezensionen nicht auf jedes kleine Regeldetail eingehen kann – und will. Ansonsten würde dies, vor allem bei komplexeren Spielen als dem Deinen, den vernünftigen Rahmen deutlich sprengen. Der Leser soll einen Überblick über die Spielmechanismen, Optik und Inhalt erhalten, bei weitergehendem Interesse kann er sich die Regeln herunterladen, Let’s Play-Videos schauen, weitere Rezensionen lesen oder das Spiel einfach kaufen.

    Aber nur um zu zeigen, dass ich mir meine Kritik nicht aus purer Bosheit aus den Fingern gesaugt habe:
    Du erwähnst unter anderem Makronährstoffe, Proteine oder Aminosäure-Verkettungen und hebst diese fett und farbig heraus. Leider bekommt der Leser/Spieler keinerlei weiterführende Informationen über diese, Dir offensichtlich wichtigen, Begriffe und in welcher Relation sie zueinander stehen. Auch kann ich mir denken, was Du mit „Bedingungssatz“ meinst – trotzdem wäre eine verbindliche Definition schön gewesen. Die Regeln eines Spieles sollten im optimalen Fall keinerlei Raum für Interpretationen bieten!
    Was die Gestaltung der Karten angeht findet sich meine Meinung in der Rezension wieder. Eine oder zwei Deiner Illustrationen gefallen mir durchaus – dagegen steht aber der große Rest, der mir eben nicht zusagt und bei einigen kann ich die abgebildeten Lebensmittel nur mit viel Fantasie erkennen. Aber, um den großartigen John Cleese zu zitieren: „I may not know much about art, but I know what I like!“.

    Ich glaube, das große Probleme von jeu-d’Œvre ist, dass Du zu viel auf einmal willst. An eine eng definierte Zielgruppe gerichtet, mit entsprechender Aufmachung und vor allem ausführlich aufbereiteten Hintergrundinformationen hätte dieses Spiel durchaus seine Berechtigung.

    Und wenn von Deiner Seite aus noch weiterer Klärungsbedarf besteht würde ich das gerne auf einem nicht-öffentlichen Weg abwickeln.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert