Dropzone Commander

15.06.2015 von Marcus Pohlmann

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Erscheinungsdatum: 01.11.2014

Sprache: Deutsch

Nach einem etwas holprigen Start hat das Science-Fiction-Tabletop Dropzone Commander langsam auch in der hiesigen Szene Fuß gefasst. Einen nicht unerheblichen Anteil daran dürfte die deutsche Version des Spiels haben, die vom Verlag Martin Ellermeier veröffentlicht wird. Der Verlag, der vor allem durch die beiden Spielemagazine Tabletop Insider und Mephisto bekannt sein dürfte, betreut außerdem als Distributor für den britischen Hersteller Hawk Wargames den deutschen Markt.

Die Einleitung des 160 Seiten starken Hardcover-Bandes soll dem Leser den Hintergrund des Spieluniversums näher bringen. Kurz zusammengefasst wurde die menschliche Rasse von parasitären Außerirdischen von der Erde und vielen anderen Sternensystemen in die Weiten des Raumes vertrieben, formierten aber nach etlichen Jahren im Exil einen effektiven Widerstand. Im Jahr 2670 machen sich schließlich die Menschen der Kolonien daran, ihre Ursprungswelten zurückzuerobern und die Aliens zu vernichten.
Nach dieser knappen Einleitung gehen die Autoren zu den eigentlichen Regeln über. Altgedienten Tabletop-Veteranen dürfte hier vieles bekannt vorkommen. So verfügt jede Einheit über eine ganze Reihe von Werten, wie beispielsweise Panzerung, Bewegung, Lebenspunkte und weiteren Spezifikationen wie Sonderfähigkeiten und Bewaffnung. Die Truppentypen werden grob in Infanterie, Fahrzeuge und Flieger unterteilt, wobei den gewaltigen Truppentransportern die dem Spiel seinen Namen geben eine besondere Bedeutung zukommt. Diese ermöglichen es, Einheiten relativ schnell über große Entfernungen zu bewegen und sie dort einzusetzen, wo sie benötigt werden.\r\n<br>Die Armeezusammenstellung erfolgt über ein Punktsystem, bei dem jede Einheit über einen festen Punktwert verfügt und die Spieler sich im Vorfeld auf eine Spielgröße einigen. Eine gängige Größe sind dabei 1.500 Punkte, was einer mittelgroßen Schlacht entspricht. Die Armee wird eventuell nochmals in einzelne Truppenverbände, die sogenannten Kampfgruppen unterteilt.
Haben die Spieler ihre Armeen zusammengestellt, das Spielfeld aufgebaut und sich für ein Szenario entschieden, kann endlich das eigentlich Spiel beginnen. Dabei gliedert sich eine Spielrunde in verschiedene Phasen auf, in denen die Spieler agieren. So wird zu Beginn die Initiative ermittelt, der Spieler der hier gewinnt darf eine seiner Kampfgruppen aktivieren und mit dieser verschiedene Aktionen durchführen, beispielsweise sich bewegen oder auf gegnerische Modelle schießen. Abhängig von den ausgewählten Waffen und den Abwehrmaßnahmen des Zieles wirft der Angreifer nun eine gewisse Anzahl sechsseitiger Würfel. Mit diesen muss er den Genauigkeitswert seiner Waffe erreichen, jeder Treffer wird nun erneut gewürfelt, um zu sehen, ob die Stärke der Waffe ausreicht die gegnerische Panzerung zu durchdringen. Gelingt dies, so erleidet das getroffene Modell einen Schadenspunkt und wird unter Umständen aus dem Spiel entfernt. In der letzten Phase werden schließlich verschiedene Effekte abgehandelt und die Siegbedingungen überprüft.
Natürlich bieten die Regeln deutlich mehr Möglichkeiten, vor allem was die Fähigkeiten der Truppen und ihre Kombinationsmöglichkeiten angeht, aber grundsätzlich lässt sich das System auf diesen simplen Mechanismus reduzieren.
An den eigentlichen Regelteil schließen sich die Armeepläne und Szenarien an, die bei Dropzone Commander eine besondere Bedeutung einnehmen, da hier in der Regel nicht die mächtigsten Kanonen sondern der geschickteste Truppeneinsatz belohnt wird. Die hier vorgestellte Bandbreite an Missionen reicht von relativ gradlinigen Schlachten, über Erkundungsmissionen bis hin zur Eliminierung bestimmter gegnerischer Truppen.
Mehr als die Hälfte des Bandes wird von der Vorstellung der vier zur Verfügung stehenden Fraktionen eingenommen. Jedes dieser Kapitel ist ähnlich aufgebaut und enthält  Hintergrundinformationen über das jeweilige Volk, seine bevorzugten Technologien und Kampfstrategien. An diesen Fluffteil schließen sich die Armeelisten an, die alle zur Verfügung stehenden Einheiten mit Spielwerten auflisten, sowie Hinweise zur Armeeaufstellung geben. Abgeschlossen wird jedes Kapitel durch eine kleine Gallerie, in der verschiedene Farbschemata für die Armeen gezeigt werden und als Inspiration für die Miniaturenmaler dienen können.
Bei den „United Colonies of Mankind“ handelt es sich um die normalen Menschen, die weit über die Galaxie verstreut sind. Die Truppen sind in jeder Hinsicht durchschnittlich, haben keine herausragenden Stärken und Schwächen, lassen sich aber, bedingt durch die relativ geringen Punktekosten sehr flexibel auf den jeweiligen Gegner oder das Szenario anpassen. Die „Post-Human Republic“ ist die zweite menschliche Fraktion des Spiels und verfügt über sehr effektive, aber auch teure Truppen. Auch hier findet sich für fast jeden Spielstil die entsprechende Einheit, allerdings muss sich der Spieler darauf einstellen meist weniger Figuren auf dem Feld zu haben, als der Gegner. Die Rolle der bösen Aliens übernehmen bei Dropzone Commander die parasitären „Scourge“. Diese Armee ist in der Regel auf schnelle, vernichtende Angriffe spezialisiert und kombiniert dafür hohe Geschwindigkeit mit großer Feuerkraft auf kurze Reichweiten. Die letzte Fraktion, die „Shaltari“ wirken etwas schwächer im direkten Vergleich, verfügen aber über einige ausgeklügelte Waffensysteme und beherrschen die Teleportationstechnik, was sie wahrscheinlich zur schnellsten Armee auf dem Spielfeld macht.
Abgerundet wird der Band schließlich mit weiteren Bildern bemalter Figuren, Kopiervorlagen für Marker und Schablonen, sowie einem Index der die Orientierung im Band erleichtert.

Die Autoren erfinden das Tabletop-Genre mit Dropzone Commander sicherlich nicht neu, sind die grundlegenden Mechaniken doch schon vielfach in dieser oder ähnlicher Form genutzt worden. Allerdings verfügt das Spiel über einige gravierende Unterschiede zu vielen anderen Systemen. Optisch fällt hier sicherlich der gewählte 10 mm-Maßstab der Figuren ins Auge, aber auch spielerisch verfügt das Tabletop über mehrere Besonderheiten. Zum einen ist dies natürlich die immense Bedeutung die der Mobilität der Truppen zukommt, auch die Einbindung des Geländes ist nicht unbedingt alltäglich. Schließlich machen auch viele Kleinigkeiten, wie beispielsweise die Gegenmaßnahmen beim Beschuss durch gegnerische Truppen oder der Kampf in Gebäuden, das Spiel interessant und sorgen für ein spannendes Spielerlebnis. Das Spiel funktioniert bei kleinen, mittleren und großen Schlachten ähnlich gut, wobei das System seine eigentlichen Stärken erst mit größeren Truppenverbänden wirklich gut ausspielen kann. Der Spielablauf ist dabei immer noch flüssig und den Spielern steht eine große Bandbreite von Truppen zur Verfügung, deren Einsatz viel vom Reiz des Spieles ausmacht.
Der gute Gesamteindruck des Spiels setzt sich bei der Aufmachung des Regelwerkes fort. Struktur und Übersetzung des Buches sind verständlich und lassen wenig Interpretationsspielraum bei den Texten, unterstützt wird dies außerdem durch verschiedene Beispiele und Diagramme. Dazu gibt es zahlreiche Bilder von ansehnlich bemalten Modellen und auch an einen Index haben die Macher gedacht. Was allerdings vergessen wurde, ist eine Übersicht der verschiedenen Tabellen, zusammengefasst an einer Stelle. Derzeit müssen die Spieler sich durch das gesamte Regelwerk blättern um nachzuschlagen. Der Verlag Martin Ellermeier bietet zwar auf seine Homepage verschiedene Ressourcen für das Spiel zum Download an, eine solche Übersicht ist allerdings bisher noch nicht darunter.

Dropzone Commander bietet gleich in mehrfacher Hinsicht Abwechslung von vielen gängigen Tabletop-Systemen und ist sicherlich ein interessantes Spiel für Freunde großangelegter Schlachten.

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