In Her Majesty“s Name

20.05.2013 von Marcus Pohlmann

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Erscheinungsdatum: 01.05.2013

Sprache: Englisch

Der renommierte britische Verlag Osprey Publishing, vor allem bekannt durch seine militärhistorischen Bücher, wagt sich gelegentlich auch in andere Bereiche vor und publiziert historische Romane, arbeitet mit dem Computerspielhersteller Slitherine Software zusammen oder bringt unter dem Label Osprey Wargames auch selbst Regelbücher für Tabletop-Spiele heraus. Das vorliegende Skirmish-Spiel In Her Majesty’s Name folgt dabei dem derzeitigen Steampunk-Trend und führt den Leser in die Zeit um das Jahr 1895, in der das britische Empire unter Königin Viktoria auf dem Höhepunkt seiner Macht war. Kleine Gruppen mutiger Männer kämpfen hier, nicht nur um Auftrag der Königin, um technische Errungschaften, mystische Artefakte und natürlich Gold und Ruhm.

Ohne sich großartig mit Erklärungen zum Hintergrund oder Tabletops im Allgemeinen aufzuhalten, widmen sich die Autoren direkt den, für das Spiel relevanten, Begrifflichkeiten. Im Zentrum des Spiels stehen dabei vier Attribute, über die jeder Charakter verfügt. Das Wichtigste davon ist das sogenannte „Pluck“, das sowohl für die Entschlossenheit einer Figur, ihren Mut oder auch ihre Zähigkeit herhalten muss. Darauf folgen die beiden Werte für Nah- und Fernkampf und die Geschwindigkeit, mit der sich Figuren über das Spielfeld bewegen. Daneben verfügen viele Figuren noch über Talente, die ihnen meist Boni auf verschiedenen Würfelproben oder andere Vorteile gewähren. Einige wenige Individuen sind darüber hinaus mit mystischen Fähigkeiten ausgestattet, die es ihnen erlauben, außergewöhnliche Effekte im Spiel zu nutzen und Zauber zu wirken. Auch hat fast jede Figur einige Ausrüstungsgegenstände bei sich, zumeist Waffen oder Rüstungen, aber es finden sich hier auch obskure Dinge dampfbetriebene Fahrzeuge, elektrische Regenschirme oder Drogen.
An diesen Teil schließen sich die eigentlichen Regeln an, die nur wenige Seiten in Anspruch nehmen. Das Spiel wird in Runden abgehandelt, in denen die Spieler ihre Figuren abwechselnd ziehen und mit diesen handlen. Neben den verschiedenen Bewegungsarten spielt natürlich der Kampf eine entscheidende Rolle. Hierbei wirft der Angreifer einen zehnseitigen Würfel, addiert seinen Fern- oder Nahkampfwert, seinen Waffenbonus und andere mögliche Modifikatoren. Erreicht oder übertrifft er den Rüstungswert des Ziels, so gilt dies als Treffer und der Getroffene muss einen Test auf sein „Pluck“-Attribut ablegen, um den Treffer zu ignorieren, zu Boden zu gehen oder ganz aus dem Spiel entfernt zu werden. Gespielt wird solange, bis das Ziel des jeweiligen Szenarios erfüllt ist, oder aber die maximale Rundendauer erreicht ist. Ergänzt wird dieser Regelteil noch mit ausführlichen Einträgen zu verschiedenen Ausrüstungsoptionen, Talenten, mystischen Fähigkeiten und typischen Eigenheiten des Steampunk-Genre, seien dies Blitzwerfer, reanimierte Mumien, dampfgetriebene Exoskelette oder mächtige Zauber.
Damit die Spieler auch etwas haben, womit sie in die Schlacht ziehen können, gibt es neben den Regeln zur Erstellung eigener Truppen auch zehn fertige Kompanien. Hier steht der Spieler vor der Wahl zwischen britischen Kolonialtruppen, Soldaten der Fremdenlegion, aber auch chinesische Tongs, ägyptische Kultisten mit ihrem unsterblichen Pharao oder anarchistische Proletarier können aufs Feld geführt werden. Jeder Eintrag listet, neben einem kurzen Hintergrundtext, die Werte der jeweiligen Figuren, ihre Ausrüstungsoptionen und Besonderheiten auf. Im Anschluss bietet der Band auch zehn Szenarien, die breit gefächert sind und von einfachen Schlachten über die Jagd auf eine Brieftaube bis hin zum Kampf gegen einen entflohenen Supermutanten alles bieten, was sich ein Spieler wünschen kann. Zusätzlich können die Missionen modifiziert werden durch Minenfelder, Erdbeben oder gar dem Eingreifen von Polizeikräften. Auch das jeweilige Schlachtfeld spielt eine Rolle, daher finden sich Regeln für die Wüsten Ägyptens genauso wie die Passagiergondel des Luftschiffs Hindenburg oder die stillen Korridore des British Museum. Abgerundet wird der Band schließlich durch Regeln für kleine Kampagnen und eine Übersicht des Rundenablaufs.

Osprey Wargames legen hier ein schnelles und einfach zu erlernendes Skirmish-Tabletop vor, welches mit nur wenigen, in der Regel zwischen zehn und fünfzehn, Figuren auskommt und sich dadurch recht gut als Zweitsystem oder als Einstieg in die Welt der Steampunk-Tabletops eignet. Die Verwendung eines zehnseitigen Würfelsystems ist zwar eher ungewöhnlich, funktioniert aber recht gut und sorgt für eine breitere Streuung der Ergebnisse als bei den gängigen System die sechsseitige Würfel nutzen. Auch die Menge an Modifikatoren, die in einen Wurf einfließen, bleibt noch übersichtlich und hindert den Spielfluss kaum.
Die Aufmachung des Bandes ist, wie vom Verlag gewohnt, sehr ansprechend mit einigen farbigen Illustrationen und zahlreichen Fotos von Miniaturen in unterschiedlichen Spielsituationen. Viele der abgebildeten Figuren stammen von der Firma North Star Military Figures, die passend zum Spiel eine eigene Miniaturenserie veröffentlicht hat, jedoch lassen sich auch beliebige Figuren anderer Hersteller im Maßstab zwischen 25 und 32 mm einsetzen. Da es die Regeln erlauben eigene Truppen zu generieren, stellt hier lediglich die Sammlung des Spielers eine Einschränkung dar.
Nicht ganz so gelungen ist leider die Aufteilung des Textes. Stellenweise muss der Leser wichtige Informationen mühsam suchen die über das ganze Buch verteilt sind, auch die Entscheidung die meisten Tabellen nicht an einer Stelle zusammenzufassen ist unglücklich gewählt. Grade diese beiden Dinge, verlangsamen den Spielfluss zu Beginn erheblich, da die Spieler mehr damit beschäftigt sind, die jeweiligen Regeln zu suchen, als tatsächlich zu spielen. Dies renkt sich zwar nach einigen Runden ein, stört jedoch den Einstieg in das Spiel. Davon abgesehen bietet In Her Majesty’s Name ein gutes Skirmish-Tabletop, bei dem eindeutig der Spaß am Spiel im Vordergrund steht.

Ein ordentliches Regelsystem, die schön umgesetzte Steampunk-Thematik und geringe Einstiegskosten machen das Spiel zu einer lohnenden Anschaffung für Tabletop-Interessierte.

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