Almanach der versunkenen Reiche

17.02.2014 von Marcus Pohlmann

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Erscheinungsdatum: 01.12.2013

Sprache: Deutsch

2008 als Ergänzung und Alternative zu Dungeons & Dragons entstanden, kann das Fantasy-Rollenspiel Pathfinder mittlerweile eine beeindruckende Anzahl an Veröffentlichungen vorweisen. Mit schöner Regelmäßigkeit bringen Ulisses Spiele neue Abenteuer, Regelwerke, oder wie im vorliegenden Fall, Quellenbücher heraus die Spielern und Spielleitern das Spielsystem, aber auch die Spielwelt Golarion näher bringen. Der Softcover-Band Almanach der versunkenen Reiche ergänzt dabei schon zwei vorangegangene Publikationen, die sich, vom Aufbau recht ähnlich, mit Gewölben und Ruinen beschäftigt haben.

Die Autoren stellen dem Leser auf den 68 Seiten sechs untergegangenen Zivilisationen ausführlich vor, die in der Geschichte Golarions eine bedeutsame Rolle gespielt haben. Ergänzt wird dies durch ein kurze Auflistung einiger weniger einflussreicher Völker und einen Zeitstrahl, anhand dessen sich die Entwicklung der Kulturen in den Kontext der Spielwelt einordnen lässt.
Jedes der sechs Kapitel erstreckt sich über rund zehn Seiten, auf denen der Leser vor allem viel Hintergrundwissen über die jeweilige Zivilisation erfährt. Kurz erwähnt wird auch der heutige Zustand des Reiches oder auch seiner Nachfolger, sollte es diese denn geben. Ergänzend findet sich auch eine Auflistung der Kreaturen, auf die Forscher bei ihren Abenteuern in den Ruinen treffen können, besondere Artefakte, die auf ihre Entdeckung warten und auch herausragende Gebäude oder Sehenswürdigkeiten, um die herum sich vom Spielleiter Abenteuer spinnen lassen.
Das erste Kapitel setzt sich mit der frühen, menschlichen Zivilisation von Alt-Osirion auseinander, die zu ihrer Hochzeit einen guten Teil der Länder an der Inneren See beherrschte. Gegründet durch den göttlichen Nethys dehnte sich das Wüstenreich schnell aus und perfektionierte vor allem die magischen Künste aber auch den Totenkult. Entsprechend spielen Untoten, vor allem Mumien, Pyramiden und Sphinxen eine herausragende Rolle bei der Erforschung der Hinterlassenschften dieses Reiches.
Durch eine gewaltige Naturkatastrophe wurden die Überreste des Reiches von Ghol-Gan vernichtet. Zu diesem Zeitpunkt waren seine Bewohner, die mächtigen Zyklopen, nach einer langen Blütezeit immer weiter zu blutrünstigen Kannibalen degeneriert. Fast alle Städte und Stufenpyramiden des Volkes liegen tief unter Wasser begraben und nur wenige Bauwerke und Zeugnisse sind von diesem einst kultivierten und fortschrittlichen Volk übrig geblieben.
Ebenfalls durch eine gewaltige Überschwemmung wurden die beiden Reiche Lirgen und Yamasa am Golf von Abendego vernichtet. Lirgen war für seine Philosophen und Sterndeuter berühmt und befand sich in fast symbiotischer Beziehung zu den Bauern und Handwerkern, die Yamasa bewohnten. Mittlerweile sind von diesen Völkern nur noch versprengte Familien und einzelne Handelsposten anzutreffen, die in Sümpfen hausen und sich an die Überreste ihrer vormaligen Größe klammern.
Das Imperium von Jistkas, das erste wirklich bedeutsame menschliche Reich, verdankte seinen Aufstieg der technologischen Findigkeit seiner Gelehrten, dem Schutz durch beschworene Elementargeister und dem Expansionswillen seiner Herrscher. Schließlich wurde das Reich von innen durch Korruption und Dekadenz zerfressen und schließlich vom aufstrebenden Alt-Osirion nahezu komplett aus der Erinnerung getilgt.
Druiden lenkten lange Zeit die Geschicke der Clans von Sarkoris, bis es dem Dämon Deskaris gelang, den Glauben der dort lebenden Menschen zu korrumpieren. Mit Hilfe eines menschlichen Verbündeten gelang es, ein Portal in die Abyss zu öffnen und so wurde das Land völlig von Dämonen überrannt. Nur noch wenige menschliche Enklaven sind von dieser großen Kultur übrig geblieben, da die Nachbarländer konsequent jede Hilfe verweigerten und den Flüchtenden kein Asyl gewährten.
Gegründet vom Runenmagier Xin und seinen sieben mächtigsten Schülern wuchs das Reich von Thassilon schnell, indem die Magier Riesen und Drachen kontrollierten und die Kräfte dieser Wesen für ihre Zwecke nutzten. Nachdem der Runenkaiser einer Intrige seiner Untergebenen zum Opfer gefallen war, verfielen sowohl die Moral als auch die magischen Künste immer weiter und als schließlich der Erdenfall kam, standen die Magier dieser Katastrophe weitgehend ohnmächtig gegenüber.

Der Almanach der versunkenen Reiche ist für den Spielleiter in erster Linie ein wirksames Hilfsmittel um seine Spieler tiefer in die Geschichte Golarions, der Spielwelt, eintauchen zu lassen. Die Einträge bieten ausreichende Informationen zu der jeweiligen Kultur, lassen gleichzeitig für die Spieler aber noch ausreichende Freiräume um selbst Dinge entdecken zu können und den Relikten vergangener Größe nachzuspüren. Überschneidungen mit historischen Zivilisationen gibt es gelegentlich, so ähnelt beispielsweise die Kultur der Ägypter frappierend jener von Alt-Osirion, diese stören jedoch nicht weiter. Jedoch haben sich die Autoren zumeist Mühe gegeben etwas Eigenständiges und Neues zu schaffen, um Freunde des Pathfinder-Rollenspiels gut zu unterhalten. Zudem bieten die verschiedenen Einträge zu den Vermächtnissen der Zivilisationen genug Ansätze um daraus zahlreiche Abenteuer oder gar ganze Kampagnen herum zu spinnen.
Die Aufmachung des, wie gewohnt vierfarbigen, Bandes ist solide, reiht er sich doch nahtlos in die Serie seiner Vorgänger ein. Layout und Übersetzung bieten eben sowenig Anlass zur Kritik wie die Illustrationen im Innern, die bestimmte Aspekte der jeweiligen Kultur recht treffend wiedergeben.

Spielleiter finden in dem schmalen Band sechs interessante Kulturen, die etwas mehr Tiefe in die Spielwelt Golarion bringen und die Spieler in die Rolle von Altertumsforschern schlüpfen lassen.

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